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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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jetzt ein paar schöne Stunden. Ken könnte ja noch ein bißchen mit den Hunden Spazierengehen - möglicherweise wird ihm das als eine Stunde gemeinnützige Arbeit angerechnet.«
    Ich ging die Treppe hinauf, obwohl Mr. Contreras mir beteuerte, Ken sei ein netter Junge, und ich solle doch mal zur Abwechslung ein bißchen freundlicher sein. Nachdem ich meine Einkäufe ausgepackt und meinen Anrufbeantworter abgehört hatte, wußte ich, daß Kens Vater tatsächlich angerufen hatte. Pünktlich um fünf, wie angedroht. Obwohl es mittlerweile fast sieben war, saß Darraugh immer noch in seinem Büro, als ich ihn zurückrief.
    »Ich habe kein Glück gehabt«, teilte ich ihm mit, bevor er etwas sagen konnte. »Ich habe alle gemeinnützigen Einrichtungen abgeklappert, die ich kenne, und die wollen alle keinen Hacker. Sie fürchten, daß er in ihren vertraulichen Akten rumschnüffelt.« »Wieso haben Sie denen das überhaupt erzählt?« herrschte mich Darraugh an. »Weil sie bei gerichtlich verfügter gemeinnütziger Arbeit ein Recht auf die Wahrheit haben. In so einer Situation kann ich nicht lügen.« Ich hielt den Atem an. Würde er mich feuern? Wie sollte ich dann meine Hypothekenraten zahlen? Darraugh war zwar nicht sonderlich menschlich, aber er ließ mit sich verhandeln. Widerwillig nahm er meine Erklärung hin und bat mich, mich weiter umzusehen.
    »Mir ist alles recht, wenn er bloß wieder aufs College zurückgeht. Er nervt ziemlich.« »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen«, meinte ich trocken. »In der Zwischenzeit arbeitet er an einem Projekt für mich. Ich weiß nicht, ob wir den Bewährungshelfer überreden können, ihm das anzurechnen: Bei meinem derzeitigen Geschäftsgang könnten Sie ganz leicht beweisen, daß ich eine gemeinnützige Einrichtung bin.« Darraugh lachte nur selten, und jetzt klang sein Versuch ein bißchen rostig und pfeifend. Mit dem Rat, ich solle mich von MacKenzie nicht von meiner eigenen Arbeit abhalten lassen, legte er auf. Ein paar Minuten später rief Conrad an, um mir mitzuteilen, daß er wegen eines Termins mit einem Zeugen später kommen würde. Er meinte, er wäre frühestens um halb neun bei mir. Ich war enttäuscht und so erschöpft, daß ich ihm am liebsten ganz abgesagt hätte, aber in letzter Zeit hatte schon zuviel unsere Beziehung belastet. Wenigstens gewann ich so ein bißchen Zeit für mich selbst, in der ich ein Bad nehmen und ein Nickerchen machen konnte. Während das Badewasser einlief, schlug ich Cyrus Lavalles Adresse in meiner Rollkartei nach. Er wohnte in der Buckingham Street, hatte aber, weil er sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie die Reichen und Berühmten leben, seine Nummer nicht ins Telefonbuch eintragen lassen. Ich hatte sie mir trotzdem bei einem Treffen mit ihm heimlich notiert, als er sie für einen Kellner, dem er schöne Augen gemacht hatte, auf eine Serviette kritzelte.
    Er war alles andere als erfreut, von mir zu hören. »Ich habe meine Nummer nicht eintragen lassen, damit mich Leute wie du nicht belästigen können. Laß mich in Ruhe, Warshawski. Ich will grade zum Essen gehen.«
    »Je schneller du mir sagst, was ich wissen will, desto schneller kannst du dich weiter feinmachen. Wer hat Century und Lamia im Rathaus zum Tabu erklärt? Alec Gantner oder Donald Blakely?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Dann formuliere ich meine Frage eben anders: Offenbar ist was faul an den Krediten, die Century der Kommune gewährt, sonst wäre Lamia doch jetzt kein heißes Eisen. Es wäre mir viel, sehr viel wert, Cyrus, zu erfahren, was.« Wo sollte ich bloß das viele Geld herkriegen, um ihn zu bezahlen, wenn er mein Angebot tatsächlich annahm?
    Er kämpfte gegen seinen inneren Schweinehund an und brauchte eine ganze Weile, bis er mir antwortete. »Der Kontakt mit dir ist mir im Moment zu heiß, Warshawski. Wenn die Leute herausfinden, daß ich irgendwas mit dir zu tun habe, bin ich tot. Und jetzt laß mich bitte in Ruhe.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, stieg ich in die Wanne. Ich legte mich ins Wasser zurück und dachte darüber nach, wie ich herausfinden konnte, was diese Leute machten. Ein einfacher Verstoß gegen die gesetzlichen Bestimmungen über die Gewährung von Darlehen an Kommunen konnte es nicht sein. Deswegen würden die keinen Stadtrat bestechen, denn das hatte mit dem Bund zu tun. Mir fiel partout keine plausible Erklärung für die ganze Geschichte ein.
    Schließlich gab ich auf und

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