Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
der BRÜSSEL«, sagte Stein.
    Der beleibte Kybernetiker mit dem schütteren blondem Haar war Anfang fünfzig. Mit einem Spezialprogramm überwachte und koordinierte er die Kommunikation des Bordhirns mit den Schnittstellen der verschiedenen Abteilungen. Mit Veron, Corales und dem Zweiten Navigator Sardes war er einer von sechs Männern und Frauen, die auf Ebene I der Kommandozentrale arbeiteten. An den Kontrollinstrumenten zwischen Kommando- und Navigationsstand saßen zwei Wissenschaftler, in der Regel ein Astronom und ein Para-Astrophysiker. Unten, auf Ebene II, war die Zentrale mit acht Personen besetzt: zwei Kommunikatoren, drei Aufklärern, einem Kybernetiker oder Informatiker und zwei Wissenschaftlern.
    »Mir gefällt das, was Sie Steinzeitmusik nennen, Veron«, sagte Vera Park, eine junge Astrophysikern und Astronomin. »Von mir aus können wir gern den blauen Kristallmann anrufen, damit er sie uns einschaltet.«
    »Bloß nicht!« kam es aus zwei oder drei Mündern gleichzeitig. Das verwachsene Männchen neben Vera Park bedachte sie darüber hinaus mit einem unfreundlichen Blick. Er hieß Hugen Gollwitzer und war Mathematiker und Chefwissenschaftler.
    »Es ist ein Flügel, was unser verehrter Subgeneral in seiner Suite stehen hat«, sagte Pazifya Corales. Die Erste Navigatorin und frischgebackene Zweite Offizierin nahm Klavierunterricht bei Bergen. »In der sogenannten Steinzeit verfügte man über keine derartig differenzierten Instrumente. Und die Musik, die Merican darauf spielt, ist in der Regel höchstens dreitausendsiebenhundert Jahre alt. Ich glaube, sein Dienstroboter würde die Epoche, aus der sie stammt, als Zweite Antike bezeichnen. Und jetzt würde ich gern …«
    »›Merican‹? Habt ihr das gehört, Herrschaften?« Hugen Gollwitzer kicherte sein berüchtigtes Kichern. »Lassen sich aus diesem Versprecher etwa Rückschlüsse auf die Intimität … äh, Intensität Ihrer Musikstunden bei Bergen ziehen? He, he – da möchte man sich ja gern mal in das optische Sensorium des blauen Heinis verwandeln. Hi, hi …«
    »… ich würde jetzt gern die Zielkoordinaten durchgeben.« Pazifya konnte nicht verhindern, daß ihr das Blut ins Gesicht stieg, doch das sah sowieso nur Gaetano Sardes. Der Zweite Navigator saß ja direkt neben ihr. »K 231 Nord P 6 Strich 4 …« Sie begann die Zielkoordinaten durchzusagen, damit Kybernetiker und Aufklärer sie mit den Daten in ihren Sichtfeldern abgleichen konnten.
    Niemand reagierte groß auf Gollwitzers anzügliche Bemerkung. Für seine Verhältnisse hatte der Chefwissenschaftler sich relativ gepflegt ausgedrückt, und dafür war jeder dankbar. Nur Park, die Astrophysikerin und Astronomin, musterte Pazifya streng und ein, zwei Augenblicke zu lang, als daß Veron und Stein sich nichts dabei gedacht hätten. Vera Parks heiße Verehrung für Bergen war ein offenes Geheimnis unter den 125 Besatzungsmitgliedern der JOHANN SEBASTIAN BACH. Bergen und die Park, eine witzige Vorstellung – die Astronomin war mehr als einen Kopf größer als der Kommandant.
    »… TPD 23 145 Lichtjahre«, schloß Pazifya. »Das System ist unter der Bezeichnung Kobalt XXIV seit 1067 katalogisiert.«
    »Kobalt XXIV liegt dreikommasieben Lichtjahre entfernt von einer Supernova aus dem Jahre 692 vor Gründung der Galaktischen Republik«, ergriff die Park das Wort. »Daher auch in einem dichten Nebel aus Gas und interstellarer Materie, Durchmesser 31 Lichtjahre. Achtzehn Planeten umkreisen Kobalt XXIV, Glut-, Wüsten- oder Eisplaneten ohne nennenswerte Atmosphären. Das System wurde übrigens von einer Robotsonde der Kobaltreihe entdeckt, die man im ersten Jahrtausend gern benutzte. Zur Republik gehört Kobalt XXIV erst seit 2367 …«
    »Danke, Vera«, unterbrach Veron den Redeschwall der Astronomin. Er haßte ihre Profilierungsversuche. Oder war es nur Gewissenhaftigkeit? Egal, er mochte sie nicht. »Zweiter Offizier an Aufklärung, wo bleibt Ihr Bericht?«
    »Zweiter Offizier? Ich dachte, der Chef hätte dich befördert?« Heyar Thorans Stimme. Der Erste Aufklärer war einer der wenigen Männer, mit denen der zurückhaltende Veron sich angefreundet hatte während seiner elf Monate auf der JOHANN SEBASTIAN BACH.
    »Ich bin ein Gewohnheitstier, du weißt es doch. Also, deinen Bericht will ich.«
    »In meinen Sichtfeldern tut sich nichts. Das Bordhirn hält die Luft für rein.«
    »Danke. Veron an Maschinenleitstand I. Wie lange noch?«
    »Hundertsiebzig Minuten«, antwortete der

Weitere Kostenlose Bücher