Engel für den Duke
läufst du die meiste Zeit stocksteif herum.“
Alle lachten. Es war allgemein bekannt, dass Savage der Platzhirsch in ihrer Gruppe war. Nachdem er im vergangenen Jahr in einer kompromittierenden Situation mit der Anstandsdame einer Debütantin erwischt worden war, war auch der Rest seines Rufs ruiniert gewesen.
„Vielleicht will Bransford seine hinreißende zukünftige Braut jetzt doch nicht mehr heiraten“, meinte St. Michaels.
„Das bezweifle ich“, sagte Savage. „Ich hatte vergangene Nacht das Vergnügen, mit der Lady zu tanzen, und ich kann mit Überzeugung sagen, ein Mann wäre ein Dummkopf, ein solches Mädchen von der Bettkante zu schubsen.“
„Wir reden von einer Ehe, Savage“, meinte Quentin, der sich jetzt zum ersten Mal zu Worte meldete. „Das ist ein Unterschied, und ich bin sicher, irgendwo tief in deinem Innern weißt du das.“ Als Erbe des Earl of Leighton trug er den Ehrentitel eines Viscount March, aber es war ihm lieber, wenn seine Freunde ihn Quent nannten.
Quentin war erst seit Kurzem auf dem Heiratsmarkt, doch bisher hatte er keine Frau getroffen, die ihm gefiel. Royal beneidete ihn, weil er eine Partnerin seiner Wahl heiraten durfte, und nicht eine, die für ihn ausgewählt worden war.
„Ich denke, wir sind hier, um eine Angelegenheit zu besprechen, die mit Royals Vater zu tun hat, dem verstorbenen Duke“, sagte Sherry und lenkte die Aufmerksamkeit der Männer damit wieder auf das Thema.
Die kleine Gruppe wurde sofort ernst. Alle wussten von Royals Pech, einen wertlosen Titel geerbt zu haben, und dass er deshalb aus finanziellen Gründen heiraten musste – eine reiche Frau, die sein Vater für ihn ausgesucht hatte.
„Wie ihr alle wisst, hat mein Vater in den letzten drei Jahren seines Lebens den größten Teil unseres Vermögens verloren. Das ist an sich schon eine Tragödie ungeheuren Ausmaßes. Wie es scheint, lieg die Schuld allerdings nicht allein bei dem Duke. Mein Vater war bereits krank. Nach seinem Schlaganfall war er kaum noch in der Lage, finanzielle Entscheidungen zu treffen.“
„An dieser Stelle kommt ein Mann namens Preston Loomis ins Spiel“, fügte Sherry hinzu, der bereits früh am Morgen eingeweiht worden war.
„Loomis, sagst du? Ich glaube, den Namen kenne ich“, sagte Nightingale. „Ich hab den Mann letztes Jahr getroffen, schien ganz nett zu sein.“
„Daran zweifle ich nicht“, meinte Royal und biss die Zähne zusammen.
„Loomis ist eigentlich ein Trickbetrüger namens Dick Flynn“, erklärte Sherry. „Er hat den alten Duke ausgenommen und lebt jetzt auf großem Fuß von Royals Erbe hier in der Stadt.“
Jonathan runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich habe ihn auch getroffen. So ein schleimiger Kerl, der ältere Damen bezaubert?“
Royal nickte. „Und offenbar charmant genug, um meinen Vater davon zu überzeugen, ein Vermögen in einen Haufen Scheinfirmen zu investieren.“
„Einfach ausgedrückt – der arme Mann wurde übers Ohr gehauen“, fügte Sherry hinzu. „Es ist eine Sache, geschäftliche Entscheidungen zu treffen, die schlecht ausgehen. Es ist etwas anderes, einen kranken alten Mann auszunutzen, der nicht in der Lage ist, Dinge richtig zu beurteilen.“
„Wir haben deinen Vater alle gemocht und bewundert, Royal“, sagte Quentin. „Loomis sollte bestraft werden.“
„Unglücklicherweise gibt es keine Beweise“, sagte Royal. „Wir haben nur Gerüchte, nichts, was wir einem Richter vorlegen könnten.“
„Was bedeutet, dass wir uns selbst darum kümmern müssen“, schloss Sherry.
St. Michaels beugte sich vor. „Was mich zu der Frage bringt: Warum habt ihr uns hierher gerufen? Wie können wir helfen?“
Royal sah einen nach dem anderen an. „Wie ich schon sagte, wir können nicht zur Polizei gehen, aber ich habe vielleicht eine Idee, wie ich wenigstens einen Teil dessen zurückholen könnte, was Loomis meinem Vater gestohlen hat.“
Quentin richtete sich auf, was seinen sehnigen Körper noch mehr betonte, und seine Miene war noch ernster als gewöhnlich.
St. Michaels rieb sich voller Vorfreude die Hände. „Oh was für ein Spaß, Savage könnte damit vor der Langeweile gerettet werden.“
Jonathan zog eine seiner schwarzen Brauen hoch und sah Royal an. „Ich muss zugeben, das klingt vielversprechend. Welche Rolle sollen wir dabei spielen?“
„Um die Wahrheit zu sagen, ich bin noch nicht ganz sicher. Ich muss euch außerdem warnen, dass es gefährlich werden könnte. Es heißt, Loomis schreckt auch
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