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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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vernehmen.«
    »Wo habt ihr ihn gefunden?«
    »Seinen Namen haben wir gestern von der Erzieherin aus Wennigstedt bekommen.«
    »Aus dem Kindergarten von Svens Tochter?«
    »Genau. Anja, also Frau Winterberg, hat uns deren Nummer gegeben, und die Erzieherin ist noch am Abend ins Büro gefahren und hat dort nach der Adresse gesucht. Wir sind dann heute früh um vier gleich nach Niebüll, da ist er auch gemeldet. Aber der Vogel war ausgeflogen, trotz der nachtschlafenden Zeit. Also haben wir sämtliche Nachbarn rausgeklingelt. Einer hatte einen Schlüssel zu der Wohnung. Und im Schreibtisch, schön ordentlich abgeheftet, haben wir tatsächlich die Quittung für einen Mietwagen gefunden.«
    »Und?«
    »Wollen Sie raten?«
    »Cabriolet.« Bastians Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen.
    »Richtig. Ein dunkelblauer Audi.«
    »Bingo. Glückwunsch! Saubere Arbeit. Aber wie habt ihr den Vogel gefangen?«
    »Da war ein bisschen Glück im Spiel. Wir haben bei der Autovermietung angerufen. Die konnten sich erinnern, dass Lothar Menek, so heißt der Mann, den Leihwagen unbedingt auf Sylt zurückgeben wollte und sich genau nach der örtlichen Filiale erkundigt hat. Dort wiederum hatten sie die Adresse einer Pension in Hörnum. Wir also wieder auf den Autozug. Und als wir endlich in der Pension ankamen, war der Typ doch tatsächlich gerade am Packen. Wollte nach Italien. Mit der Bahn. Das Ticket lag schon auf dem Tisch.«
    »Habt ihr ihn festgenommen?«
    »Musste sein. Freiwillig wäre er nicht mitgekommen.« Der Beamte sieht auf seine Uhr. »Sein Zug müsste gerade auf dem Hindenburgdamm sein. In München wollte er unbedingt irgendeinen Schlafwagen erwischen.«
    »Na, dann wollen wir uns mal anhören, was dieser Zampano zu erzählen hat. Silja, gehst du mit nach vorn und holst ihn? Dann machen wir die Vernehmung zu zweit.«
    Silja nickt und steht auf. Mit einem irritierten Unterton in der Stimme erkundigt sie sich bei den beiden Kollegen: »Mit welcher Begründung habt ihr ihn eigentlich festgehalten?«
    »Dringender Tatverdacht und Fluchtgefahr.«
    »Das sind aber harte Bandagen, findet ihr nicht? Wir haben doch gar keine Beweise gegen ihn.«
    »Vielleicht finden wir welche«, mischt sich Bastian in das Geplänkel. »Jetzt bringt ihn erst mal her. Den Rest erledigen wir schon.« Mit siegessicherem Gesichtsausdruck hält er Siljas skeptischem Blick stand.
    Als die Kollegin wenige Minuten später mit Lothar Menek zurückkommt, verstärkt sich das optimistische Gefühl Bastians noch. Der Typ gefällt ihm nicht. Er wirkt verschlagen und gleichzeitig seltsam devot. Körperlich groß, passt er kaum in den angebotenen Stuhl, aber seine Haltung drückt Unterwürfigkeit aus. Auch ist von dem Widerstand, von dem die Kollegen berichtet haben, nichts mehr zu merken.
    »Nehme ich eben den nächsten Zug«, erklärt Menek gleichgültig, als Bastian ihn auf den verpassten Anschluss anspricht.
    »Was wollten Sie eigentlich in Italien?«
    »Urlaub machen. War ’ne harte Saison.«
    »Läuft das Zauberergewerbe nicht nach Wunsch?«
    »Doch, doch, Herr Kommissar, die Kinder sind ganz verrückt nach mir. Bin echt gut im Geschäft. Aber ich hab jetzt vier Monate durchgearbeitet, da müssen auch mal zwei Wochen Italien drin sein.«
    »Warum der Leihwagen?«, erkundigt sich Bastian abrupt. Die Erfahrung aus etlichen Vernehmungen hat ihn gelehrt, dass nichts den Erfolg zuverlässiger herbeiführt als unerwartete Themenwechsel.
    Doch der Zauberer reagiert geschmeidig.
    »Hab zu Hause nur so ’ne alte Schüssel. Ist ein kleiner Seat, verbeult und hässlich. Und da dachte ich, wenn ich schon mal auf Sylt bin, kann ich auch einen Teil der Gage in ein ordentliches Auto investieren. Macht doch mehr Spaß, so ein offener Wagen. Außerdem wollte ich das schon immer mal ausprobieren. Wie soll ich denn ahnen, dass ihr hier auf der Insel einen Kindermörder mit der gleichen Vorliebe habt?«
    Das Lachen Lothar Meneks kollert durch den Raum und zerschellt an Bastian Kreuzers undurchdringlicher Miene.
    »Entführer, Herr Menek.«
    »Solange wir keine Erkenntnisse über den Verbleib der Mädchen haben, gehen wir selbstverständlich davon aus, dass sie noch leben«, schaltet sich Silja Blanck mit strenger Stimme in das Gespräch ein.
    »Na, mit der Annahme sind Sie aber allein auf weiter Flur, schöne Frau. Wenn ich daran denke, was ich in den letzten Tagen so von Volkes Stimme vernommen habe …«
    Silja hat Mühe, ihre Nerven unter Kontrolle zu halten. Tot,

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