Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Männer folgten ihnen nämlich auf die Straße und suchten nach einem Vorwand, um eine Schlägerei vom Zaun zu brechen, einer davon hielt eine abgeschlagene Flasche mit gezackten Rändern in der Hand. Joe erklärte ihnen, sie seien nicht auf Randale aus, er habe sich in dem Pub nur mit einem alten Freund verabredet. Als sie weitergehen wollten, fingen die Typen plötzlich an, sie herumzuschubsen. Christophers Angst war inzwischen natürlich noch gewachsen. Und mit einem Mal hatte er
ganz stark Pauls Gegenwart empfunden. Er erzählte mir: »Ich bin mir ganz sicher, dass er da war, Mam. Es war sogar so, als wäre er wirklich da, so wie du und ich. Er stieß die Männer zurück und drängte uns nach vorne. Ich fühlte, wie er Paps und mich beschützte. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie eine solche Heidenangst, Mam, aber als ich Pauls Anwesenheit fühlte, wusste ich, wir würden mit heiler Haut davonkommen.«
Ich sagte Christopher, er solle nie vergessen, dass Paul immer für ihn da sein würde, wenn er seinen Schutz bräuchte. Über die Jahre hinweg habe ich oft an Paul gedacht und ich danke ihm, dass er Christopher für mich beschützt hat. Ich danke ihm, dass er sich an meine Bitte erinnert hat, für Christophers Sicherheit zu sorgen.
Jeden Tag, wenn ich vom Einkaufen zurück war, brachte ich Joe eine Tasse Tee und hockte mich für ein Schwätzchen zu ihm auf die Bettkante. Eines Tages hatte Joe eine Geschichte für mich. Sein Schutzengel saß rechts neben ihm und eine Unmenge anderer Engel hatte sich auf seinem Bett verteilt. Alle sahen in Joes Richtung und warteten darauf, was er mir erzählen würde:
»Du wirst es nicht glauben, Lorna, aber während du einkaufen warst, kam ein kleines Mädchen, ein Geist, hier zur Tür hereingehüpft. Sie war vielleicht drei Jahre alt und hatte langes hellbraunes Haar, das hinter ihr herwehte. Sie sah schmutzig aus, als hätte sie im Matsch gespielt und hatte ›Matschkuchen‹ in den Händen. Sie stand genau dort, wo du gerade sitzt, und sagte zu mir: ›Papi, komm, spiel mit mir.‹ Dann drehte sie sich um und sprang wieder aus der Tür.«
Ich war hingerissen und zugleich restlos verblüfft – wusste ich doch, was das hieß: Wir würden noch ein Kind haben! Zwar hatten wir uns immer ein weiteres Kind gewünscht, aber Ruth war inzwischen zwölf und
bei Joes Gesundheitszustand hätte ich mit allem anderen eher gerechnet. Es war ein Wunder! Ich dankte Gott und meinen Engeln dafür.
Joe hatte noch nie zuvor einen Geist gesehen. Mir schien, als erlaubten Gott und die Engel ihm jetzt, mehr zu sehen, um ihn verstehen zu lehren, dass er weit mehr war als nur ein Körper.
Ich klärte Joe nicht sofort darüber auf, dass seine Begegnung mit dem Geist des kleinen Mädchens bedeutete, wir würden noch eine Tochter bekommen, sondern ließ ihn erst einmal bei der Begeisterung bezüglich dieses wunderhübschen kleinen Geistes. »Weshalb hat sie mich bloß ›Papi‹ genannt?«, staunte er.
Auch ich bekam den kleinen Geist zu Gesicht, und das noch, bevor ich schwanger wurde. Er glich Joes Beschreibung aufs Haar. Als ich einmal in der Küche ein Tablett mit Tee für Joe herrichtete und es eben hinaustragen wollte, hüpfte das kleine Ding, das kleine Mädchen, gerade durch die Esszimmertür. Sie war so wunderschön – und dann plötzlich verschwunden. Als ich das Schlafzimmer betrat, erzählte Joe gleich als Erstes, das kleine Mädchen sei wieder da gewesen, habe »Papi« zu ihm gesagt und mit ihm spielen wollen.
Diesmal entschlüsselte ich Joe die Bedeutung seiner Begegnung mit dem Geist des kleinen Mädchens: Gott würde uns noch eine Tochter schenken. Und Joe wollte es nicht glauben: »Gott müsste mir schon eine Menge Lebenskraft einhauchen, damit ich noch mal ein Kind zeugen könnte. Dazu bräuchte es schon ein echtes Wunder! «
Doch bereits kurze Zeit darauf bemerkte ich bei mir die ersten Anzeichen einer Schwangerschaft.
Einmal stand ich gerade vor dem Spiegel, als um mich her lauter Engel erschienen und dazu ein goldenes Licht. Dann konnte ich die Energie des Lebens in meinem Bäuchlein sehen: Einen Wirbel in allen Smaragdtönen und -schattierungen. Als er sich nach innen öffnete,
konnte ich das Kleine in mir sehen, gerade mal so groß wie ein Staubkörnchen. Dieser Anblick berührte mich tief und erfüllte mich mit großer Liebe zu meinem ungeborenen Kind.
Zwischen Ruth und unserem neuen Baby lagen zwölf Jahre, weshalb ich mich erst einmal wieder an den Gedanken,
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