Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Mysterium, dessen Zeugin ich wieder und wieder geworden bin.
KAPITEL 7
Eine seelenlose Kreatur
Ich war 17 Jahre alt und arbeitete seit etwa 18 Monaten in der Tankstelle, als Elijas Vision Wirklichkeit wurde.
An diesem Tag war ich zusammen mit Anne und meinem Vater im Büro; von meinem Drehstuhl aus konnte ich durch die großen Fenster direkt auf die Kreuzung und bis hinüber zu den Bäumen auf der anderen Straßenseite sehen. Dort näherte sich aus einiger Entfernung ein junger Mann, und mit einem Mal erkannte ich ihn.
Ich sah Bäume und einen jungen Mann und wusste plötzlich genau – auch wenn er noch ein gutes Stück weit weg war –, das war der junge Mann, den ich heiraten würde. Und noch etwas wusste ich: Er würde die Kreuzung überqueren, die Tankstelle betreten und nach Arbeit fragen.
Plötzlich wuschelte mir jemand durch die Haare – als ich mich umwandte, stand mein Schutzengel hinter mir. Dann schaute ich wieder aus dem Fenster, sah den jungen Mann über den Vorplatz kommen und in seinem Energiefeld ein schwaches Bild seines Schutzengels. Der junge Mann war sehr hoch gewachsen, was ich bei Männern gerne mag, hatte rötlichblondes Haar und sah außerordentlich gut aus. Voller Spannung beobachtete ich ihn, denn mir warja schon bekannt, wie die Geschichte weitergehen würde.
Trotz alledem drehte ich mich zu Anne um und sagte: »Da unten ist jemand, der einen Job sucht. Ich hoffe, er kriegt hier keinen!« Heute lache ich herzlich darüber – doch damals hatte ich Angst vor der angekündigten großen Veränderung in meinem Leben und zudem war ich ausgesprochen schüchtern. Tief in meinem Inneren war
mir allerdings klar, dass der attraktive »lange Lulatsch« einen Job bei uns bekommen würde, denn es war ja so bestimmt.
Der junge Mann ging direkt in den Laden. Vater schaute von seinem Schreibtisch auf und bedeutete ihm durch die Glasscheibe, er werde gleich Zeit für ihn haben. Als mein Vater hinausging, blieb ich wo ich war – nahezu bewegungsunfähig. Am liebsten wäre ich 1000 Meilen weit weg gewesen, ich zitterte und bebte am ganzen Körper. Elijas Worte kamen mir wieder in den Sinn und überwältigten mich beinahe: Das also war der Mann, dessen Frau ich sein würde, den ich lieben würde und der mich lieben würde, und wir würden die meiste Zeit zusammen glücklich sein, nur gegen Ende würde ich für ihn da sein müssen und wir würden nicht gemeinsam alt werden.
Mein Vater stand eine ganze Weile im Laden und unterhielt sich mit dem jungen Mann. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und sammelte das schmutzige Teegeschirr ein, um es zum Abwaschen in die Kantine zu tragen. Ich ging hinter »meinem Mann« vorbei, während er mit Paps sprach, und riskierte einen verstohlenen Blick auf ihn – mir gefiel sehr, was ich da sah! Diesmal brauchte ich sehr lange für den Abwasch und um frischen Tee aufzubrühen. Als ich damit ins Büro zurücklief, stand er immer noch mit meinem Vater zusammen und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Als ein Kunde das Geschäft betrat, übernahm ich ihn. Ich war richtig nervös und tat, als ginge mich der junge Mann überhaupt nichts an.
Und natürlich gab mein Vater ihm einen Job, den er gleich am nächsten Tag antrat. Wir wurden einander vorgestellt und ich erfuhr seinen Namen: Joe. Aus der Entfernung verfolgte ich, wie er sich mit allen Handgriffen vertraut machte, etwa mit dem Benzineinfüllen und der Reparatur platter Reifen. Als wir am Abend von Joes erstem Arbeitstag auf dem Heimweg waren, meinte mein Vater, Joe sei ein heller Kopf, er lerne schnell.
Ich versuchte Joe aus dem Weg zu gehen, doch ich konnte nicht anders, als ihn insgeheim zu beobachten, weil ich mich so sehr zu ihm hingezogen fühlte. Ich fragte mich, ob Joe mich überhaupt wahrnahm, ob auch er eine Verbundenheit empfand. Die Engel schienen jedenfalls dafür zu sorgen, dass er sich auch immer gerade dort aufhielt, wenn ich in die Kantine kam, um Tassen abzuwaschen oder frischen Tee zu kochen. Er schenkte mir jedes Mal ein strahlendes Lächeln und mein Herz wusste, dass er auch etwas für mich übrig hatte. Ich erwiderte das Lächeln immer, sagte aber nicht viel und machte, dass ich möglichst schnell wieder aus der Kantine kam.
Doch nachdem er etwa sechs Monate bei uns war, bat er mich eines Tages, mit ihm auszugehen. Ich war hinüber in die Kantine gelaufen, um wie üblich Tee zuzubereiten und den Abwasch zu erledigen. Während ich eben den Wasserkessel füllte und die
Weitere Kostenlose Bücher