Engel für den Duke
konnte.
Sheridan sah noch immer zur Treppe. „Ganz plötzlich würde ich lieber hierbleiben.“
Royal biss die Zähne zusammen, riss die Tür auf und ging hinaus in den Schnee. Er hörte, wie Sheridan hinter ihm leise lachte, und dann hörte er dessen Schritte auf der Treppe nach unten.
Am folgenden Nachmittag, nachdem er ausgeritten war, um einen seiner Pächter aufzusuchen, kehrte Royal nach Hause zurück, angenehm satt von dem Hammelstew und dem Ale, die er im „Boar and Thistle“ zu sich genommen hatte, der Taverne im Dorf. Er reichte Greaves seinen Umhang und hörte, dass im oberen Stockwerk Unruhe herrschte. Er erkannte die süße Stimme seines Hausgastes und stieg die Stufen hinauf, wo er Lily fand, außerdem einige Diener und zwei Hausmädchen, die die Möbel in einem der Schlafräume umstellten.
Bei seinem Erscheinen sah sie auf und errötete ein wenig. Ihr helles Haar hatte sie mit einem Tuch zurückgebunden, und sie trug eine Schürze. Trotzdem sah sie wunderhübsch aus.
„Ich … ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, Hoheit. Ich habe meine Sachen in eines der anderen Schlafzimmer gebracht. Ich dachte, Jocelyn sollte das Zimmer bekommen, das für sie bestimmt war.“
Er sprach nicht laut aus, dass es ihm gefiel, Lily in dem angrenzenden Zimmer zu wissen, sich vorzustellen, dass sie im Bett lag mit nichts als einem dünnen weißen Baumwollnachthemd am Leibe, das vielleicht mit … sagen wir Rosen bestickt war. Er sagte auch nicht, dass er sich in der vergangenen Nacht vorgestellt hatte, wie er die einzelnen Perlenknöpfe öffnete und sich dann mit Küssen einen Weg von ihrem Hals bis zu ihren Brüsten bahnte.
Stattdessen sagte er: „Wie Sie meinen.“
„Außerdem – Ihre Haushälterin Mrs McBride schlug ein hübsches Zimmer für Mrs Caulfield vor, von dem aus sie ebenfalls den Garten sehen kann. Wenn es Sie nicht stört, würde ich … ähm … gern ein paar Möbelstücke aus den anderen Schlafräumen mit diesen hier tauschen.“
Was bedeutete, dass die Möbel in dem einen Zimmer alt und reparaturbedürftig waren. Er wusste, dass Mrs McBride ihr Möglichstes getan hatte, aber bis das Haus renoviert werden konnte, würde es nicht so großartig sein, wie es in seiner Kindheit gewesen war.
„Wie ich schon sagte, Sie können alles verändern, was Sie möchten.“
„Vielen Dank, Hoheit.“ Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, gab den Dienstboten Anweisungen und packte mit an, wann immer es nötig war. Es war offensichtlich, dass sie ihre Aufgaben ernst nahm, aber Royal erschien es ein wenig unfair, dass die Caulfields sie eher wie eine Angestellte behandelten denn wie ein Familienmitglied.
Einer der Dienstboten brachte einen verzierten Schreibtisch, den Lily in einem Raum am anderen Ende des Gangs entdeckt hatte. Sie zeigte dem Mann, wo er ihn hinstellen sollte, und als sie bemerkte, dass Royal noch immer dabeistand und zusah, lächelte sie etwas nervös.
„Mrs Caulfield wird der Schreibtisch gefallen“, erklärte sie. „Sie bleibt gern mit ihren Freundinnen in Kontakt.“
„Es ist ein schönes Möbelstück. Ich bin ein wenig erstaunt, dass es noch hier ist.“
Es schien sie zu überraschen, dass er auf seine angespannte finanzielle Lage anspielte. „Ja, so wie es aussieht, fehlt sehr viel von der ursprünglichen Möblierung.“
„Nachdem mein Vater erkrankt war, wandelte sich seine Finanzlage zum Schlechteren. Es war sein größter Wunsch, dass sein Haus wieder zu der früheren Pracht zurückfindet.“
„Jocelyn scheint begierig zu sein, in dieser Hinsicht zu helfen.“
„Das würde meinem Vater zweifellos gefallen. Möge er in Frieden ruhen.“
„Würde es Ihnen auch gefallen?“
Er verzog das Gesicht. „Ich liebe dieses Haus. Es quält mich, wenn ich es in diesem Zustand sehe.“
Sie sah den Gang hinunter. Der Anstrich war vergilbt, und an manchen Stellen löste sich die Tapete ab. Die Teppiche waren alt und fadenscheinig. „Es muss einmal sehr schön gewesen sein. Das wird es bestimmt auch wieder werden, davon bin ich überzeugt.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, herzlich und voller Zuversicht, und ihm wurde heiß.
Verdammt, sich zu der Cousine seiner zukünftigen Verlobten hingezogen zu fühlen, das war das Letzte, was er wollte.
„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie noch etwas benötigen“, sagte er schroffer, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Damit überließ er sie ihren Aufgaben und ging davon, um die Reitkleidung auszuziehen.
Der Nachmittag war
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