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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Kopf war nicht ganz klar.«
    »In der Tat«, sagte der Polizist und nickte wieder. »Und wo sind Sie also gewesen?«
    »Ich bin wieder hierher zurückgewandert«, verkündete Tom. »Ich hatte mich verirrt. Ich hatte zwar Karten, aber die habe ich versehentlich im Auto gelassen. Beim Losgehen war ich ein bisschen betrunken. Eigentlich habe ich einen guten Orientierungssinn, aber dann fing es an zu schneien, und ich fiel in eine Schlucht, und dann wusste ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr, wo ich war. Ich versuchte den Weg zurück zur Straße zu finden, aber da hatte ich schon ganz die Orientierung verloren. Ich verirrte mich nur noch weiter. Dann stieß ich auf eine Art Weg, der aber nirgendwohin führte.«
    »Vermutlich ein alter Holzweg«, sagte Phil. »Es könnte sogar ein Stück von dem alten Passweg sein. Man kommt überhaupt nur auf die Idee, dass da mal etwas gewesen sein könnte, weil die Bäume da weniger dicht stehen als sonst.«
    Connelly drehte den Kopf langsam und schaute seinen jüngeren Kollegen an. Der Deputy verstummte sofort. Dann sah der Sheriff wieder Tom an.
    »Wo sehen Sie da ein Problem?«, sagte Tom.
    »Ich sehe überhaupt kein Problem. Erzählen Sie nur weiter.«
    Tom ließ sich bewusst viel Zeit für einen Schluck Kaffee. Der Typ ging ihm wirklich auf die Nerven. Am Ende waren sie alle gleich. Alle bildeten sich Wunder was auf ihre Stellung ein und taten so, als wären sie noch nie in ihrem Leben in einer schwierigen Lage gewesen.
    »Ich ging also einfach weiter«, fuhr er fort. »Ich wusste nicht, wo ich mich befand. Letzte Nacht stieß ich endlich auf eine Straße. Ich stand eine Weile am Straßenrand und hoffte, irgendwann müsste doch mal jemand vorbeikommen und mich mitnehmen. Aber es schneite, und weit und breit kein Auto. Deshalb bin ich weiter zu Fuß gegangen. Und heute Morgen bin ich dann hier angekommen.«
    »Ein richtiges kleines Abenteuer, Mr. Kozelek«, kommentierte Connelly. »Sicher sind Sie froh, dass alles vorüber ist, und freuen sich, endlich nach Hause zu können.«
    »Noch nicht gleich«, widersprach Tom und schüttelte die oberen beiden Wolldecken von seinen Schultern. Ihm war nicht nur zu warm, er merkte auch, dass die bemitleidenswerte Gestalt des verirrten Mannes, die er darstellte, ihm nicht half, den Respekt des Sheriffs zu gewinnen. »Ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
    »Was kann das sein?«
    Tom sah ihm geradewegs in die Augen. »Ich gehe zurück in den Wald.« Er holte tief Luft und sammelte sich, ehe er etwas sagte, was er für den Rest seines Lebens nicht vergessen würde. »Ich habe dort draußen etwas gesehen, etwas Staunenswertes.« Er legte eine Pause ein und genoss den Augenblick.
    »Sie meinen doch nicht etwa Bigfoot?«
    Tom schaute ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?«
    Connelly lächelte sanft. »Sie haben mehrmals gegenüber meinem Deputy davon gesprochen. Auch gegenüber der Ärztin, glaube ich. Wenn ich richtig verstanden habe, war es sogar Ihr erstes Wort, als Sie heute Morgen in die Stadt gestolpert kamen. Bevor Sie umgefallen sind.«
    »Na schön«, sagte Tom. »Aber ich habe ihn gesehen. Ich habe Bigfoot gesehen. Er hat genau über mir gestanden, wirklich.«
    »Mr. Kozelek, was Sie gesehen haben, war ein Bär.«
    »Nein, eben nicht. Das dachte ich zuerst auch, aber das war es nicht. Es sah anders aus. Und überhaupt, wie riechen Bären?«
    »Keine Ahnung. Ich war nie nahe genug an einem dran, um das herauszufinden. Bären sind in der Beziehung heikel.«
    »Der da stank abscheulich, wirklich abscheulich. Und außerdem habe ich seine Fußspuren gesehen.«
    »Haben Sie das wirklich?«
    »Ja, verdammt noch mal, die habe ich wirklich gesehen. Sie meinen also, ich hätte einen Bären gesehen, schön. Aber da waren diese Fußspuren, die führten von der Stelle weg, wo ich war.«
    »Und das waren nicht Ihre eigenen? Nämlich die, als Sie vor dem Bären weggelaufen sind?«
    »Nein. Ich bin kreuz und quer durch die Gegend gerannt. Meine Spuren hätten anders ausgesehen, ganz durcheinander. Und bei den anderen konnte man genau die Zehen erkennen. Fünf große runde Zehen, in einer Reihe. Die habe ich wirklich gesehen.«
    »Kein Zweifel.« Connelly wandte sich zu Phil hinüber. »Holen Sie doch mal Mrs. Anders herein, ja?«
    Verblüfft sah Tom, wie der junge Polizist nach draußen ging und eine Frau hereinbat, die, wie er jetzt bemerkte, am anderen Ende der Polizeiwache saß. Währenddessen trank Connelly seinen Kaffee in einem langen

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