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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ich noch stolz hinzufügen wollen, dass ich noch gar keine Anstal-ten gemacht hatte, zu verschwinden. Aber das war ja wohl eindeutig.
    ›Deine Haut! Der Schweiß auf deiner Haut trocknet. Es waren nur ein paar Tropfen, auf deinen Händen, auf deinem Gesicht; sie sind fort. Und du - du siehst verändert aus. Ich könnte schwören, die Haare auf deinen Handrücken sind dichter geworden, so dicht wie bei stark behaarten Männern üblich.‹
    ›Ich bin stark behaart‹, sagte ich. Ich hob die Hand und betrachtete die schwarzen Haare, die selbst auf den Fingern wuchsen, dann griff ich in mein Hemd, fühlte die dichten Lok-ken auf meiner Brust und zog daran, wieder und wieder. Ja, das war meine Brust, diese Haarschicht, die sich rau und drahtig anfühlte, wenn sie flach anlag, und so seidig weich, wenn man daran zog und sie spielerisch durch die Finger gleiten ließ. ›Ich lebe‹, wisperte ich wie zu mir selbst. Dann wandte ich mich an sie: ›Hör mir zu!‹
    ›Ich höre zu. Ich bin total gespannt. Was hast du festgestellt -
    ich meine, wegen Esthers Tod und dieser Kette? Du wolltest etwas sagen...‹
    ›Ja, wegen deiner Tochter. Sie hatte einen Schal m der Hand, als man sie tötete. Möchtest du ihn haben? Er war sehr schön.
    Sie hatte gerade danach gegriffen, als die Eval-Brüder, diese Mörder, sie einkreisten. Sie hatte ihn kaufen wollen, sie hielt ihn noch in der Hand, als sie sie niederstachen.‹
    ›Woher weißt du das ?‹
    ›Ich habe es gesehen!‹
    ›Den Schal habe ich‹, sagte sie, der Schock entfärbte ihr Gesicht. ›Die Verkäuferin hat ihn mir gebracht. Sie erzählte mir, dass Esther ihn hatte kaufen wollen, dass sie ihn in der Hand hatte. Wie konntest du davon wissen?‹
    ›Von der Verkäuferin wusste ich nichts. Ich habe nur gesehen, wie Esther nach dem Schal griff. Ich wollte dich gerade fragen, ob du ihn haben willst. Ich wollte ihn dir aus dem gleichen Grund mitbringen, den dir auch die Verkäuferin genannt hat.‹
    ›Ja, ich möchte ihn gern haben‹, sagte sie. ›Bringe ihn mir mit, er ist in meinem Zimmer, du weißt schon, das Zimmer, in dem du mich zuerst gesehen hast. Er ist... nein! Er liegt in Esthers Zimmer, auf ihrem Bett. Ja, genau, da habe ich ihn liegen gelassen.‹
    ›Okay, wenn wir uns in Miami treffen, werde ich ihn dabeiha-ben.‹
    Ihr Gesichtsausdruck war schrecklich anzusehen.
    Sie flüsterte: ›Sie ging in den Laden, um den Schal zu kaufen!‹
    Ihre Stimme war ganz kindlich. ›Sie erzählte mir, dass sie ihn gesehen hatte und die ganze Zeit überlegte, ob sie ihn kaufen sollte. Sie sagte mir, dass sie ihn unbedingt haben wollte.‹
    ›Als einen Ausdruck meiner Liebe werde ich ihn dir mitbringen.‹
    ›Ja, wenn ich sterbe, möchte ich ihn in den Händen halten.‹
    ›Du glaubst nicht, dass ich verschwinden kann, nicht wahr?‹
    ›Nein, ich glaube es nicht.‹
    ›Halte dich tapfer. Ich kann's. Die Frage ist eher, ob ich zu-rückkommen kann.‹ Ich murmelte etwas vor mich hin. ›Aber zumindest werde ich es mit aller Kraft versuchen. Und ich muss jetzt einfach den Versuch wagen.‹
    Ich beugte mich vor und nahm sie mit der gleichen Freiheit in den Arm, die sie sich herausgenommen hatte. Ich küsste sie.
    Ihre Leidenschaft durchfuhr mich bis auf den Grund, brannte in mir.
    Und dann sprach ich in meinem Innersten die vorgesehenen Worte: Löst euch ab von mir, all ihr winzigen Teilchen meines irdischen Körpers, ohne an euren Ursprungsort zurückzukehren, sondern steht zu meiner Verfügung, bis ich euch wieder rufe.
    Ich verschwand.
    Mein Körper löste sich auf und hinterließ einen feinen Schleier schimmernder Partikel auf der Oberfläche des Flugzeugs, auf dem Leder, den Scheiben, der Decke.
    Ich schwebte oberhalb des Ganzen, frei, in meiner mächtigen, geistigen Form und schaute auf den leeren Sessel hinab, sah Rachels Haar von oben und hörte sie aufschreien.
    Ich schwang mich auf, durch das Material des Flugzeugs hindurch. Das war auch nicht schwieriger, als durch sonstige Dinge zu schreiten. Ich spürte allerdings etwas bei diesem Durchdringen, ich spürte das Beben der Motoren und die Hitze der Maschine, dann schoss das Flugzeug mit einer solchen Geschwindigkeit davon, dass ich zurückfiel und zur Erde sank, als habe meine Gestalt Gewicht. Abwärts, abwärts, durch die Nacht ging es, bis ich die Arme ausbreitete und wie im Flug mich vorwärts bewegte.
    ›Gregory, ich muss Gregory finden. Hüter, richte dich auf die Gebeine aus. Deine eigenen Gebeine. Finde

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