Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
Vom Netzwerk:
versetzt, und dann haben Sie einen Bären gesehen oder halluziniert.«
    Tom schüttelte nur den Kopf.
    Connelly drückte seine Zigarette aus. »Wie Sie wollen. Ich sage nicht, dass Sie noch heute Abend Leine ziehen sollen, denn Sie haben ein paar schwere Tage hinter sich, und auch wenn Sie das vielleicht nicht glauben, bin ich doch ein verständnisvoller Mensch. Sie sehen erbärmlich aus, Sie müssen unbedingt etwas essen und brauchen Schlaf. Tun Sie das, und dann sehen Sie weiter. Vielleicht denken Sie ja morgen daran, sich ein paar andere schöne Orte in unserer Gegend anzuschauen. Snohomish zum Beispiel, die alte Hauptstadt des Nordwestens. Oder vielleicht sogar Seattle. Da gibt es einen Flughafen.«
    »Ich fahre nirgendwohin.«
    »Doch, das werden Sie.« Connelly stand auf und streckte sich. Seine Knochen knackten. »Und zwar bald. Möchten Sie meinen Rat hören?«
    »Ich verzichte.«
    »Seien Sie dankbar, dass Sie noch einmal davongekommen sind. Seien Sie froh, dass Meister Petz seine Krallen nicht an Ihnen ausprobiert hat und dass Sie nicht da draußen elend verreckt sind. Lassen Sie es damit gut sein. Denn da ist noch etwas anderes.«
    Tom beobachtete durch die gläserne Trennwand, wie der Deputy seinen Mantel anzog, um ihm wie angeboten behilflich zu sein, eine Bleibe für nur eine Nacht zu finden. Dann senkte der Polizist die Stimme und sagte: »Auf dem Weg hierher habe ich Erkundigungen über Sie eingezogen.«
    Tom starrte auf den Rücken des Polizisten. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass die Auszeit in der Wildnis ihn zwar innerlich verändert hatte, aber dass die äußere Welt dieselbe geblieben war. Die Seiten seines Lebens, die er nicht mochte, hatten sich nicht in Luft aufgelöst. Hier draußen lief nach wie vor die öde Dauerserie, die sein Leben darstellte, obwohl das Stammpublikum – er selbst – sie mittlerweile als misslungen betrachtete.
    Connelly sah ihn fest an. »Ich weiß, was Sie getan haben.«

11
    D as Päckchen von Nina lag auf dem Rezeptionstresen bereit. Ich orderte im Restaurant allen verfügbaren Kaffee auf mein Zimmer und eilte dann die Treppen hinauf. Ich machte mir nicht viel Hoffnung, irgendetwas für sie tun zu können – das Police Department von L.A. und das FBI hatten schon hochkarätige Spezialisten darauf angesetzt –, aber so konnte ich mir die Zeit des Wartens auf John Zandt verkürzen.
    Ich legte mein Werkzeug auf den Tisch und machte mich an die Arbeit. Nach Öffnen des Päckchens kam eine kleine, glänzende Plastikhülle zum Vorschein, die Reibungselektrizität verhindern sollte, die Hauptursache für Schäden an empfindlichen elektronischen Teilen. Neben dem Fallenlassen, versteht sich. In der Hülle war eine kleine Festplatte. Daneben lag ein Zettel von Nina.
    Sei bitte sehr, sehr vorsichtig damit,
stand darauf.
Das ist das Original. Untersuche es für mich und schicke es so schnell wie möglich wieder zurück.
    Bevor ich mit der eigentlichen Arbeit begann, rief ich erst einmal Nina an. Sie klang gestresst und nicht richtig bei der Sache. »Schön, dass es angekommen ist«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass uns die Festplatte weiterführt. Die Polizei in L.A. hat ihre Geschichte bis zum ersten Besitzer zurückverfolgt. Der Mann heißt Nic Golson und arbeitet in der Filmbranche, aber eher unten. Er hat eine Quittung, aus der hervorgeht, dass er den Laptop im Juli vergangenen Jahres in einem Gebrauchtwarenladen in Burbank verkauft hat. Er hatte gehofft, mit Drehbuchschreiben groß herauszukommen, doch das zerschlug sich, und deshalb musste er den Computer wieder verkaufen. Dann hat jemand das Gerät gegen bar gekauft, die Festplatte herausgenommen und den Rest irgendwo verschwinden lassen, wo wir es nicht mehr finden. Die Angestellten des Ladens werden noch vernommen, aber der Mörder scheint ungewöhnlich clever zu sein.«
    »Wie kommt es dann, dass ich das Original habe?«
    »Ich habe meinen weiblichen Charme spielen lassen.«
    »So etwas tust du?«
    »Du wärest überrascht. Ich übrigens auch. Nein, ich vermute, es war einfach mein höherer Rang.«
    Sie gab zu, einen Kriminaltechniker vom Los Angeles Police Department bearbeitet zu haben, nachdem ich deutlich gemacht hatte, dass von einer Kopie nichts zu erwarten sei. Der Typ habe sich bereit erklärt mitzuspielen, nicht zuletzt deshalb, weil man schon alles versucht hatte. Da sie schon durch viele Hände gegangen sei, könne ich die Festplatte ruhig anfassen. Aber …
    Ich versprach, sehr

Weitere Kostenlose Bücher