Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
erneut Mutter zu werden, gewöhnen musste. Außerdem hatte ich längst alles weggegeben, was man für so ein Baby braucht. Demzufolge hatten die Engel alle Hände voll zu tun, um hier Abhilfe zu schaffen. Sie mussten einer Menge Leute gute Gedanken ins Ohr flüstern. Doch als Megan dann zur Welt kam, hatte ich eine komplette Erstausstattung für sie beisammen und war allen daran Beteiligten sehr dankbar: den Engeln und den Menschen, die auf sie gehört hatten.
Manchmal kommt mir sehr deutlich zu Bewusstsein, dass die Engel wirklich mächtigen Aufwand für uns getrieben haben: An jenem Weihnachten war das Geld bei uns wieder einmal sehr knapp. Am Vorweihnachtsabend saßen wir alle beim Essen um den Küchentisch, als es an der Tür klopfte. Christopher ging öffnen und kam mit einem fremden Mann zurück, dem er beim Hereintragen einer riesigen Schachtel half.
Christopher stellte den Fremden als Father Tom vor, einen der Geistlichen an seiner Schule. Father Tom meinte: »Ich hoffe, Sie haben jetzt nicht das Gefühl, ich will in Ihre Privatsphäre eindringen. Die Hauswirtschaftsklasse hat gebacken und dann einstimmig beschlossen, dass ihre gesamte Weihnachtsbäckerei einer Familie in Maynooth zugute kommen sollte – und ich habe gehört, bei Ihnen wäre das alles genau an der richtigen Stelle. An Heiligabend bringe ich Ihnen dann noch einen Truthahn und einen Schinken. Und machen Sie sich bitte keine Gedanken – niemand in der Klasse weiß, an welche Adresse die Sachen gegangen sind. Deshalb bin ich auch alleine hergefahren, in der Hoffnung, Christopher würde bei dem Karton mit Hand anlegen.«
Ich dankte ihm und lud ihn zum Tee ein. Während ich ihn zubereitete, »befreiten« Father Tom, Joe und die Kinder das Weihnachtsgebäck aus den Verpackungen. Und es war wirklich alles dabei, wovon man nur träumen konnte – wahre Unmengen und alles selbst gebacken. Es war einfach unglaublich. Ich brühte den Tee auf und dankte Gott und den Engeln. Während ich Father Tom seine Tasse reichte und einen der herrlichen Apfelkuchen anschnitt, warf ich einen Blick auf meine Kinder und sah das Leuchten in ihren Augen. Dann fragte ich den Geistlichen: »Father Tom, woher wussten Sie …?«
Er antwortete, er habe nur verlauten hören, wir hätten es schwer, aber mehr nicht. Ich sah über den Tisch zu Joe, doch als er den Kopf schüttelte, war klar, dass ich Father Tom nicht über das ganze Ausmaß seiner Krankheit ins Bild setzen sollte. »Haben Sie Dank, dass Sie Ihren Engeln zugehört haben«, sagte ich ihm, »und danken Sie bitte der Hauswirtschaftsklasse in unser aller Namen für diesen ganzen Segen.«
An Heiligabend erschien Father Tom tatsächlich wieder, diesmal mit dem größten Truthahn meines Lebens und einem herrlichen Schinken. Als wir dann am Weihnachtstag am Kamin saßen, sagte Joe zu mir, er schäme sich dafür, dass er nicht richtig für mich und die Kinder sorgen könne. Ich sah ihm in die Augen und entgegnete: »Es ist doch wirklich nicht deine Schuld, dass du seit Jahren so krank bist!« Dann versuchte ich, ihn zu trösten: »Du bist doch ganz ohne eigenes Zutun so krank geworden. Solche Worte sind ganz unangebracht.«
Joe hatte dergleichen schon öfter geäußert, und im Lauf der Jahre habe ich von anderen Kranken häufig Ähnliches zu hören bekommen. Obwohl sie selbst überhaupt nichts für ihre Krankheit können, schämen sie sich deswegen, halten sich für eine Plage und eine Belastung ihrer Familien. Manchmal fragte ich Joe: »Warum bist du denn heute so grantig?« Und er pflegte zu antworten: »Ich bin nicht böse auf dich oder die Kinder, ich bin böse
mit mir selbst, weil ich krank bin und nicht imstande, anständig für dich und die Kinder zu sorgen. Ich bin komplett unfähig.«
Als wir an jenem Weihnachtsabend vor dem Kamin saßen, lächelte ich Joe zu und fügte als Bestätigung für ihn an: »Wenn du dich gut genug fühlst, arbeitest du bis zum Umfallen im Garten. Wenn du irgendwie kannst, putzt du die Küche, worüber ich mich jedes Mal sehr freue, wenn ich vom Einkaufen zurückkomme. Du tust doch wirklich alles, was du kannst. Deine Kinder und ich, wir lieben dich so sehr.«
KAPITEL 25
Michael offenbart mir sein wahres Wesen
Eines Abends war ich bedrückt und fühlte mich sehr belastet, daher betete ich ununterbrochen, bat Gott um Wunder für die Menschen, die bei mir Rat und Hilfe gesucht hatten. Es war schon spät, das Haus lag ruhig da, die Kinder schliefen längst, ich war auf dem Weg ins
Weitere Kostenlose Bücher