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Engel des Vergessens - Roman

Engel des Vergessens - Roman

Titel: Engel des Vergessens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wallstein Verlag
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slowenischen Titoisten aus der Partei ausschließen, die Kirche wird den Partisanenfamilien die Exkommunikation androhen und während des Gottesdienstes den Menschen ins Gesicht sagen, dass sie in der Kirche nichts mehr zu suchen haben, solange sie an die Partisanen glauben. Schlägerkommandos werden die ersten slowenischen Kulturveranstaltungen überfallen. Die Kärntner Landesbehörden werden Untersuchungen einleiten, ob die Partisanen gemordet haben, wer die Gegner der Partisanen nach dem Krieg angezeigt, verhaftet und umgebracht hat, mehr nicht, mehr ist nicht in ihrem Interesse, nichts in Erfahrung zu bringen, nichts zu erfragen, nichts zu erinnern, über alles den Mantel des Schweigens zu breiten. Private Geschichten.
    Wird im Frieden die Beute zerstückelt? Muss man im Frieden Angst davor haben, den Verstand zu verlieren, den Freund aus dem Haus zu jagen und den Feind zu umarmen?
    Die Zögerlichen, Umsichtigen, Verletzten, die Entsetzten, die Stillen, die Verstörten werden die Unterlegenen sein, die Politik, die den Krieg hervorgebracht hat, wird ihnen das Mitgefühl versagen. Die vielfach Versehrten werden zurückbleiben. Der neue Staat wird seinen Staatsbürgern, die gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben, misstrauen, weil er die Mehrheit der nazistischen Mitläufer und die Deutschnationalen nicht provozieren will. Denn, so heißt es, das Zweifelhafte an diesem Kampf sei nicht gewesen, dass er gegen die Nazis geführt wurde, das Anstößige daran war, dass er eigene Vorstellungen von der Zukunft der Kärntner Slowenen entwickelt hat, die bei den Verhandlungen um die Verfassung des österreichischen Staates berücksichtigt werden mussten, das habe noch gefehlt, dass ein großzügiges Minderheitenschutzgesetz als Kompromiss, im Gegenzug zu den jugoslawischen Gebietsansprüchen, gewährt werden musste, auf Wunsch der Besatzer! Dabei habe Österreich nichts mit den Nazis zu tun, es sei selber Opfer, es verstehe nicht, es war nicht dabei, nicht da gewesen in schwerer Zeit. Niemand in diesem verstellungsseligen Land habe die Nazis willkommen geheißen, niemand das Großdeutsche Reich ersehnt, niemand Schuld auf sich geladen, niemand die Endlösung betrieben, nur ein wenig mitgetan, mitgeschossen, mitgemordet, mitvergast, aber das zählt nicht, nichts zählt.
    Die Politik glaubt der Sprache des Krieges. Die politisierten Slowenen werden auf die unpolitischen mit Unverständnis blicken, weil sie es doch waren, die das Recht erkämpft haben, weil sie die Aufgabe übernommen hatten, erkennbar zu bleiben, angreifbar, der Prellbock zu sein. Sie haben sich in die Aktion gerettet, während die Gebrochenen schweigen und nicht verstehen wollen, warum ihr Überlebenskampf ein Vorwand für den Sieg einer Ideologie abgeben solle. Die Revolution ein hohles Versprechen.
    Nur langsam werden sich die Anwesen aus der Umklammerung des Krieges befreien. Langsam werden die Wiesen und Felder bereit sein, ihre Toten herzugeben, werden die Lichtungen und die Waldränder ihre Leichen auswerfen. Die Wiesen werden ihre Toten ausgebrütet haben, die sich in ihnen einnisteten wie seltsame, schimmlige Raupen. Die Füchse werden nicht mehr an den Beinen der notdürftig Verscharrten nagen können. Die Waldraine werden endlich wieder zu Waldrainen werden, die Wiesen zu Wiesen und die Äcker zu Äckern. Die bergende Landschaft wird genug von jenen haben, die sich in ihr verborgen hielten, sie wird ihre Bergrücken freilegen und ihre nackten Abhänge der Sonne entgegenstrecken. Die Stille der Landschaft wird ihren Bewohnern vom Frieden künden. Sie wird sie nicht mehr in die Flucht schlagen, außer mit Regen und Kälte. Die Bewohner werden es mit den Äckern und Wiesen aufnehmen. Sie werden die Zäune erneuern und die Saat ausstreuen, sie werden die Schattenseiten bepflanzen und die Wälder lichten. Sie werden Fuß fassen auf steilen Hängen, in dunklen Senken, auf freundlichen Lichtungen. Sie werden wieder in den Wäldern des Grafen arbeiten, und ihre Häuser instand setzen. Die Wälder werden ihre Geister nur langsam bannen, denn in den Wäldern wird immer noch Blut fließen aus Wunden, die den Holzarbeitern von Äxten und Sägen, von herunterstürzenden Ästen, von ins Tal schießenden Baumstämmen zugefügt werden. Klaffende Wunden, aus denen das Blut rinnen wird, im Unterschied zu den aufbrechenden, explodierenden Wunden, die durch Schüsse und Granaten verursacht worden sind. Das pulsierende, aufschießende Blut aus den Adern der

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