Engel mit Biss
die Fässer wohl wieder alleine zu euch zurückgeflogen“ fragte Yago.
Fassungsloses Schweigen. Sie dachten darüber nach, was wir beide gesagt haben und überlegten, ob es wohl wirklich sein könnte, dass jemand über so viel Kraft verfügt um das zu bewerkstelligen.
Keiner von ihnen konnte es sich vorstellen, sie hatten schon zu zweit Mühe gehabt, die Fässer über Bord zu hieven. Wie sollte dann einer, schwimmend aus dem Wasser, so ein Fass mit Schwung wieder an Bord werfen können? Da müsste man schon übermenschliche Kräfte haben!
„Ihr könnt grübeln so viel ihr wollt“, sagte Yago „ihr werdet zu keinem Ergebnis kommen, dazu reicht euer Horizont nicht.“
„Wer oder was seid ihr? Und was wollt ihr von uns?“ Der Kapitän sah uns fragend an. Auf jeden Fall waren sie jetzt etwas vorsichtiger. Wir merkten, dass sie Respekt vor uns hatten,
„In erster Linie wollen wir nicht, dass so ein Dreck im Meer landet. Wenn ihr schon so einen Mist herstellt, dann entsorgt es auch vorschriftsmäßig.“ Yago sah sie drohend an.
„Wir handeln auch nur im Auftrag von Jemanden der uns dafür bezahlt, wir fabrizieren den Giftmüll nicht“, verteidigte sich der Kapitän.
„Umso schlimmer, dass ihr für Geld so eine Sauerei unterstützt. Denkt ihr gar nicht an eure Kinder, die ein Leben lang mit der Verseuchung der Meere leben müssen? Wir fahren jetzt mit euch zurück in den Hafen. Und dann sagt ihr uns wer euer Auftraggeber ist, der für den Dreck verantwortlich ist“, befahl Yago.
„Das können wir nicht tun, der Mann kennt da keinen Spaß, wir sind doch nicht lebensmüde“, antwortete einer der Matrosen.
Yago trat dicht an den Matrosen heran, und sagte mit leiser gefährlicher Stimme zu ihm: „Wir werden jetzt zurückfahren, mit oder ohne euch, das ist eure Entscheidung!“
Eigentlich hatten wir ja nicht vor die Männer zu töten, aber wenn sie es darauf anlegten, konnten wir für nichts garantieren. Aber anscheinend hinterließ Yago doch einen bleibenden Eindruck mit seiner Drohung. Die Mannschaft machte sich daran, den Frachter wieder in den Hafen zu steuern. Wir waren gut zwei Stunden unterwegs, als wir in der Ferne die Lichter des Hafens sahen.
„Also gut“, sagte Yago zum Kapitän „wenn wir angelegt haben, werden Sie die Fässer wieder abladen und in die Lagerhalle stellen wo sie vorher waren. Dann rufen Sie ihren Auftraggeber an und beordern ihn hierher. Am besten sagen Sie ihm, es wäre etwas schief gelaufen und er müsse sofort kommen.“
„Das wird ihm aber gar nicht gefallen, sie werden eine Menge Ärger mit dem Mann bekommen. Er ist ziemlich mächtig und hat keine Skrupel jemanden zu töten wenn es um seinen Profit geht“, jammerte der Kapitän.
„Das lassen Sie mal unsere Sorge sein, wenn es um Macht und Skrupel geht, kann er uns garantiert nicht das Wasser reichen. Sobald die Fässer wieder in der Halle stehen, verschwinden Sie. Den Rest erledigen wir dann alleine. Ach ja, es ist auf jeden Fall gesünder für alle Beteiligten, niemals ein Wort über diese Nacht zu verlieren und niemals wieder so einen Auftrag anzunehmen. Wir werden Sie im Auge behalten und glauben Sie mir, ich meine was ich sage. Das nächste Mal wenn wir Sie erwischen, geht es nicht mehr so gut für sie aus“, sagte Yago mit Nachdruck.
Als der Frachter im Hafen angelegt hatte, beeilten sie sich, die Fässer wieder an Ort und Stelle zu schaffen. Als der Kapitän den Auftraggeber angerufen hatte, der übrigens schon am Telefon mächtig fluchte, waren alle dann auch schnell verschwunden.
Sie waren froh, so glimpflich davon gekommen zu sein und wollten mit der Sache nichts mehr zu tun haben.
Yago und ich setzten uns auf die Fässer und warteten auf den Übeltäter.
„Ich muss einen Racheengel her beordern“, nachdenklich sah Yago mich an „der Typ soll ewig in der Hölle schmoren, mit seinen verdammten Giftfässern.“
„Wie willst du denn jetzt einen Racheengel herholen“ fragte ich verdutzt.
„Ich muss mich nur einen Moment konzentrieren, bis ich Verbindung zu jemand habe, der in der Nähe ist.“
Er schloss die Augen und saß eine Weile regungslos da.
Da erschien auf einmal ein Lichtschein in der Halle und Sekunden später stand ein engelhafter junger Mann vor uns. Sein Haar schimmerte goldblond, seine smaragdgrünen Augen funkelten. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt, was ihm ein noch unwirklicheres Aussehen verlieh.
„Hallo Ewan“, begrüßte Yago ihn
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