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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Kopf gehen. Solche Nachforschungen können mehrere Wochen dauern. Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich erledige die Laufereien für dich«, bot Camilla an. »Ich kann schon ein paar Stunden am Tag für meine eigene Sache erübrigen.«
    Ich zog Phoebes Schreibtischstuhl herüber und setzte mich vor die beiden. »Hört mal zu, ihr zwei. Ich habe sechs Wochen Zeit, um ein neues Büro zu finden. Wenn ich hundert Stunden einfach so übrig hätte, würde ich nicht so in der Tinte sitzen. Aber jeder einzelne Auftrag, den ich in den nächsten sechs Monaten übernehme, muß was einbringen - sonst bin ich die erste, die bei Camilla vor der Tür steht und sich um eine ihrer neu gebauten Wohnungen bewirbt.«
    »Zuerst mußt du noch ein Baby kriegen«, widersprach Camilla. »Die Wohnungen sind für alleinerziehende Mütter, Vic, nicht für arbeitslose Schnüfflerinnen.« »Capital zahlt dir einen anständigen Vorschuß.« Phoebe runzelte die Stirn, einen Augenblick lang verärgert über uns beide.
    »Willst du meine Bücher überprüfen, selber nachschauen, wo mein Geld hingeht?« Sie wurde rot, ein paar Sommersprossen kamen über ihren Wangenknochen zum Vorschein. »Ich möchte, daß du dich einer wichtigen Klientin gegenüber entgegenkommender verhältst.« Ich merkte, wie ich unwillkürlich das Kinn vorreckte. »Phoebe, ich weiß, du opferst deine Zeit für dieses Projekt als Zeichen deines guten Willens und deiner makellosen politischen Gesinnung. Aber ich würde wetten: Wenn ich deine Bücher prüfe, stelle ich fest, daß dein guter Wille von der Lamia-Gruppe honoriert wird, wenn die erst mal im richtigen Fahrwasser ist. Aber ich habe kein persönliches Vermögen, das ich dafür aufs Spiel setzen könnte. Du kennst ja das alte Sprichwort: Angestellte spielen zum Spaß mit dem Feuer; Arbeiterinnen verbrennen sich daran.«
    »Das habe ich noch nie gehört«, herrschte sie mich an. »Und wenn du glaubst, daß ich bei der Sache nichts riskiere... «
    »Nun hört mal zu, Mädels«, meinte Camilla. »Ich will nicht, daß ihr zwei euch wegen der Sache in die Haare kriegt und eure Freundschaft aufs Spiel setzt. Vic, warum investierst du nicht einfach mal - na ja, vielleicht zehn Stunden in die Sache und siehst dir an, wieviel Arbeit tatsächlich nötig ist? Wenn es wirklich so aufwendig ist, kann Phoebe dich ja dafür bezahlen.«
    »Und wie sieht dein Beitrag zu deiner eigenen Sache aus?« wollte Phoebe wissen. »Wenn jemand versucht, Vic abzuschießen, hole ich Conrad, schneller als die Bullen anrücken können.«
    »Wofür wir dir beide sehr dankbar wären.« Conrads Reaktion auf eine solche Situation würde vermutlich folgendermaßen aussehen: Wenn ich wieder so unvorsichtig wäre, jemandem vor die Pistole zu laufen, würde er diese wahrscheinlich selbst in die Hand nehmen, um die Arbeit meines Angreifers zu beenden. Schließlich hatten wir beide uns schon zur Genüge über »unnötige« Risiken für Privatpersonen unterhalten. Phoebe verzog das Gesicht. Sie wollte keinesfalls klein beigeben, obwohl sie genau wußte, daß ein Kompromiß unumgänglich war. »Fünfzehn Stunden, Vic, dann sehen wir weiter.«
    »Na schön, Phoebe, aber das möchte ich schriftlich.« »Camilla ist Zeugin.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die unbezahlten Aufträge fressen einen auf, und am schlimmsten sind die gemeinnützigen Sachen. Schriftlich, sonst läuft nichts. Ich berechne dir auch keine volle Stunde für zehn Minuten Arbeit wie deine Rechtsberater. Bei mir sind fünfzehn Stunden fünfzehn Stunden.«
    »Verdammt noch mal, Vic, du bist schon immer ein stures Aas gewesen.« Phoebe wies ihre Sekretärin über die Gegensprechanlage an, die nötige Vereinbarung zu tippen. Während ich darauf wartete, daß Gemma den Vertrag hereinbrachte, notierte ich mir die Namen von ein paar Kontakten, die Phoebe bei der Bank und Camilla bei der Bezirksverwaltung hatten.
    Weder Phoebe noch ich waren sonderlich glücklich, als ich Anstalten machte zu gehen, aber Camilla lachte und meinte: »Das erinnert mich an eine Nutte, die in der gleichen Straße gewohnt hat wie wir. Sie hatte das horizontale Gewerbe aufgegeben und eine Arbeitsvermittlung aufgemacht, aber sie riet uns Mädchen aus der Nachbarschaft immer, aufzupassen, daß der Kunde auch zahlt. >So<, hat sie immer gesagt, >habt ihr nicht das Gefühl, daß ihr ausgenutzt werdet, und er fühlt sich nicht verpflichtete« »V. I. als Nutte? Der Gedanke gefällt mir«, sagte Phoebe und stand auf. »Ich hab' noch

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