Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
im Gedächtnis geblieben – und der zweite Weihnachtsfeiertag bei meinen Eltern, als mir komisch wurde und ich meinen Vater bat, mich möglichst rasch ins Krankenhaus zurückzubringen.
Er tat das natürlich sofort und zwei Wochen später, in meinem achten Schwangerschaftsmonat, kam unser Sohn Owen zur Welt. Und – ob Sie es glauben oder nicht – der Kleine wog fast acht Pfund, obwohl er gute fünf Wochen zu früh dran war!
Auf welche Weise meine Eltern mit Gebetsgruppen in Berührung kamen, weiß ich nicht, aber es geschah und hatte große Wirkung auf meinen Vater: Er begann, sich für andere Menschen einzusetzen. Das war an sich nichts Neues, er hatte schon immer gerne geholfen, doch jetzt verstärkte er seine Bemühungen deutlich. Wenn ihm zu Ohren kam, dass jemand in einer Klemme steckte, leistete er Beistand, wo er konnte.
Eines Abends erschien mein Vater bei uns draußen und fragte, ob wir nicht am selben Abend in die örtliche Gebetsgruppe im Maynooth College mitgehen wollten.
Ich sah Joe an und wir nickten beide. Die Aussicht, einmal aus dem Haus zu kommen, erfüllte mich mit freudiger Erregung und der Gedanke, mit anderen Menschen gemeinsam zu beten, hatte etwas Faszinierendes. Ich habe mich immer gerne in Kirchen aufgehalten und Gottesdienste besucht, so oft ich konnte.
»Wie geht es denn in einer solchen Gebetsgruppe so zu?«, erkundigte ich mich.
»Wir haben einen Raum auf dem Gelände des Maynooth College zur Verfügung, dort beten wir zusammen, lesen aus der Bibel vor, und anschließend kann jeder die Gruppe bitten, ein Gebet für seine Familie zu sprechen
oder für irgendjemand anderen, der in Schwierigkeiten geraten ist. Nach dem Gebet trinken wir gewöhnlich Tee, essen Kekse dazu, unterhalten uns miteinander und lernen uns dabei besser kennen.«
»Und gewinnen neue Freunde«, meinte ich.
Eilzabeth erbot sich, unsere Kinder zu hüten, was sie von diesem Abend an immer tat, wenn wir zur Gebetsgruppe gingen.
Ich fühlte mich in dieser ersten Gebetsgruppe sofort zu Hause, obwohl ich ausgesprochen nervös war. Ehrlich gestanden war ich derart nervös, dass ich nur wenig mitbekommen habe. Dennoch wurden wir Mitglieder und versuchten, so oft wie möglich teilzunehmen.
Gebete sind über die Maßen machtvoll: Wenn wir beten, beten wir ja nicht alleine, denn unser Schutzengel und jeder andere Engel, der gerade in der Nähe ist, betet mit uns. Und auch geliebte Verstorbene, die schon im Himmel sind, schließen sich unseren Gebeten an.
Nichts ist zu klein oder zu trivial, um dafür oder darum zu beten und kein Gebet zu kurz – es kommt nicht darauf an, ob es nur ein Wort ist oder viele. Und ein Gebet lässt sich überall sprechen: beim Autofahren, beim Spazierengehen, während einer Versammlung oder Sitzung, inmitten einer Menschenmenge oder ganz still für uns. Mitunter beten wir, ohne dass wir es überhaupt wahrnehmen, vor allem dann, wenn wir an einen geliebten Menschen denken, der krank ist oder an einen Freund in Nöten. Ein Gebet, das aus tiefstem Herzen kommt, besitzt eine schier unglaubliche Kraft, und dabei spielt die Religion oder das Glaubensbekenntnis eines Menschen keine Rolle: Gott erhört die Gebete aller seiner Kinder gleichermaßen.
Gebete erhalten auch dann eine besondere Kraft, wenn eine Schar von Menschen am selben Ort miteinander betet, so wie wir in der Gebetsgruppe, oder wenn Menschen überall auf der Welt zur selben Zeit für etwas ganz Bestimmtes beten. Solch ein Gebet intensiviert die geistige Energie, die spirituelle Kraft, ganz außerordentlich.
Wir genossen schon immer den Hinweg zur Gebetsgruppe sehr, Joe erzählte mir dann von verschiedenen Begebenheiten in seiner Arbeit bei der Gemeindeverwaltung und natürlich sprachen wir auch von der Gebetsgruppe. Eines Mittwochs, wir waren gerade wieder auf dem Weg dorthin, meinte ich zu Joe, ich hoffte auf eine große Anzahl von Betenden an diesem Abend – normalerweise waren wir etwa zehn Personen, manchmal weniger, vor allem während des Sommers. Nach den großen Ferien nahm die Zahl der Teilnehmer wieder zu, weshalb wir gelegentlich vom einen Ende des College-Campus zum anderen umziehen mussten.
Mein Vater ging in viele Gebetsgruppen, doch in Maynooth war er seit unserem ersten Mal, als er uns dorthin brachte, nur selten dabei gewesen. Deshalb freute ich mich ganz besonders, ihn an diesem Abend auf dem Gelände zu sehen und lief rasch hinüber, um ihn zu begrüßen. Gemeinsam gingen wir die Treppe hinauf und in einen
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