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Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Titel: Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ungeborene Kind zu überlegen. Joes Ansicht nach konnten wir die Jungennamen dabei ruhig außen vor lassen, denn er war restlos davon überzeugt, Vater einer Tochter zu werden. Wir entschieden uns für Ruth. Diesmal setzten die Wehen zehn Tage zu früh ein und ich wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sie zunächst einmal wieder aufhörten. In dieser Phase besuchten mich meine Eltern und brachten mir eine Tüte Obst mit. Als mein Vater meinte, er freue sich auf einen weiteren Enkelsohn, klärte Joe ihn auf: »Diesmal ist es kein Junge! Diesmal ist es ein Mädchen, wart nur ab, du wirst schon sehen!«
    Meine Eltern waren gerade aus dem Zimmer, als ich beschloss, mit Joe bis zum Haupteingang zu gehen. Sie liefen vor uns, und im selben Moment betraten meine Großeltern, Mutters Eltern, die Klinik. Mam und Paps hielten inne, um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, während Joe und ich nur »guten Tag« sagten. Wir standen vielleicht einen halben Meter von meinen Eltern entfernt und hörten meine Großmutter zu meiner Mutter sagen: »Hat Lorna nicht ein Glück, dass ihre Söhne nicht so zurückgeblieben sind wie sie selbst oder gar schlimmer! Wir gehen allerdings davon aus, dass dieses Kind es sein wird.«

    Hinter ihr erschien ihr Schutzengel, Tränen in den Augen – er streckte die Hände nach mir aus und berührte mich, gab mir Kraft. Dennoch war ich am Boden zerstört. Und ich konnte spüren, dass es auch Joe schockierte, diese Äußerung so unmittelbar mitzubekommen. Meine Großeltern hatten sich meinen Eltern gegenüber verhalten, als wären wir gar nicht vorhanden. Ich wollte nur noch weg, Joe hatte seinen Arm um mich gelegt und versuchte mich zu trösten: »Nimm dir das alles nicht zu Herzen, die wissen doch gar nicht, wovon sie reden.«
    Er geleitete mich zurück auf die Station. Ich weinte, weil ich jetzt wusste, wie sie über mich dachten. Überall rund um mein Bett herum erschienen Engel, sie erfüllten Joe und mich mit Frieden und Liebe. Ich bat Joe, meinen Eltern gegenüber nicht zu erwähnen, was wir auf dem Krankenhausflur mitangehört hatten.
    Was mich an der ganzen Angelegenheit mit am meisten aus der Fassung brachte, war die Tatsache, dass mein Vater kein Wort zu meiner Verteidigung gesagt hatte. Ich war tief bestürzt darüber, dass er meine Großeltern nicht zurechtgewiesen hatte, obwohl ich den Grund dafür zu kennen glaube. Er wusste nur zu gut, dass die Eltern meiner Mutter ihn auch nicht in vollem Umfang billigten – ihrer Ansicht nach hatte meine Mutter »unter ihrem Stand geheiratet« – trotz meines Vaters beruflichen und gesellschaftlichen Fortkommens. Paps liebte Mam sehr, er wusste, dass er für eine Entfremdung zwischen ihr und ihren Eltern gesorgt hatte, und deshalb war er sehr darauf bedacht, sie nicht zu vergrößern.
    Obwohl ich verstand, weshalb mein Vater mich nicht in Schutz genommen hatte, tat es erbärmlich weh und ich weinte mir an diesem Abend beinahe die Augen aus dem Kopf.
    Jahre später erfuhr ich durch Zufall, dass die Mutter meiner Mutter, meine Großmutter, die diese ungeheuerliche Äußerung getan hatte, ein Baby mit Down-Syndrom zur Welt gebracht hatte. Die Kleine hatte ein
schwaches Herz und blieb nur sechs oder sieben Jahre am Leben. Und diese ganze Zeit über wurde sie in ihrem Zimmer im Obergeschoss des Hauses hinter verschlossenen Türen gehalten, so dass kein Nachbar sie je zu Gesicht bekam. Mir wurde berichtet, meine Großeltern hätten sich für ihr »zurückgebliebenes« Kind geschämt.

    In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages kamen die Wehen wieder und unsere kleine Tochter Ruth erblickte das Licht der Welt – am 25. März, meinem eigenen Geburtstag und in jenem Jahr der Muttertag! Hätte man sich ein schöneres Geschenk wünschen können?!
    An Ruths und meinem Entlassungstag aus der Klinik kam Joe mit Christopher und Owen, um uns abzuholen. Die Jungen stürmten auf mein Bett zu, während Joe sich nur langsam bewegte. Sein Schutzengel schlüpfte an ihm vorbei zu mir und flüsterte mir ins Ohr, Joe gehe es gar nicht gut. Ich hätte am liebsten losgeweint, musste aber nach außen hin lächeln. Christopher und Owen machten einen Riesenwirbel um ihre neue kleine Schwester, wollten sie beide unbedingt einmal in den Armen halten. Joe nahm unsere Kleine aus ihrem Bettchen und ließ ihre »großen« Brüder die Arme um sie legen. Ich fragte Joe, ob mit ihm alles in Ordnung sei, und er antwortete mit Ja – und wir wussten beide, dass das keineswegs der

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