Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
hinten durch den Garten ums Haus herumgelaufen. Er setzte sich zu mir auf die Türschwelle. Ich blockte ihn sofort ab: »Mir ist nicht nach reden.« Der Engel legte mir seine Hand auf die Schulter: »Lorna, die Sache mit deinem Ring tut mir schrecklich leid. Wir konnten nicht eingreifen.« Ich drehte mich zu ihm um, und sein Strahlen entlockte mir ein kleines Lächeln.
»Michael, ich wünschte so sehr, dass ihr etwas hättet unternehmen können«, antwortete ich. »Joe ist auch so traurig. Er hat das Gefühl, mich im Stich gelassen zu haben. Dieser Tage hat er sogar gesagt, wenn er hätte besser für uns sorgen können, wäre der Ring nie im Pfandleihhaus gelandet.«
»Vergiss nicht, Lorna, es ist nur ein Ring, ein Gegenstand. Deine Erinnerung sollte immer Joes Liebe gelten«, ermahnte mich der Engel. Nach einer Minute Nachdenken über Michaels Worte war mir klar, dass er natürlich recht hatte. Und gleich fühlte ich mich besser. Ich wandte mich dem Engel zu und lächelte ihn an. Daraufhin verschwand er wieder. Von da an kam mir der Ring nur noch selten ins Gedächtnis.
Politik interessiert mich an sich nicht, der Friede dafür umso mehr. Und damals, Mitte der 1990er Jahre, war viel von Frieden für Nordirland die Rede. Bei einer unserer Begegnungen befragte ich Engel Michael zum Nordirland-Problem. Er erklärte mir, es gebe Leute, die den Friedensprozess zum Scheitern bringen wollten. Sie würden damit zwar auf Dauer wahrscheinlich keinen Erfolg haben, doch der Friede werde noch lange auf sich warten lassen. Es könne 20 Jahre oder länger dauern, bis alles endgültig geregelt sei.
Seitdem beobachte ich und beobachte. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass manche Leute deutlich offener geworden und zu mehr Zugeständnissen bereit sind, sie stehen unter dem Druck, frühere Standpunkte aufzugeben, um den Frieden herbeizuführen. Nach Michaels Worten ist es sehr wichtig, dass in Nordirland Friede einkehrt. Und zwar keineswegs nur für Irland und Großbritannien.
Irland bietet ein Beispiel für ein Land, in dem ein Religions- und Glaubenskrieg geherrscht hat – und wenn Irland den Weg des Friedens geht, dann kann das auch auf andere Länder einen positiven Einfluss haben.
Mir wurden verschiedene Visionen der Zukunft unserer Erde gezeigt, und zuweilen habe ich beim Hinschauen große Angst empfunden. Manche dieser möglichen Zukunftswege, die ich zu sehen bekam, waren wirklich grauenvoll, und sollte einer davon Realität werden, möchte ich das nicht mehr erleben. Aber ich habe auch viele herrliche Zukunftsvisionen gesehen, wo für alle Menschen Platz ist und sie in Frieden und Harmonie miteinander leben. Meiner Ansicht nach kann die Welt der Zukunft ein wunderschöner Ort sein, aber dazu muss jedes einzelne Individuum seinen Beitrag leisten.
Alle normalen Menschen wollen den Frieden. Einmal kam eine Frau aus Nordirland zu mir. Ihr Mann war bei den blutigen Auseinandersetzungen umgekommen und ihr älterer Sohn saß wegen seiner Beteiligung an Terrorakten
im Gefängnis. Es brach ihr fast das Herz, miterleben zu müssen, dass ihr älterer Sohn sein Leben zerstört und so viel Schmerz und Leid über andere Menschen gebracht hatte. Und ihr jüngerer Sohn war gerade dabei, in die Fußstapfen seines älteren Bruders zu treten. Die Mutter hatte große Angst, er könnte dabei auch noch getötet werden. Sie sah kein Ende dieser Spirale der Gewalt, deshalb ging sie täglich in die Kirche und betete für den Frieden und für ein normales Leben – und darum, dass ihr älterer Sohn wieder heimkommen und seinem kleinen Kind ein guter Vater sein würde, und dass sein jüngerer Bruder heiraten und eine Familie gründen könnte.
Wie sie mir erzählte, war sie es leid, an Beerdigungen teilzunehmen und wollte ihrerseits auch auf keinen Fall den Hass weitertragen. Aber sie kannte andere Großmütter, die den Hass aktiv schürten. »Es würde allein schon sehr viel ausmachen, wenn diese Großmütter aufhörten, ihren Kindern und Enkelkindern Hass einzuimpfen«, sagte sie mir. Sie versuchte ihr Möglichstes, um gegenzuhalten, aber es war alles andere als einfach. Ich fühlte mit ihr.
Die Worte des Engels Elija habe ich schon weiter vorne einmal gebracht: »Einen Krieg anzufangen und zu führen ist leicht, aber Frieden zu schließen und zu bewahren, das ist wirklich schwer.«
Während der letzten Monate waren meine Angst und Sorge um Joe dauernd gewachsen, denn sein Zustand verschlechterte sich zusehends: Er verlor an Gewicht,
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