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Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Whittenburg
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buntes Muster bildeten. “Wer käme schon auf die Idee, zum Kochen so etwas Banales wie eine Schürze anzuziehen.”
    “Habe ich mich bekleckert?” Gloria hielt die Bluse etwas von sich ab, um die Flecken zu begutachten. “Ich sehe nichts.”
    Lächelnd nahm er ihr die Sonnenbrille ab, wobei er mit den Daumen unwillkürlich ihre Wangen streifte. Es war nur eine leichte Berührung, aber das sinnliche Verlangen, das sie beim ihm auslöste, traf ihn völlig unvorbereitet. Er hielt die Brille ganz fest, weil es ihm sicherer erschien, einen Gegenstand festzuhalten, als mit leeren Händen dazustehen, mit denen er am liebsten nach Gloria gegriffen hätte. Er hätte sie gern geküsst. Dieses Verlangen bekämpfte er nun schon seit Tagen, genau genommen seit sie ihm gesagt hatte, dass Küssen ihr schönstes Erlebnis gewesen sei.
    “Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.” Gloria leckte sich die Finger ab und wischte die Flecken weg. “Ich dachte, ich wäre vorsichtig gewesen.”
    Das hatte Sam von sich auch gedacht, aber er wurde das Verlangen, sie zu küssen, einfach nicht los. Mit einer abrupten Bewegung löste er sich von ihrem verführerischen Anblick und legte die Brille auf die Fensterbank. Auf der Arbeitsplatte herrschte ein großes Durcheinander, und es war nicht zu übersehen, dass sie mit einer klebrigen Schicht überzogen war. Aus einer undurchsichtigen Küchenschüssel quoll eine dicke klebrig aussehende Masse. Spontan steckte er seinen Finger hinein, um ihn anschließend in den Mund zu stecken.
    Es war eine eigenartige Geschmacksmischung, süß und überraschend lecker. Er nickte zufrieden und probierte ein zweites Mal. “Hm. Nicht schlecht, Gloria. Was ist das? Warten Sie, lassen Sie mich raten. Sie kochen Engelskost, richtig?”
    Gloria hörte auf, ihre Flecken zu bearbeiten und schaute Sam stirnrunzelnd an. “Trauen Sie mir ruhig zu, dass ich auch etwas Fantasie habe, Sam. Das ist ein neues Rezept, von dem ich dachte, Sie mögen es vielleicht. Es ist …”, sie beugte sich über das Buch, das aufgeschlagen auf der Arbeitsfläche lag, “… ein Aphrodisiakum.”
    Er schluckte. “Ein was, bitte?”
    “Eine Aphrodisiakum. Sie wissen doch, das Zeug mit Orangen und Kokosnuss. Die Speise der Götter!”
    “Ambrosia”, sagte er voller nicht zu übersehender Erleichterung. “Sie meinen Ambrosia.”
    Ihr Lachen empfand er wie einen sanften, angenehmen, warmen Sommerregen. “Ambrosia, genau! Ich weiß auch nicht, warum ich die beiden immer verwechsele. Das eine ist eine Nachspeise und das andere stimuliert die sexuellen …”
    “Ich schau lieber mal nach Allison.” Feige wie er war, zog Sam es vor, die Küche zu verlassen.
    “Dieses Mal hat sie ihn geschafft, Dad”, sagte Allison zu ihrem Vater an der Haustür und brachte ihn nach oben, wo Gloria umgeben von Staub und Dreck im Schneidersitz in einer Ecke des Flurs auf dem Boden saß. Dort wurde sie von einem Staubsauger in Schach gehalten, der jedes Mal, wenn ihn jemand berührte, fürchterlich brummte.
    “Ich weiß nicht, was passiert ist. Er hat wunderbar funktioniert, bis er plötzlich knallte und den Staub wieder ausspuckte.” Gloria zog die Schultern hoch und blickte Sam hoffnungsvoll an. “Glauben Sie, Sie können ihn reparieren?”
    “Nicht anfassen, Dad”, riet Allison ihrem Vater. “Ich glaube, er ist ‘fährlich.”
    Sam begutachtete die Situation einen Augenblick und ging dann hinüber zur Steckdose und zog den Stecker heraus. Der Staubsauger stieß eine letzte muffige Wolke aus und hörte auf, bedrohlich zu brummen. Die Gefahr war abgewendet.
    Allie klatschte begeistert in die Hände. “Du hast es geschafft, Dad. Du hast ihn ‘pariert.”
    Gloria stand auf und klopfte sich den Staub ab. “Danke, Sam. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.”
    “Ist schon in Ordnung”, sagte er, aber in seinem Inneren wusste er, dass es genau das nicht war. Jenny hätte ihn nie aus einer Besprechung mit einem Kunden geholt und schon gar nicht von ihm erwartet, dass er nach Hause kam, um sie zu retten. Sie hatte einfach alles gekonnt, sie war eine perfekte Hausfrau gewesen. Als sie noch lebte, war das Haus in einem tadellosen Zustand, wenn er abends nach Hause kam, und Allison schlief dann immer schon. Es war für ihn eine ganz neue Erkenntnis, dass es schön war, sich als Held fühlen zu können – auch wenn er nur den Stecker des Staubsaugers aus der Steckdose gezogen hatte. “Es hat sich so angehört, als ob Sie etwas aufgesaugt haben,

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