Engel für den Duke
Richtige.“
Sie hatte noch so viel zu tun, ehe Jocelyn eintraf. Doch den Wünschen einer Countess konnte sie sich nicht widersetzen. „Das wäre wunderbar, Mylady.“
Sie setzten sich auf das Sofa vor dem Kamin, in dem ein Feuer prasselte, und wenig später kam der Butler mit dem Teewagen. Der Tee wurde serviert, und es wurde ein wenig Konversation gemacht. Lily versuchte, nicht auf die Uhr zu sehen, die auf dem Kamin stand, doch offensichtlich gelang es ihr nicht, ihre Ungeduld zu verbergen.
„Ich sehe, Sie sind begierig darauf, mit Ihrer Arbeit zu beginnen.“
Lily errötete und wünschte, sie wäre aufmerksamer gewesen. „Ich muss nur noch so viel erledigen, ehe meine Cousine eintrifft.“
„Sind Ihre Cousinen sehr anspruchsvoll?“
An Matilda Caulfield dachte sie nur selten als an eine Cousine, aber durch ihre Heirat mit Henry war sie genau das.
„Das ist es nicht. Nur, meine Cousine Jocelyn – sie verlässt sich auf mich. Sie verlässt sich darauf, dass ich mich um ihre Bedürfnisse kümmere, so wie ich es in den vergangenen sechs Jahren getan habe. Ich möchte sie nicht enttäuschen, und auch nicht Mrs Caulfield.“
„Ich verstehe. Und was genau sollen Sie hier für ihre Cousine Jocelyn und deren Mutter tun?“
Lily errötete noch mehr. Den Haushalt des Dukes zu übernehmen und Aufgaben an seine Dienerschaft zu verteilen war wohl nicht angemessen, aber genau das erwarteten die Caulfields von ihr, und sie wollte sich dessen auch annehmen.
„Nur Kleinigkeiten, wirklich. Ich – ich muss der Köchin sagen, dass Miss Caulfield Kekse und Kakao lieber morgens in ihrem Zimmer einnimmt anstatt einer Mahlzeit unten. Und dass sie von ihrem Zimmer aus einen schönen Blick auf den Garten wünscht.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte an die endlos vielen Dinge, die auf ihrer Liste standen. „Meine Cousine mag keinen Staub. Ich muss mit der Haushälterin sprechen und mich überzeugen, dass die Teppiche erst kürzlich ausgeklopft wurden.“
„Ich verstehe.“
„Nur Kleinigkeiten, wirklich, Mylady. Ich hoffe, dass ich niemanden belästige.“
Lady Tavistock stellte ihre Tasse und Untertasse mit dem Goldrand auf den Tisch. „Sie können alles tun, was Sie für nötig halten, damit unsere Gäste es bequem haben.“
„Vielen Dank, Mylady.“
Die Dowager Countess erhob sich von dem Sofa, und Lily tat es ihr nach.
Die Lady nahm ihren Stock. „Ich nehme an, ich sollte Sie jetzt Ihrer Arbeit überlassen.“ Sie lächelte. „Ich habe unsere Begegnung sehr genossen, Miss Moran.“
Lily entspannte sich. „Ich ebenso, Mylady.“ Sie sah zu, wie die Dowager Countess hinausging. Ihr silbernes Haar schimmerte im Schein der Tranlampe, die den dämmerigen Tag erhellen sollte. Sie ging hoch erhobenen Hauptes, auch wenn sie sich langsam und ein wenig unsicher bewegte. Sie war die Tante mütterlicherseits des verstorbenen Dukes, so viel wusste Lily; eine Witwe, die in einem Herrenhaus auf dem Anwesen ihres verstorbenen Gatten lebte.
Lily war froh, diese Begegnung hinter sich zu haben, und trat hinaus in die mit Marmor ausgelegte Halle. Die Liste mit ihren Aufgaben lag oben. Es war Zeit, sich ihrer Arbeit zu widmen.
4. KAPITEL
A m folgenden Tag saß Royal in seinem Arbeitszimmer, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, den Kopf in den Händen. Ein Stapel Abrechnungsbücher lag offen vor ihm. Seine Augen brannten nach den vielen Stunden, in denen er diese Bücher gelesen hatte.
Während der ersten neun Monate nach dem Tod seines Vaters hatte er die meiste Zeit damit verbracht, sich mit Bransford Castle und dem umgebenden Land zu beschäftigen. Abgesehen von der eigenen Farm gab es auf den weitläufigen Ländereien noch zahlreiche Pächter. Royal hatte jede Familie einzeln aufgesucht und besprochen, was verbessert werden konnte, um die Produktion zu erhöhen – und damit die Gewinne, von denen ein Teil an das Anwesen ging.
Während seiner Jahre auf Barbados hatte er Bücher über Landwirtschaft studiert und dieses Wissen eingesetzt, um Sugar Reef zu der erfolgreichen Plantage zu machen, die sie heute war.
Seit seiner Rückkehr nach England hatte er die modernsten Methoden erkundet und versucht, den besten Weg zu finden, um die Verluste aus der Landwirtschaft aufzuhalten und in Gewinne umzuwandeln.
Eine der Ideen, die er verfolgte, war, auf den Ländereien in dem nahe gelegenen Dorf Swansdowne eine Brauerei aufzubauen. Er beabsichtigte, Ale von hoher Qualität zu brauen, das, davon war er
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