Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Erscheinungsbild verwendete.
Meine Engel rieten mir immer wieder, mein Glück bei der örtlichen Wohlfahrtsorganisation zu versuchen. Doch das lehnte ich verbissen ab. Ich war nicht bereit, noch mehr von meiner Würde dranzugeben. Warum sollte man mir dort Glauben schenken, wenn es schon die Sozialbehörde nicht tat? Schließlich standen die Dinge so schlecht, dass ich doch einmal dort anrief und einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbarte.
Ich ging also hin und erläuterte ihnen unsere Situation. Man schickte uns einen Mann, der uns und unser Häuschen unter die Lupe nahm. Dieser Inspektor ließ sich Zeit und sah sich gründlich bei uns um, öffnete auch die Schränke. Dann wandte er sich mir zu und sagte: »Solange Sie einen Beutel Kartoffeln und eine Dose Bohnen haben, leidet Ihre Familie noch keinen Hunger. Sie brauchen unsere Hilfe nicht.«
Ich versuchte, ihm die Notwendigkeit und Gegebenheiten einer Zöliakie-Diät darzulegen – dass Christopher für sein Wachstum spezielle Nahrungsmittel brauchte, weil andernfalls die Gefahr bestand, dass er auf Dauer verkümmern würde. (Tatsächlich wog mein Sohn als Siebenjähriger nur 16 kg, normal wären mindestens 25 kg gewesen.) Dann erklärte ich dem Herrn von der Wohlfahrtsorganisation, dass Joe aufgrund seiner Krankheit eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln gar nicht bei sich behalten konnte. Doch der Mann schien sich überhaupt nicht für meine Worte zu interessieren – ich bin sicher, dass er sich im Recht glaubte.
Schließlich unterstützte uns die Organisation dann doch mit geringfügigen Mitteln, vieles davon brachte allerdings keinen Nutzen: So ließen sie uns Gutscheine für bestimmte Nahrungsmittel zukommen, doch waren das ausnahmslos Dinge, die weder Joe noch Christopher vertrugen. Zu einem Weihnachtsfest erhielten wir einen Gutschein für einen Truthahn und freuten uns riesig darüber, aber als ich zur Adresse der Organisation ging, um den Vogel abzuholen, machte die mit dieser Gabe verbundene Demütigung alles Gute daran wieder zunichte. Das Komitee war angetreten und rief jeden Einzelnen laut mit Namen auf, woraufhin derjenige vortrat und sich seinen Truthahn abholte. Als mein Name an der Reihe war, hieß es: »Ach ja, Sie …« wodurch mir klar wurde, dass man über mich gesprochen hatte und man uns für Schmarotzer hielt, die den wirklich Bedürftigen buchstäblich die Bissen vom Mund wegstahlen. Sie hatten ja keine Ahnung!
Eines Tages lief ich zufällig Sean über den Weg, einem Mann, den ich aus der Gebetsgruppe in Maynooth kannte. Wir konnten nicht mehr an den Treffen teilnehmen, weil das Hinkommen für Joe zu mühsam geworden war. Mir fehlten diese Abende – sowohl die Gebete als auch die Gesellschaft der Menschen dort. Zu der Zeit kam ich wenig nach draußen, eigentlich nur, um die Einkäufe zu erledigen, die Kinder von der Schule abzuholen und meine wenigen Stunden bei einem Gelegenheitsjob abzuarbeiten. Sonst ging ich nirgendwo hin. Joes Gesundheitszustand war so unberechenbar geworden, dass ich Sorge hatte, ihn alleine zu lassen, und sei es auch nur für kurze Zeit.
Sean war inzwischen Mitglied der lokalen Wohlfahrtsorganisation und schon bald nach unserem Zusammentreffen auf der Straße schaute er auf eine Tasse Tee bei uns herein. Wir saßen am Küchentisch und ich beschrieb ihm in aller Offenheit unsere Lebenssituation. Niemand anderem habe ich jemals das ganze Ausmaß unserer
finanziellen Schwierigkeiten eingestanden. Sean war am Boden zerstört und versprach mir, bei seiner Organisation mehr Hilfe für uns zu erwirken.
Und trotz Seans Bemühungen lief es wieder nicht gut. Als er unseren Fall vor dem Komitee ausbreitete, stieß er auf heftigen Widerstand und schließlich wurde sein Antrag sogar abgewiesen. Ich weiß sehr gut, wer in Wahrheit dahintersteckte: Das war ein Werk des Teufels. Denn gelegentlich erschwert Satan es uns, unserer Bestimmung zu folgen. Bei manchen Gelegenheiten versuchen die Mächte des Bösen, uns an unserem Leben und an unserer Bestimmung zweifeln zu lassen, was uns alles bedeutend schwieriger und mühevoller macht, als es unter normalen Umständen gewesen wäre. Bisweilen geschieht das auf sehr geschickte Weise, beispielsweise, indem er uns von unseren eigentlichen Aufgaben ablenkt. Ich weiß, das ist einer der Gründe, weshalb ich in der Zeit von Joes Krankheit so wenig Unterstützung für meine Familie erfahren habe. In diesem Fall machte der Teufel die Menschen blind für die Dinge
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