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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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mächtiges Armgefieder, hob ab und stürzte sich sechs Meter weiter auf Uwu'nilan Tagalembur. Der prallte rücklings auf den Boden. Seine Artgenossin blieb auf ihm hocken und schlug auf ihn ein.
    All das spielte sich innerhalb von höchstens drei oder vier Sekunden ab, und jetzt erst reagierte Anna-Luna. »Tötet sie!« zischte sie. »Alle!«
    Die beiden Kampfmaschinen – schwarze, anderthalb Meter hohe Kegelkörper aus Quotarbon mit vielgliedrigen Armpaaren und auf Kettenschuhen ebenfalls aus Quotarbon – spuckten in kurzen Intervallen Glutbälle aus den Waffenlaufkränzen unterhalb ihrer stumpfen Spitzen aus. Dem Hinrichtungskommando blieb gerade Zeit genug, sich aus den Schußlinien zu retten, und Sekunden später lagen dichte Rauchschwaden und beißender Gestank über dem Ort des grausigen Geschehens. Der leblose Körper der Vogelfrau brannte und bedeckte Uwu'nilan unter sich. Der Verräter schnatterte in Panik und Schmerzen. Die letzten fünf Verurteilten lagen brennend und tot auf dem Sandsteinpflaster.
    Die Tauruler rings um Uwu'nilan sprangen auf und zerrten die Tote vom Leib ihres Komplizen. Er blutete aus einer tiefen Wunde am Hals. Korvac kniete neben Ulama und schrie nach einem Notfallkoffer. Auch dem Aufklärer schoß Blut aus einer Wunde in der Kehle. Irgend jemand richtete den Strahl eines Hochdrucklöschers auf die brennenden Körper.
    Der Bordarzt kniete schon neben Ulama. »Schlagaderverletzung! Kriegen wir hin!« Er sprühte synthetisches Gewebe in die Wunde. Die Blutung versiegte. »Bringt ihn in die K-Abteilung!« Er sprach von der kleinen medizinischen Abteilung neben dem Laborbereich der LAURIN.
    Anna-Luna bebte vor Zorn, verzichtete aber darauf, ihm Luft zu machen. Herfryd Ulama war gestraft genug. Sie drehte sich um und wollte zum Lift. Neben der Luke standen zwei Männer und eine Frau in den hellgrauen Bordkombis der Flotte. Sie trugen Atemmasken. Scharf sog Anna-Luna die Luft durch die Nase ein. Als sie sich im Griff zu haben glaubte, lief sie zu dem wartenden Trio. Sie dachte nicht daran, ihren Helm zu entfärben.
    »Wir glaubten, wir müßten Ihnen zur Hilfe kommen«, sagte der mittlere der drei, ein großer Mann mit grauem Haar und faltigem, hartem Gesicht. »Hanno Kreusen« stand in den Farben eines Primoberst auf dem Namensschild seiner Brusttasche; goldene Buchstaben auf metallicblauem Grund.
    »Danke. Doch wir haben die Sache im Griff, wie Sie sehen.«
    »Ich sehe es.« Die drei traten zwei Schritte zurück, um die Kugler vorbeizulassen, die den schwerverletzten Ulama auf einem Controgravfeld transportierten. »Und was war das für eine Galavorstellung, wenn ich fragen darf, Verehrteste?« Kreusen blickte an Anna-Lunas schwarzen Helm vorbei, dorthin, wo sich der Bordarzt jetzt um den röchelnden Uwu'nilan kümmerte.
    »Eine Urteilsvollstreckung nach einem ordentlichen Standgerichtsverfahren. Haben Sie das nicht bemerkt, verehrter Primoberst?« Sie taxierte die Farben seiner beiden Begleiter: Schwarz auf blau und grün auf gelb; ein Suboberst – weiblich – und ein Primhauptmann also. Sie prägte sich die Namen ein: Corala Lybell und Jannis Werst . »Sie wissen doch, daß diese Tauruler heimlich an einem Raumfahrtprogramm gearbeitet und damit gegen das republikanische Gesetz für Fremdvölkerentwicklung verstoßen haben!«
    »Deswegen sind wir ja hier, Verehrteste. Nur befremdet mich die Härte des Urteils und die Vielzahl der Vollstreckungen.« Seine rauhe Stimme troff von Sarkasmus, und in seiner harten Miene lag unverhohlene Verachtung. »Mir war nicht bekannt, daß unsere Gesetze für ein derartiges Vergehen ein Massaker vorsehen. Ich erinnere mich lediglich an Verbannung und Zwangsarbeit.« Die anderen beiden gaben sich vollkommen zugeknöpft.
    Massaker – er setzte das Wort gezielt zwischen zwei Kunstpausen und betonte jede seiner drei Silben. Es traf Anna-Luna wie ein Peitschenhieb. »Ich denke, es liegt ganz in Ihrem Interesse, wenn ich soeben nicht jedes Wort verstanden habe, verehrter Primoberst. Im übrigen gibt es in solchen Fällen einen gewissen Ermessensspielraum.«
    »Wie interessant. Und welcher Paragraph regelt diesen Ermessensspielraum?«
    »Keiner.« Lauter und schärfer wurde ihre Stimme. »Den nehme ich mir, wenn es nötig ist. Und in diesem Fall war es nötig. Aber glücklicherweise muß ich mich dafür nicht vor einem Offizier der Flotte rechtfertigen. Und nun entschuldigen Sie mich. Sie kennen Ihren Auftrag hier auf Taurus, und ich habe zu tun.«

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