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Engel der Vergessenen

Engel der Vergessenen

Titel: Engel der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er glücklich. Ich denke wieder, sagte er sich. Die leere Hülle füllt sich mit Mensch auf. Dann zuckte er hoch und umklammerte seinen Kopf. Ein Schwall Wasser überflutete seinen Oberkörper.
    Er lag nackt auf einem Lager aus Brettern, über die man Decken gebreitet hatte. Über ihm fügten sich Holzstangen zu einem Runddach zusammen, das mit mehreren Blätterschichten gedeckt war. Sonst war der Raum leer, auch die aus Bambusrohren geflochtenen Wände waren kahl. Neben dem hölzernen Lager saß Siri, einen Kübel mit Wasser zwischen den gespreizten Beinen und ein nasses Handtuch in den Händen. Sie wrang es gerade aus, als Dr. Haller den Kopf hob, und warf es ihm über Stirn und Augen.
    Haller ließ sich zurückfallen. Sein Schädel dröhnte, jetzt begann auch der widerliche Brand im Hals, die Sehnsucht nach neuem Alkohol und das schmerzhafte Klopfen und Stechen in den Schläfen. Daß er völlig nackt vor Siri lag, machte ihm nichts aus, und auch als er ihre vom Wasser kalten Hände auf seinem Leib spürte, massierend mit drehenden Bewegungen, vom Hals über die Brust zum Leib bis hinunter zu den Schenkeln, war ihm das nur wie ein kühler Strom, der nichts als eine Gänsehaut hervorrief.
    »Laß das, Siri«, murmelte er.
    »Es wird alles aus dir heraustreiben, Herr.« Ihre helle Stimme war energisch und selbstsicher. Ihre kalten Finger streichelten unentwegt weiter.
    »Wie lange arbeitest du schon an mir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ist eine sinnlose Arbeit, Siri.«
    »In einer Stunde haben wir Visite, Herr.«
    Dr. Haller richtete sich auf, nahm das Handtuch von seiner Stirn und legte es über seinen Unterleib. Siri steckte die Hände ins kalte Wasser, zog sie wieder heraus, ließ sie abtropfen und legte sie dann mit gespreizten Fingern über Hallers Brust. Er fühlte, wie die Kühle ihn völlig durchdrang und erstaunlich belebte. Es war aber nicht das kalte Wasser allein. Denn sich nach einer Orgie von Alkohol kalt zu duschen – das hatte er längst aufgegeben, weil sein Körper auch darauf nicht mehr reagierte. Es waren Siris lange, schmale, leicht kreisende Finger, die einen unerklärlichen Strom durch seinen matten Körper schickten und ihn mit geheimnisvoller Energie füllten.
    »Visite!« Dr. Haller lehnte sich gegen die geflochtene Bambuswand. »Wie stellt ihr euch das vor?«
    »Die Kranken warten auf dich, Herr. Seit dem Aufgang der Sonne wäscht Pala jeden im Hospital.«
    »Wer ist Pala?«
    »Ein guter Pfleger, Herr. Und der Mann, der dich vielleicht töten wird.«
    »Und das am frühen Morgen ohne Frühstück mit Ei und Joghurt!« Dr. Haller schob die Beine auf die Erde und hielt Siris massierende Hände fest. Ihre großen, das Gesicht beherrschenden dunklen Augen sahen ihn fast feindlich an. »Gib mir einen von euren verdammten Schnäpsen.«
    »Nein, Herr!« sagte sie hart.
    »Dann hol' ich mir einen, mein schönes Mädchen.«
    »Du wirst keinen Tropfen finden. Mein Vater hat in der Nacht alle Vorräte vernichtet und das Brennen verboten.«
    »Welch eine Welt! Da ist ein Pala, der mich unbedingt töten will, und ein Vater, der Schnaps vernichtet. Und eine Tochter, die ich gestern vermißt habe.« Er hielt Siris Hände fest, aber sie entriß sie ihm mit einem Ruck und tauchte sie in den Wasserkübel.
    »Warum bist du so, Herr?« fragte sie.
    Haller wischte sich mit dem Handtuch über sein Gesicht und den Kopf und legte es dann wieder über seine Blöße. Langsam begann er mit seinen Nerven zu rechnen. Siri saß vor ihm mit bloßem Oberkörper, nur einen buntbedruckten Baumwollstoff um die Hüften geschlungen. Ihre schönen spitzen Brüste drängten sich zwischen den angelegten Armen hervor und überwanden auch den Vorhang ihrer langen Haare.
    »Verdammt, steh auf und zieh dich an«, sagte Haller heiser. »Wer hat mir übrigens aus dem Anzug geholfen?«
    »Dr. Adripur und ich.« Sie machte eine Kopfbewegung, die Haare fielen dichter nach vorn und bedeckten jetzt ihre Brüste bis auf die braunroten Knospen. Dr. Haller blickte nach oben an die Hüttendecke.
    »Mädchen, hau ab!« sagte er grob. »Wo ist Adripur?«
    »Auf der Außenstelle. Er behandelt die Feldarbeiter.«
    »Und warum bist du nicht im Hospital?«
    »Ich habe die ganze Nacht neben dir gewacht, Herr.«
    »Du hast neben mir gelegen?«
    »Ja, Herr.«
    »Wo bin ich überhaupt?«
    »In einer Hütte der Reinen. Hier schlafe ich.«
    Dr. Haller kroch von seinem hölzernen Lager, richtete sich auf, hielt sich an der Bambuswand fest und atmete

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