Engel für den Duke
würde!“
Das stimmte. Christopher Barclay war eine unberechenbare Größe. Heftig, aber stets beherrscht.
Er neigte den Kopf und küsste sie wieder, sanft diesmal. „Ich würde nie eine Frau schlagen, und schon gar keine, die so reizend ist wie du. Nicht einmal, wenn du es verdienst.“ Er hob den Kopf, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ein paar Klapse wären allerdings nicht ausgeschlossen!“
„Wie kannst du es wagen!“
Er presste die Lippen zusammen. „Ich würde noch weit mehr wagen, wenn ich dich mir leisten könnte – was ich nicht kann, wie wir beide wissen. Du wirst weit über meinem Stand heiraten. Ich hoffe nur, dass du für dein Geld einen richtigen Mann bekommst.“
„Wie kannst du …“
Er machte kehrt und ließ sie auf der Terrasse stehen, allein und wütend. Und sie wusste, dass er recht hatte.
Niemals würde sie Christopher oder einen anderen Mann seines niedrigen Standes heiraten. Aber das Lachen würde auf ihrer Seite sein, wenn ihre Verlobung mit dem Duke bekannt würde.
An Royal Dewars Männlichkeit gab es keinen Zweifel. Er war ein beeindruckender Mann, unglaublich gut aussehend und mit einer maskulinen Ausstrahlung, eine Tatsache, die sie bei ihrem Kuss am Nachmittag festgestellt hatte. Sein Körper hatte sich so hart wie Stein angefühlt, ebenso wie der männliche Teil seiner Anatomie, wenn die eng sitzende Hose darauf einen Hinweis zuließ.
Jocelyn ließ den Blick zu den Flügeltüren schweifen, die in den Salon führten. Christopher Barclay stand neben der Countess of Wren, einer reizenden Frau in den Dreißigern, und hatte den Kopf zu einem sehr intimen Gespräch geneigt. Ein Anflug von Eifersucht erfasste sie, zusammen mit einem neuen Zornesausbruch.
Jocelyn leckte sich über die Lippen und schmeckte noch immer Christopher dort. Sie spürte dasselbe Verlangen, das sie vor nur wenigen Augenblicken empfunden hatte. Sie sah, wie er verführerisch lächelte, und dasselbe Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Christopher Barclay wäre niemals ein passender Ehemann. Jocelyn hatte kein Interesse daran, ihn zu heiraten. Nicht, wenn sie einen Duke haben konnte.
Eine Heirat war keine Option, aber es gab keinen Grund, diesen Mann nicht als Liebhaber zu nehmen.
Jocelyn war daran gewöhnt, zu bekommen, was sie wollte. Und an diesem Abend hatte sie entdeckt, wie sehr sie Christopher Barclay wollte.
14. KAPITEL
L ily gähnte, als sie im Schlafzimmer stand und Jocelyns Korsett löste. Der Himmel war von undurchdringlichem Grau, die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. Sie war todmüde. Stundenlang hatte sie sich mit Menschen unterhalten und tanzen müssen, die sie gerade erst kennengelernt hatte. Seltsamerweise hatte sie sich dabei amüsiert.
Vielleicht war es die ungewohnte Aufmerksamkeit, die sie von Viscount Wellesley und seinen Freunden bekommen hatte, die sie den ganzen Abend lang unterhalten hatten. Vielleicht ahnte Lord Wellesley etwas von den Gefühlen, die sie für den Duke hegte, und sie tat ihm leid. Sheridan Knowles besaß eine Sanftmut, die sie außergewöhnlich charmant fand.
Die anderen Männer der Gruppe waren eine interessante Mischung. Wellesley hatte erzählt, dass sie einander seit ihrer Zeit in Oxford kannten und dass sie alle, auch der Duke, in der Rudermannschaft gewesen waren. Sie hatten Cambridge im Jahr ’45 in dem berühmten Rennen zwischen den beiden Universitäten geschlagen, wie er lächelnd und voller Stolz verkündet hatte.
„Bist du fertig?“ Jocelyns Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Beinahe.“ Lily zog an den Korsettbändern, bis diese sich lösten, und hörte Jocelyn erleichtert seufzen.
„Endlich kann ich wieder atmen.“ Sie holte tief Luft, wie um das zu bestätigen. „Das war ein ziemlich aufregender Abend, nicht wahr?“ Jocelyn drehte sich um und sah Lily an. „Selbst du hast ausgesehen, als würdest du dich zur Abwechslung mal amüsieren.“
Lily lächelte. „Zu meiner Überraschung habe ich das sogar.“ Vielleicht, weil Royal nicht da war und sie es nicht ertragen musste, ihn zusammen mit Jo zu sehen.
„Mein Verlobter war wie üblich nirgends zu sehen.“ Jocelyn trat aus dem Korsett heraus, das auf ihre Füße gerutscht war. Dann hob sie es auf und warf es aufs Bett. „Royal war nicht dort, aber Christopher Barclay.“
Lily, die gerade dabei war, Jocelyns pflaumenblaues Kleid aufzuhängen, drehte sich um. „Doch nicht der Christopher Barclay, der im Küssen eine Zehn bekommen hat?“
„Genau
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