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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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sprach und ihr flüsterte, dass sie jetzt alles über Waffen wisse und keinen weiteren Bedarf mehr habe. In diesem Fall hieß es hart bleiben. FBI -Agenten waren verpflichtet, ihre Waffe immer bei sich zu haben. Sie selbst hatte die ihre nachts immer unter dem Bett liegen.
    Monroe nahm vor der Tür Kampfstellung ein. Nina stand hinter ihm. Er wies die Polizisten an, sich zum Nachstoßen bereitzuhalten, vorerst aber zu warten. Sie nickten. Offenbar waren sie stärker beeindruckt als Nina. Aber das gehörte wohl zum Mannsein. Jeder fühlte sich schwach vor einem Kollegen, keiner wollte die anderen im Rücken haben.
    Monroe steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um, wartete eine Sekunde und drückte dagegen. Die Tür ging auf, das Zimmer dahinter war dunkel. Auch die Vorhänge des hinteren Fensters waren zugezogen. Es war warm.
    » FBI .« Monroes Stimme klang ruhig und fest. »Legen Sie Ihre Waffe nieder und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Das ist die erste und einzige Aufforderung.«
    Sie warteten. Keiner sagte etwas. Nichts regte sich drinnen.
    Das alte Rätsel über konträre Optionen für die nächste Zukunft: Entweder war niemand im Zimmer, und alles nahm einen heiteren Ausgang, oder da drin saß ein sehr bösartiger Mensch, dem es nur darum ging, einen Polizisten abzuknallen.
    Nina machte sich bereit. Sie trat durch die Tür.
    Tiefes Dunkel, stickige Luft. Es war wirklich sehr warm, als hätte jemand vor vierundzwanzig Stunden die Klimaanlage ausgeschaltet. Das Zimmer war quadratisch mit einem abgewetzten Sofa, zwei Stühlen, einem Schreibtisch und einem großen, uralten Fernsehapparat. Keine persönlichen Sachen. Von der nur angelehnten Tür auf der Hofseite kam flimmerndes Licht.
    Dazu ein leises Geräusch wie von einem laufenden Fernseher.
    Wer sah hier fern?
    Nina umging die Mitte des Raumes und ließ Platz für Monroe. Er trat geräuschlos ein und gab den Polizisten ein Zeichen, noch zurückzubleiben. Erst als er Stellung eingenommen hatte, glitt Nina, die Waffe nah am Körper, zur Tür des hinteren Zimmers und drückte sie auf.
    Leer, nur Staubgeruch hing in der Luft. Nina ließ die Tür offen, drehte sich auf dem Absatz ihres rechten Fußes und nickte Monroe zu. Die Polizisten hielten sich weiterhin draußen auf dem Flur bereit. Monroe kam zur Tür des hinteren Zimmers, Nina einen Schritt hinter ihm. Beide blieben stehen.
    Alles konzentrierte sich auf diesen einen Moment:
    Monroe macht die Tür ganz auf. Sie quietscht in den Angeln. Gibt den Blick frei auf ein Stück des Schlafzimmers, wo graublaues Licht schräg einfällt. Auch das Geräusch wird lauter, ein hochfrequenter Ton über leisem Brummen. Das muss ein Fernseher sein. Manchmal lassen Leute den Apparat einfach laufen. Als Ersatz für Gesellschaft. Dann vergessen sie ihn bei der Abreise auszuschalten. Sie denken sich nichts dabei, schließlich ist es nicht ihre Stromrechnung.
    Monroe macht einen Schritt vorwärts. Er steht jetzt auf der Türschwelle. Ein Augenblick vergeht. Er macht einen weiteren Schritt und dreht sich rasch, die Waffe in einen Bereich gerichtet, den Nina noch nicht sehen kann.
    Aber sie beobachtet, wie Monroes Rücken zuckt, als ob sein Fuß beim Ausfallschritt zwei Zoll tiefer als erwartet aufsetzt.
    Noch ein langer Augenblick. »Hallo, da ist doch jemand?«
    Ninas Magen verkrampft sich. Sie hört, wie Monroe mit offenem Mund einmal schluckt, ein trockenes Geräusch. Er starrt und steht schussbereit unter Hochspannung. Noch einen halben Schritt vorwärts, dann gleitet er aus Ninas Gesichtsfeld. Erst Stille, dann ein leises Rascheln. Wieder Stille.
    »Nina«, sagt ihr Chef schließlich, »kommen Sie herein.«
    Sie versteht, dass nur sie gemeint ist. Sie hebt eine Hand, um den anderen zu bedeuten, dass sie ihren Platz nicht verlassen sollen. Die andere Hand senkt sie ein wenig, ohne jedoch die Waffe einzustecken.
    Im Schlafzimmer war es noch wärmer als im vorderen Zimmer. Ein übler Geruch hing in der Luft. Aus dem Fernsehgerät, das oben an der Wand in einer Halterung hing, kam leises Gemurmel. Monroe stand auf der gegenüberliegenden Seite eines Doppelbetts.
    Im Bett saß eine Frau und schaute fern. Sie mochte Ende zwanzig sein und hatte langes braunes Haar. Sie bewegte sich nicht, als Nina eintrat, denn sie war tot. Sie saß kerzengerade im Bett, nur ihr Kopf war leicht nach vorn gesunken. Sie trug abgetragene blaue Nachtwäsche mit einem Pflanzenmotiv. Ihr Bauch war schon aufgedunsen, das Make-up sah aus wie

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