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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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prima‹, sagte einer der älteren Männer. ›Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Zeit. Ein oder zwei Tage spielen keine Rolle.‹
    Wahrscheinlich haben Sie Recht‹, antwortete Gregory niedergeschlagen. ›Aber es kann immer noch etwas schief gehen, sogar gewaltig schief gehen.‹
    Sie nickten, nicht überzeugt, sondern weil sie fürchteten, sonst in Ungnade zu fallen. Sie überlegten, sollten sie etwas sagen oder lieber nicht, zustimmend nicken, sich verneigen oder was auch immer?
    Ich atmete tief ein und entschloss mich, sichtbar zu werden.
    Eine Luftbewegung entstand, ein leises Geräusch ertönte. Im Raum entfaltete sich eine leichte Unruhe, als die Partikel sich mit wahnsinniger Kraft verdichteten, allerdings hielt ich auf der ersten Stufe inne, der luftartigen Gestalt.
    Die Wissenschaftler schauten verwirrt um sich, der Erste, der mich entdeckte, zeigte mit dem Finger auf meine Umrisse. Ich war zwar durchsichtig, aber meine lebhaften Farben nahm man schon wahr, ebenso wie alle Details meiner Erscheinung.
    Jetzt sahen mich auch die anderen. Gregory wirbelte herum und schaute mich an. Ich schenkte ihm ein zärtlich bösartiges Lächeln. Bösartig war es auf jeden Fall, schätze ich. Ich schwebte über dem Boden, denn in dieser luftigen Form benö-
    tigte ich weder Untergrund noch Ankerpunkt. Ich war weit von der Stufe entfernt, wo die Schwerkraft wirkt. Jetzt setzte ich meine Füße auf den Boden, obwohl das nicht notwendig war.
    Ich hatte diese Position gewählt, so wie man die Stelle für den Blumenstrauß in einem Gemälde auswählt.
    Gregory funkelte mich wütend an, als er diese Fata Morgana eines langhaarigen Mannes wahrnahm, gekleidet wie bei unserem letzten Treffen, aber nun durchsichtig und dünner als Glas.
    ›Das ist ein Hologramm, Gregory!‹, rief einer der Männer. Ein anderer fügte hinzu: ›Jemand projiziert es hier herein!‹ Und sie begannen, sich wild im Raum umzusehen. ›Klar, das muss eine von den Kameras dort oben sein.‹
    ›... irgendein Trick!‹

    ›Mensch, wer zum Teufel würde es wagen, so etwas hier in Ihrem eigenen ...‹
    ›Ruhe!‹, befahl Gregory. Mit einer Handbewegung forderte und bekam er absoluten Gehorsam. Sein Gesicht war vor Furcht und Verzweiflung verkrampft.
    ›Denkt daran‹, sagte ich laut. ›Ich beobachte euch.‹
    Seine Truppe hörte mich und kommentierte das Ganze mit Geflüster und Füßescharren.
    ›Stecken Sie mal Ihre Hand durch das Ding‹, sagte einer der Weißkittel, der mir am nächsten stand. Als Gregory nicht reagierte, schob sich der junge Mann heran und probierte es selbst aus. Ich betrachtete ihn nur und fragte mich, was er wohl dabei spürte, einen Kälteschock oder eine Art elektrisches Kribbeln? Seine Hand glitt ganz einfach durch mich hindurch, ohne die Darstellung zu verzerren. Er zog die Hand zurück.
    ›Jemand ist in das Sicherheitssystem eingedrungen‹, sagte er eilig, dabei schaute er mir direkt in die Augen. Alle plapperten gleichzeitig los. Jemand müsse dieses Ding doch kontrollieren, jemand hatte eine Möglichkeit dazu gefunden, und er war vielleicht ...
    Gregory konnte sich einfach zu keiner Reaktion durchringen.
    Und ich hatte meinen Zweck erreicht.
    Er kämpfte heftig um seine Beherrschung, suchte eine mächtige verbale Waffe, die er gegen mich verwenden könnte, um vor seinen Leuten nicht als Trottel dazustehen. Endlich kam seine eisige Stimme: ›Wenn Sie mir Ihren Bericht abliefern, möchte ich eine genaue Anleitung haben, wie man die Knochen vernichten kann.‹
    ›Gregory, das Ding ist eine Holografie. Lassen Sie mich die Sicherheitsleute rufen .. .‹
    ›Nein‹, entschied er. ›Ich weiß, wer für diesen kleinen Trick verantwortlich ist. Es ist alles unter Kontrolle. Das ist kein fremder Übergriff! Es hat mich nur etwas unvorbereitet erwischt. Keine weitere Unterbrechung! Gehen Sie an die Arbeit!‹
    Seine Selbstherrlichkeit und seine befehlsgewohnte Haltung wirkten wahrhaft königlich. Ich lachte leise und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, einen ziemlich groben Kuss, der ihn zurückfahren ließ. Doch er sah mir ins Gesicht. Die Männer waren über diese Geste verblüfft.
    Sie kamen näher und umringten mich, in ihrer unglaublichen Ignoranz und Bigotterie absolut sicher, dass ich nur eine Art Schattenriss war, von irgendjemandem außerhalb elektronisch erzeugt. Ich forschte einen Moment in ihren Gesichtern, und ich fand Niedertracht, Schlechtigkeit darin, doch eine Art Niedertracht, die ich nicht verstehen

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