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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nachholen.«
    Felix Leonhard unterdrückte ein Gähnen und nickte. »Ja, würde ich normalerweise auch, doch da gibt es etwas, das ich Ihnen gern erzählen würde.«
    Sabine wiegelte ab. »Schlechter Zeitpunkt. Ich finde Ihre Recherchen interessant, aber ich bin schon spät dran und muss mich bei meinem Chef melden. Ehrlich gesagt, wir geraten bei diesen Fällen langsam unter Druck. Können wir vielleicht heute Abend darüber reden?«
    Der Journalist schüttelte den Kopf. »Es geht um die Morde. Ich habe gestern mit einer Prostituierten gesprochen, die die Tote im Park gekannt hat – und deren Zuhälter!«
    Die Kommissarin starrte ihn perplex an. »Hat Sie Ihnen einen Namen genannt?«
    »Nicht nur das!«
    Sabine fasste ihn am Ellbogen. »Felix, kommen Sie mit rein. Ich muss Ihre Aussage aufnehmen. Vielleicht kommen wir endlich ein Stück weiter.«
    Der Journalist lachte. »Ah, jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit. Wenn es dann noch einen Kaffee gibt, dann fängt der Tag doch nicht ganz so schlecht an.«
    »Sie kriegen so viel Kaffee, wie Sie möchten!«, rief Sabine enthusiastisch. Sie meldete ihn beim Empfang an, reichte ihm seinen Besucherausweis und lotste ihn durch die Eingangssperre in den Finger B hinüber. Er folgte der Kommissarin in ihr Büro. Sönke war noch nicht da. Sabine bat die Sekretärin, ihnen Kaffee zu bringen, und stellte das Aufnahmegerät zwischen ihnen auf den Tisch.
    »So, nun erzählen Sie mir bitte alles, was Sie erfahren haben. Nehmen Sie sich Zeit.«
    Felix lächelte sie an. »Es ist für mich ein wenig ungewohnt, meinem Gesprächspartner die Regie zu überlassen.«
    Sabine erwiderte sein Lächeln. »Kann ich mir denken, doch heute muss ich die Fragen stellen. Also, wie hieß die Prostituierte, mit der Sie sich unterhalten haben, und wo haben Sie sie getroffen?«
    »Sie heißt Janka und stammt aus Bulgarien. Sie ist neunundzwanzig Jahre alt und kam mit siebzehn nach Deutschland. Ein Freund aus ihrem Dorf hat ihr eine Stelle als Kindermädchen angeboten, und sie war so naiv, an die große Chance im goldenen Westen zu glauben.«
    Sabine nickte. Die Geschichten ähnelten sich. Es war so leicht, die jungen Frauen in den Westen zu locken, wo es dann ein böses Erwachen gab.
    »Der Freund hat sie an einen Albaner namens Valdin verkauft. Sie wurde in sein Haus gebracht, wo er und einige seiner Freunde Janka vergewaltigten. Dann begann eine Irrfahrt, die sie Monate später nach Hamburg führte.
    Das war vor mehr als zehn Jahren, als Bulgarien noch nicht in der EU war. Ein Visum zu bekommen war sicher nicht leicht gewesen, und so hatten sich die Schlepper die abenteuerlichsten Routen ausgedacht, um ihre ›Ware‹ in den Westen zu schmuggeln. Dort wurde sie dem Bruder von Valdin ausgeliefert.«
    »Einem Zuhälter?«
    »Ja, er heißt Tariq und ist anscheinend mit einer Deutschen verheiratet. Jedenfalls sagte mir Janka, er habe noch einen Bruder – Shkodran – und Verwandtschaft in Albanien, in deren Häuser die Mädchen zwischengelagert werden.«
    »Dann sind also Shkodran und Valdin für die Beschaffung und den Transport der Mädchen zuständig, und Tariq überwacht hier in Hamburg ihren Einsatz«, fasste die Kommissarin zusammen.
    »Genau. Janka hat zuerst drei Jahre in einer Wohnung mit vier anderen jungen Frauen aus verschiedenen osteuropäischen Ländern für ihn gearbeitet und wurde anschließend auf den Straßenstrich geschickt. Die Frauen in Tariqs Wohnungsbordell wurden stets von seiner Ehefrau überwacht, während er die Frauen auf der Straße, die schon länger für ihn anschafften, im Auge behielt.«
    »Und dieser Tariq war auch Ileanas Zuhälter?«
    »Ja, so ist es. Sie haben ein halbes Jahr zusammen auf der Straße gestanden, dann war Janka für Tariq zu alt, und er hat sie für ein paar Euro an einen Russen verkauft.«
    »Und dieser Tariq, haben Sie auch einen Nachnamen?«
    »Er heißt Kabaschi. Tariq Kabaschi.«
    »Gut, dann hoffen wir, dass er irgendwo gemeldet ist und wir eine Adresse finden.«
    Sabine erhob sich und reichte ihm die Hand. »Ich denke, Sie haben uns sehr geholfen. Vielleicht führt uns diese Information zu unserem Mörder.«
    »Ich hoffe es«, stimmte der Journalist zu. »Und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
    Plötzlich fühlte sich Sabine ein wenig befangen. Das Lächeln war zu warm, zu vertraulich. So hatte es mit ihrem Kollegen Michael auch angefangen, und es hätte beinahe in einer Katastrophe geendet! Mit Schaudern dachte sie daran, wie geschwächt sie

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