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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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jung und für einen Polizisten von geradezu schmächtigem Körperbau. Die meisten Cops in Großstadtrevieren schienen einen Großteil ihrer Zeit in Fitnessstudios zu verbringen, damit sie im kurzen Uniformhemd mit einem schwellenden Bizeps aufwarten konnten. Phil war manchmal in der Wache, und manchmal erledigte er draußen etwas. Das war vermutlich der Dienstalltag, bei dem es im Wesentlichen um Unfallautos, Zechprellerei und Ehekrach in langen Winternächten ging. Bis eines Tages jemand mit einer befremdlichen Geschichte aus der Wildnis zurückkehrte.
    Der Deputy würde sicherlich noch einmal zu ihm hereinkommen und nach dem Rechten sehen; das wäre die Gelegenheit, mit der ganzen Geschichte herauszurücken. In der Zwischenzeit schlürfte er noch etwas Suppe. Die war gut, obwohl sie kalt geworden war und etwas Salz vertragen hätte. Er fühlte sich besser.
    Dann verschwamm alles vor seinen Augen.
     
    Eine Stimme, hinter ihm.
    »Sir?«
    Tom schüttelte den Kopf, obwohl er wusste, dass ihm das nichts helfen würde. Und doch schüttelte er den Kopf. Auf ihm waren rote Flecken, unter seinen Füßen knirschte es. Dann drehte er sich um und wusste bereits, wie die Nachricht lautete, auch wenn er nicht wusste, wie er sich das in seinem Kopf zusammenreimen sollte.
    »Sir?«
    Dann war alles anders. Er hob benommen den Kopf und stellte fest, dass er immer noch auf seinem Stuhl in einer Polizeiwache weit, weit weg von L.A. saß. Das Zimmer war hell, er war in Decken eingehüllt, und ein Heizlüfter sorgte für einen warmen Luftstrom. Das war neu, daran erinnerte er sich nicht.
    Neu war auch der Mann am anderen Ende des Tisches. Tom blinzelte ihn an. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach drei Uhr«, antwortete der Mann. Er war viel älter als der Beamte, der Phil hieß. Er war auch größer, breiter und kräftiger. Er saß auf einem Stuhl ihm gegenüber.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Connelly«, sagte der Mann. »Ich arbeite hier.«
    »Aha.« Toms Stimme klang ein wenig bockig, und er gähnte dazu ungeniert. »Mir ist jetzt ein bisschen warm.«
    »Mein Kollege sagte mir, laut Anweisung der Ärztin sollen wir Sie warm halten. Und das tun wir eben. Es sei denn, Sie möchten lieber die Nacht im Krankenhaus verbringen. Dafür gäbe es meiner Ansicht nach ein paar gewichtige Gründe.«
    »Das ist nicht nötig«, wehrte Tom ab.
    Der Mann stützte sich auf den Tisch und schaute ihn an. »Sind Sie sich da sicher?«
    Tom war jetzt ganz wach und merkte, dass Connelly es durchaus nicht eilig hatte, sein Freund zu werden. Er behandelte ihn gar nicht wie einen Mann, der sich wie durch ein Wunder aus Eis und Schnee gerettet hatte.
    »Ganz sicher«, bestätigte Tom. Dabei versuchte er seiner Stimme den Ton zu geben, den er anschlug, wenn ein Kunde überzeugt werden musste, dass das erhaltene Webdesign genau dessen Wünschen entsprach, obwohl keine große Ähnlichkeit zwischen dem Bestellten und dem Gelieferten bestand. Es schien lange her zu sein, dass er diesen Ton angeschlagen hatte, dabei waren es keine zwei Wochen. Der Ton klang etwas gebrochen, aber er kam. »Danke, dass Sie sich so um mich sorgen.«
    »Keine Ursache. Nun, dann erzählen Sie mir mal Ihre Geschichte.«
    »Al, das hat er schon getan«, mischte sich Phil ein, der gerade mit zwei Tassen Kaffee hereinkam.
    Connelly achtete gar nicht auf seinen Deputy, sondern lehnte sich zurück und schaute weiterhin Tom an.
    »Mein Name ist Tom Kozelek«, begann der Mann. »Ich bin …im Urlaub. Vor drei Tagen, glaube ich, bin ich mit dem Auto in die Berge gefahren. Ich habe an einem Rastplatz geparkt, wo ein Wanderpfad beginnt. An den Namen kann ich mich nicht erinnern.«
    »Howard’s Point«, sagte der Polizist mit einem Nicken. »Ihr Wagen ist gestern Nachmittag dort gefunden und hierher geschleppt worden. Dass Sie aufgetaucht sind, hat wenigstens dieses Rätsel gelöst.«
    »Ja. Ich habe also dort oben geparkt und bin losgewandert.«
    »Gewandert«, wiederholte Connelly skeptisch. »Was haben Sie denn als Proviant für Ihre Wanderung mitgenommen?«
    »Ich denke, das wissen Sie schon«, murmelte Tom. »Mein Rucksack liegt dort drüben auf dem Tisch.«
    »Richtig«, sagte der Polizist. »Ich weiß nicht, ob Sie bei ihrem Aufenthalt hier mal ferngesehen haben, jedenfalls wird um diese Jahreszeit jede volle Stunde davor gewarnt, ins Gebirge zu gehen, sofern man nicht erfahrener Bergsteiger ist und die entsprechende Ausrüstung hat. Sie sehen wohl nicht viel fern, Mr. Kozelek?«
    »Mein

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