Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
unmittelbar vor ihren Augen.
Ich ringe fortwährend mit dem Teufel. Wenn jemand einen starken Glauben hat, dann setzt der Teufel alles daran, um es demjenigen möglichst schwer zu machen – häufig trägt er sogar kurzfristig den Sieg davon. Doch ich weiß – ganz gleich, was immer Satans finstere Mächte auch anstellen mögen, um uns unsere Arbeit zu vergällen, am Ende werden doch Gott und die Engel den Sieg davontragen.
Sean konnte es kaum fassen, dass es ihm nicht gelang, mehr Hilfe für uns zu mobilisieren. Man hatte ihm wenigstens zugestanden, uns mit Nahrungsmittel-Gutscheinen auszustatten, und er erschrak, als ihm bewusst wurde, wie wenig Nutzen sie für uns hatten – im Hinblick auf die Diät-Erfordernisse von Joe und Christopher. Sean stellte dann eine detaillierte Liste der Lebensmittel zusammen, die Joe und Christopher essen konnten und
brachte uns von da an bisweilen eine kleine Tüte mit passenden Lebensmitteln vorbei. Ich bin sicher, dass er sie aus eigener Tasche bezahlt hat.
Im Lauf der Zeit hörten immer mehr Menschen von mir und kamen, um sich Hilfe zu holen.
Darunter auch eine recht junge Frau, die jedoch schon Großmutter war. Sie hieß Mary. Etwa zehn Jahre zuvor hatte eine ihrer Nachbarinnen Zwillinge zur Welt gebracht, wobei das eine Kind kurz nach der Geburt starb. Wie Mary mir schilderte, hatte sie sich – obwohl sie mit der Nachbarin weder verwandt war, noch ihr sonst irgendwie besonders nahe gestanden hatte – bereits vor der Geburt der Babys, als die Mutter noch mit ihnen schwanger war, zu den Kindern hingezogen gefühlt. Und keine Ahnung gehabt, weshalb. Als Mary dann die kleine Josie zum ersten Mal sah, wusste sie sofort, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab, ein inneres Band, schon bevor sie sich über das Bettchen beugte, um dem Baby über sein kleines Gesicht zu streicheln.
Viele von uns kennen den Begriff »Seelenpartner«. Wir sind geneigt, ihn zu romantisieren und uns darunter hauptsächlich den vollkommenen Lebensgefährten vorzustellen. Wir dürfen dabei aber nicht übersehen, dass ein Kind genauso ein Seelenpartner sein kann wie ein Erwachsener. Die Menschen laufen durchs Leben auf der Suche nach ihrem Seelenpartner – dabei kann er oder sie sich in einem anderen Teil der Welt aufhalten. Doch auch derjenige, dem Sie ein paar Euro haben zukommen lassen oder der Rollstuhlfahrer von gegenüber oder das Kind mit dem Down-Syndrom, an dem Sie gerade vorübergegangen sind – jeder von ihnen kann ein Seelenpartner sein.
Während Josie heranwuchs, blieb die enge Verbindung mit Mary bestehen. Jedes Mal, wenn das Kind
krank oder in Schwierigkeiten war, wusste Mary das instinktiv. Und umgekehrt verhielt es sich genauso. Bisweilen sagte Josie zu ihrer Mutter, sie müsse hinübergehen, um nach Mary zu sehen. Und fragte die Mutter nach dem Grund, hörte sie immer dieselbe Antwort: »Ich weiß, dass Mary mich braucht.« Nicht jedes Mal, wenn sie danach fragte, bekam Josie gleich die Erlaubnis, zu Mary hinüberzulaufen, denn manchmal erschien es ihrer Mutter schon zu spät und dunkel, oder es goss in Strömen, aber das Kind bettelte so lange, bis die Mutter schließlich doch nachgab. Dann erschien Josie vor Marys Tür, klopfte und fragte: »Mary, was ist los mit dir?« Und Mary sah das kleine Mädchen an und dachte: Mein Gott, sie weiß, dass ich heute traurig bin!
Sie waren Seelenpartner: ganz unterschiedlichen Alters, desselben Geschlechts – und nichtsdestoweniger Seelenpartner. Seelenpartner stehen in einer sehr speziellen Verbindung zueinander: Jeder kennt die Empfindungen des anderen.
Mary ist inzwischen gestorben. Einige Zeit vor ihrem Tod sagte sie mir: »Ich weiß, dass Josie mein Seelenpartner ist – mein Ehemann war es nicht.« Gegen Ende ihres Lebens hat sie dieses Verständnis erlangt.
Josie habe ich ebenfalls kennengelernt – Marys Tod war entsetzlich für sie. Als Mary starb, hatte Josie das Gefühl, es werde ihr ein großes Stück ihres Herzens herausgerissen.
Es ist sehr gut möglich, dass Josie in ihrem Leben noch auf einen anderen Seelenpartner trifft, denn wir haben mehr als einen im Leben. Und es kommt vor, dass jemand seinen Seelenpartner bloß deshalb noch nicht gefunden hat, weil er oder sie ihn oder sie nicht als solchen erkennt: Wir sind oft zu beschäftigt – doch kann es natürlich trotzdem geschehen, dass der andere Mensch einen erkennt.
Außerdem sollten wir uns einer Tatsache bewusst werden: Jeder von uns kann jemanden lieben und
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