Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
bewundern und bereit sein, das Leben für ihn oder sie hinzugeben
– und das muss nicht notwendigerweise bedeuten, dass dieser Mensch auch ein Seelenpartner ist. Ich finde es immer traurig, junge Menschen (oder auch weniger junge Menschen) sagen zu hören: »Ich werde erst dann eine wirkliche Bindung eingehen, wenn ich meinen Seelenpartner gefunden habe.« Im selben Moment, in dem Sie solche Worte aussprechen, errichten Sie ein gewaltiges Hindernis auf dem Weg, jemanden zu treffen, der vielleicht kein Seelenpartner, aber dafür ein Mensch ist, mit dem Sie großes Glück erleben können. Sie müssen nicht auf die Suche nach Ihrem Seelenpartner gehen – ist es Ihnen bestimmt, dass Ihr Seelenpartner in Ihrem Leben erscheint, dann wird er oder sie das auch – sei es für einen kurzen Augenblick oder eine längere Zeitspanne.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich einmal gemeinsam mit Joe die Fernseh-Nachrichten geguckt habe; darin kam auch ein Bericht über ein entsetzliches Zugunglück in England. Früher am Tag hatte ich schon einen flüchtigen Blick auf ein Foto davon in der Zeitung geworfen, aber vermieden, es mir genauer anzusehen. Nun wurde mir klar, es war etwas daran, das ich sehen sollte. Ich hätte es gleich besser wissen müssen, denn wenn Gott und die Engel mir etwas zeigen wollen, dann kann ich dem nicht aus dem Weg gehen.
In einem Filmbeitrag wurde ein Mann auf einer Bahre gezeigt und um ihn herum lauter Rettungssanitäter. Keine Ahnung, wer der Mann war, er gehörte jedenfalls zu den Überlebenden des Zugunglücks. Ich wusste, dass er in diesem Zug kurz vor dem schrecklichen Unfall seinem Seelenpartner begegnet war und dieser zu den Toten gehörte. Ich wusste das, weil mir erlaubt wurde, einen Blick auf die Verbindung zwischen den beiden zu werfen. Als man ihn auf der Bahre wegtrug, hob er seinen Arm und ich weiß auch, dass er die Seele seines Seelenpartners sehen konnte. Darüber hinaus durfte ich sehen, wie der Seelenpartner den Mann auf der Bahre tröstete
und für sein Überleben sorgte. Welches Geschlecht der Seelenpartner gehabt hatte und ob er oder sie alt oder jung gewesen war, blieb mir jedoch verborgen. Ich wusste lediglich, dass die beiden Seelenpartner waren und ihre Wege sich nur flüchtig gekreuzt hatten.
Ich weiß noch, wie schrecklich traurig ich war, und dass ich dachte: Oh, mein Gott, so etwas hasse ich. Dabei ist »hassen« das falsche Wort. Ich empfand selbst furchtbaren Schmerz, als ich die Szene verfolgte, und so tiefes Mitgefühl für den Schmerz und den Verlust, den der Mann auf der Bahre gerade erlitt, als er seinen Seelenpartner für einen kurzen Augenblick sehen konnte und den Arm nach ihm ausstreckte. Ich weiß nicht, ob der Mann sich später an die flüchtige Begegnung mit seinem Seelenpartner erinnern würde. Mitunter laufen auf der spirituellen Ebene Dinge ab, während wir uns gerade in einem Schmerz- und Schockzustand befinden. Und hinterher fragen wir uns dann, ob das betreffende Ereignis Wirklichkeit war: Haben wir tatsächlich etwas gesehen oder war das Ganze vielleicht doch nur ein Lichtblitz?
Etwa zur selben Zeit wurde ich mir meiner Verbindung zu einem Mann sehr bewusst, der seine Frau umgebracht hatte. Egal, wo ich mich gerade aufhielt oder was ich gerade tat, diese Verbindung schob sich auf irgendeine Weise in den Vordergrund: Wenn ich das Radio einschaltete, kam etwas über den Mörder in den Nachrichten; ging ich die Straße hinunter, fiel mein Blick auf eine Zeitung, und sei es, dass sie auf dem Bürgersteig lag und ich darüber hinweglief. Die Schrift stand deutlich über dem Papier, so als wollte sie sich davon lösen – und das Einzige, was mir aus dieser Zeitung in die Augen sprang, war eine Meldung über den grauenhaften Mordfall. Eines Abends ging ich in unser Vorderzimmer, machte den Fernseher an und geriet in die Spätnachrichten. Als ich
den Apparat wieder ausschalten wollte, funktionierte der Knopf nicht. Der Fernseher ging einfach nicht aus! Dann hörte ich einen meiner Engel sagen: »Lorna, setz dich hin und schau dir die Nachrichten an.«
Ich tat es nur widerwillig – und was sah ich: einen Film über den Mann, der gerade des Mordes an seiner jungen Frau für schuldig befunden worden war – des vorsätzlichen, kaltblütigen, exakt geplanten Mordes. Während ich dasaß und auf den Film achtete, wurde mir gezeigt, was dieser Mann mit dieser Tat seiner Seele zugefügt hatte: Er hatte sein eigenes menschliches Selbst von seiner Seele getrennt,
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