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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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durchgestrichen hatte – und dass es nicht seine Hand gewesen war, die Anelias Namen ausgestrichen hatte.
    Wie zum Teufel konnte so etwas sein? Und was hatte es zu bedeuten?
    Die zweite Antwort war naheliegend, trieb ihm aber einen Schauder über den Rücken. Das ließ sich mit einem einzigen Anruf nachprüfen. Er zögerte. Wollte er es denn so genau wissen? Er war Geschäftsmann! Es war seine Aufgabe, Bescheid zu wissen. Nur so konnte man rechtzeitig reagieren, neue Chancen nutzen und Risiken vermeiden.
    Tariq suchte die Nummer heraus und wählte. Bereits nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben. Es meldete sich die Stimme von Frau Roderer, und allein ihr panischer Unterton bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.
    »Kabaschi«, meldete er sich knapp.
    »Endlich! Wir versuchen schon den ganzen Morgen, Sie zu erreichen«, gellte ihre Stimme in seinem Ohr. »Das Handy mit der Nummer, die Sie uns gegeben haben, ist immer ausgeschaltet.«
    »Ja, das gibt es nicht mehr«, gab er zu. »Was ist denn los?«, fuhr er fort, obgleich ihn ihre Antwort nicht mehr überraschen konnte.
    »Sie ist tot!«, kreischte Frau Roderer, dass er das Telefon ein Stück von seinem Ohr weghalten musste. »Anelia, sie wurde ermordet. Jemand ist bei uns eingebrochen und hat ihr die Kehle durchgeschnitten! Sie können sich nicht vorstellen, wie schrecklich das alles ist.«
    Doch, das konnte er sich sogar ziemlich gut vorstellen. Er hatte noch genau das Bild der ermordeten Yulia vor Augen.
    »Wo ist sie? Wo befindet sich die Leiche jetzt?«
    »Was glauben Sie denn? In ihrem Zimmer, wo sie ermordet wurde.«
    »Haben Sie die Polizei gerufen?«, erkundigte sich Tariq.
    »Nein! Wie könnten wir? Wir würden bestimmt Schwierigkeiten bekommen.«
    »Möglich«, stimmte er ihr zu, doch das fachte ihren Zorn noch mehr an.
    »Und Sie sind an allem schuld!«
    »Ich?«, rief Tariq, nun ebenfalls erzürnt. »Ich habe Ihnen lediglich zu dem verholfen, was Sie wollten.«
    »Sie haben uns das alles eingebrockt, als Sie uns Anelia verkauft haben!«, beharrte Frau Roderer.
    »Aber ich habe sie nicht ermordet«, widersprach Tariq in eisigem Ton, der seine Wut verbarg.
    Er hörte Geräusche auf der anderen Seite der Verbindung, dann erklang die Stimme von Herrn Roderer, der kaum weniger erregt war als seine Frau.
    »Hören Sie, Kabaschi, Sie sorgen dafür, dass die Leiche verschwindet und keiner etwas erfährt, aber dalli! Ich warne Sie, wenn wir Ärger bekommen, dann haben Sie ein richtig großes Problem. Wir kennen Ihren Namen und Ihre Geschäftsadresse. Ich könnte mir vorstellen, dass die Kripo großes Interesse an Ihrem kleinen Sklavenhandel hat, und dann werden Sie die nächsten Jahre im Knast verrotten. Also sehen Sie zu, dass Sie hier schleunigst auftauchen und diese Sauerei in Ordnung bringen!«
    Er legte auf, während Tariq noch minutenlang das Handy in der Hand hielt, das monoton zu tuten begann.
    Hatte er gerade richtig gehört? Die Roderers machten ihn nicht nur für alles verantwortlich, sie besaßen auch noch die Frechheit, ihm zu drohen? Diese Narren hatten keine Ahnung, mit wem sie sich anlegten.
    Bedächtig steckte Tariq das Handy ein und starrte wieder auf die Liste hinab. Nun musste er sich der ersten der beiden Fragen stellen: Wer hatte Anelias Namen durchgestrichen? Wer hatte von dem Mord gewusst und besaß Zugang zu seinem Tresor?
    Die einzige Person, die ihm einfiel, war Melanie, seine Frau. Ja, es war möglich, dass sie den Tresor öffnen konnte. Aber warum sollte sie die Liste herausnehmen und Anelias Namen durchstreichen? Hatte sie Anelia und die anderen Frauen etwa auch getötet?
    Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam ihm diese Lösung vor, vor allem, weil ihm keine andere Möglichkeit einfiel. Aber warum zum Teufel tat sie so etwas? War sie denn völlig übergeschnappt, alles, was sie sich mühsam aufgebaut hatten, in Gefahr zu bringen?
    Er legte stöhnend den Kopf in die Hände. Was für ein Wahnsinn! Er musste ihr Einhalt gebieten. Er musste das beenden, ehe man sie erwischte. Vielleicht war ihr die Kripo ja schon auf den Fersen. Dann musste er zusehen, dass sie ihn da nicht mit hineinzog. Wenn sie ihren Kopf in eine Schlinge steckte, bitte, das war ihre Sache, aber er würde seinen Hals nicht auch noch mitliefern!
    Doch eines nach dem anderen. Zuerst würde er sich um die Roderers kümmern. Sie hatten ihm gedroht? Das war ein Fehler gewesen. Ein sehr großer Fehler …
    »Notrufzentrale, wer spricht

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