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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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ist. Eher meldet er sich gar nicht mehr. Nicht bei ihr privat und auch nicht im Maklerbüro. Dann wird so schnell niemand erfahren, was Mona in ihren letzten Stunden in Freiheit getrieben hat.
    Erst morgen früh werden ihre Mitarbeiter im Büro stutzig werden. Aber ob Lucie Piehl und Oskar Neumann gleich zur Polizei gehen, weil sie sich Monas Fehlen nicht erklären können, ist noch lange nicht gesagt. Es kann also dauern, bis die Polizei alle ihre Aktivitäten der letzten Tage checken wird. Und werden die Beamten bei dieser Recherche überhaupt auf Steingart stoßen?
    Mona spürt, wie ihre Gedanken anfangen, sich im Kreis zu drehen. Eine neue Panikattacke ist im Anmarsch. Tief zieht sie die Luft ein. Wie es hier stinkt! Nicht zum Aushalten! Vielleicht ist langsam der Sauerstoff in diesem abgeschlossenen Raum aufgebraucht. Vielleicht wird sie ersticken, vielleicht ist sie sogar schon dabei. Vielleicht tut sie gerade ihre letzten Atemzüge.
    Mona springt auf und rennt zur Tür, geht dort auf die Knie und bringt das Gesicht ganz nah an die Spalte zwischen Tür und Betonboden heran. Mit geschlossenen Augen atmet Mona in den kühlen Luftzug hinein. Sie muss ruhig bleiben, sie darf sich nicht so aufregen.
    Und doch lässt sich die Panik nicht so einfach besiegen. Was ist zum Beispiel mit dem Harndrang, den sie seit ihrem Aufwachen spürt? Sie wird in eine der Ecken pinkeln müssen. Nein, das wird sie nicht tun. Sie könnte es mit der Coladose vom gestrigen Abend versuchen. Vielleicht werden ein paar Tropfen danebengehen, aber wenn sie sich konzentriert …
    Geschafft. Und jetzt? Eine unendlich lange Zeitspanne liegt vor ihr. Wie soll sie die überstehen? Sie muss sich etwas vornehmen, sie muss einen Plan machen, sonst wird sie durchdrehen. Die Tasche fällt ihr ein. Es waren nicht nur Coladosen und Schokoladentafeln darin. Auch zwei oder drei Hefte für Schüler oder junge Mädchen. Vielleicht können die irgendeinen Aufschluss geben. Über Björn Steingart oder wer immer es war, der sie hier eingesperrt hat.
    Eine Aufgabe! Mona ist fast glücklich, als sie die Tasche unter der Pritsche hervorzieht. Sorgsam räumt sie den Inhalt aus.
    Vier Cola- und zwei Limodosen. Eine Packung Kekse, zwei Tüten Kartoffelchips, mehrere Schokoladentafeln und einige Riegel sowie die drei Hefte kommen zum Vorschein. Eine Fernsehzeitung, eine aktuelle Ausgabe der
Bravo
und ein
Mädchen
-Heft. Alle drei wirken neu und ungelesen. Welchen Reim soll sie sich darauf machen? Und wem gehört die Tasche eigentlich? Noch einmal durchwühlt Mona alle Fächer und Seitentaschen. Vielleicht lässt sich irgendwo ein Schülerausweis oder eine Monatskarte finden. Vielleicht hat diese Tasche gar nichts mit den gruseligen Vorgängen in diesem Haus zu tun.
    Doch Monas Suche bleibt erfolglos. Die Fächer und Seitentaschen sind leer.
    Also bleibt nur eine genaue Untersuchung der Zeitschriften. Mona überfliegt die auf den Titelseiten angezeigten Themen. Ein alter Serienstar ist gestorben, eine neue Krimireihe wird vorgestellt, und das Resümee einer Model-Casting-Show wird gezogen. So weit die Fernsehzeitung. Die
Bravo
hat die üblichen Teenagerthemen zu bieten: Wie gehe ich mit der ersten Beziehung um? Kann ich meine Idole im Fernsehen suchen? Ähnliches ergibt das Studium des
Mädchen
-Covers. Welche Boygroup hat den größten Sex-Appeal? Welche Traumberufe führen die Hitliste der Mädchen an? Dazu gibt es Schminktipps eines populären Visagisten.
    Ratlos lässt Mona ihren Blick durch den Kellerraum wandern. Wenn die drei Betten mit den Puppen auf den Kopfkissen nicht so unberührt ausgesehen hätten, würde sie annehmen, dass hier die entführten Mädchen festgehalten worden sind und die Zeitungen zur Unterhaltung der Mädchen gedient haben. Doch in der gelbgewürfelten Bettwäsche hat eindeutig niemand geschlafen. Außerdem sind die Entführten noch nicht einmal zur Schule gegangen, erinnert sich Mona. Es waren Kindergartenkinder, die können wohl kaum lesen. Und einen Fernseher gibt es hier unten auch nicht, wozu also hätte die Fernsehzeitung gut sein sollen? Auch ist die Zeitung älter als die Entführungen zurückliegen. Nichts ergibt einen Sinn. Trotzdem zwingt sich Mona dazu, auch noch die Inhaltsverzeichnisse zu vergleichen. Vielleicht sind es kleinere, unbedeutende Artikel, die auf die Gemeinsamkeit der drei Hefte hinweisen. Aber auch jetzt findet Mona nichts, was ihr weiterhelfen könnte. Ratlos bleibt sie an dem Aufmacher der Fernsehzeitung

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