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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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müssen wir Sie leider bitten, bei uns zu bleiben.«
    »Also hören Sie mal, das können Sie doch nicht machen!«
    »Doch, können wir. Noch stehen Sie unter Tatverdacht. Aber wenn Sie die Wahrheit gesagt haben, dann werden wir das in absehbarer Zeit wissen, und Sie können selbstverständlich gehen, wohin Sie wollen.«
    Bevor der Berufszauberer Lothar Menek die Gelegenheit zu weiteren Beschwerden nutzen kann, wird er von den beiden Beamten abgeführt, die ihn auch festgenommen haben.
    Als Menek den Raum verlassen hat, wendet sich Bastian, der die ganze Zeit sehr dicht neben Silja stehen geblieben ist, an die Kollegin.
    »Und? Was sagst du?«
    Sie lehnt sich ruhig in ihrem Stuhl zurück und blickt zu ihm auf.
    »Er ist es nicht.«
    Inständig hofft sie, dass der Kollege nicht merkt, wie schwer ihr dieser Satz fällt. Wenn herauskäme, wie befangen sie in diesem Fall ist, würde man sie sofort von den Ermittlungen abziehen. Und nichts wäre furchtbarer für Silja Blanck. Denn es war genau das lähmende Gefühl der Hilflosigkeit, das sie damals nicht ertragen konnte. Der Mörder ihrer kleinen Schwester ist nie gefunden worden, das Verbrechen bis heute ungesühnt. Für Silja war das ein starkes Motiv, um nach dem Abitur zur Kriminalpolizei zu gehen. Alle wunderten sich damals über ihren Entschluss. Sie war kulturell und historisch interessiert, ein Studium der Kunstgeschichte oder der Anglistik, so etwas hatten ihre Freunde und Freundinnen erwartet. Aber keinesfalls etwas so Bodenständiges wie Polizeiarbeit.
    Die Stimme Bastian Kreuzers reißt Silja aus ihren Gedanken.
    »Vermutlich hast du recht, er ist es nicht. Schließlich hat noch nicht einmal der Zeuge, der ihn vom Hörnumer Parkplatz hat wegfahren sehen, von einem Mädchen auf dem Beifahrersitz gesprochen.«
    »Genau. Außerdem klingt die Sache mit dem Sonnenbrand zu überzeugend, um ausgedacht zu sein. Wir sollten sofort jemanden zu der Pensionswirtin schicken.«
    »Organisierst du das?«
    Silja nickt und greift nach dem Telefon.
    »Und Silja, noch was.«
    »Ja?«
    »Wenn wir den Täter gefunden haben …«
    »Falls wir ihn finden, meinst du wohl.«
    »Das werden wir, verlass dich drauf. Also, was ich sagen wollte: Wenn wir ihn haben, gehst du dann mit mir zum Abendessen?«
    Einige Sekunden blickt Silja Bastian still ins Gesicht. Die Zeit vergeht schleppend langsam, und als er sich gerade insgeheim zum größten Hornochsen auf Gottes grüner Erde erklären will, sagt sie leise: »Warum erst dann? Vielleicht hast du ja heute Abend schon Zeit …«

Sonntag, 26. Juli, 20.17 Uhr,
Braderuper Weg, Kampen
    Nach der Tagesschau bleiben Anja und Sven noch minutenlang dicht nebeneinander auf dem Sofa sitzen. Sie wechseln kein Wort, während im Fernsehen ein Entertainer mit Föhnwelle eine Rateshow anmoderiert. Als Sven sich endlich vorbeugt und nach der Fernbedienung greift, um den unerträglichen Menschen von der Mattscheibe zu putzen, sieht Anja ihren Mann hilflos an. Die Stille ohne den Fernsehton ist fast noch schrecklicher als das dumme Gerede vorher.
    »Es war wieder die Spitzenmeldung«, flüstert sie.
    Sven nickt schweigend.
    »Immer wenn ich die Bilder von den drei Mädchen sehe, denke ich, wie ähnlich sie doch Mette sehen.«
    »Das ist nur die Frisur. Diese Zöpfe sind eben modern.«
    »Trotzdem. Ich habe solche Angst um das Kind.«
    »Wir dürfen sie einfach keine Sekunde mehr aus den Augen lassen, darüber sind wir uns doch einig.«
    »Natürlich. Aber du weißt ja selbst, wie schwierig das im Alltag ist. Ich kann sie doch nicht an mir festbinden. Vielleicht sollte ich mit ihr wegfahren.«
    »Wohin?«
    »Zu meiner Schwägerin nach Bremen.«
    »Die kannst du nicht leiden. Ihr kriegt euch immer in die Haare. Nein, wir stehen das auch so durch, glaub mir. Es kann ja nicht mehr lange dauern, bis wir den Kerl haben.«
    »Das sagst du nur, um mich zu beruhigen. Ich habe heute auf dem Revier die Gesichter deiner Kollegen gesehen. Sie waren alle ratlos, ach, was sage ich, ihre Gesichter sahen aus wie eingefroren, so als müssten sie sich unheimlich beherrschen.«
    »Natürlich geht das auf die Stimmung, es ist ja auch wie verhext. Was sagst du eigentlich zu den neun Phantombildern? Du hast sie doch jetzt gesehen.«
    Anja hebt in einer hilflosen Geste die Hände.
    »Es war so, wie du es beschrieben hast. Fast schon gruselig, weil die Männer so vollkommen unterschiedlich aussahen. Das kann doch eigentlich gar nicht sein.«
    »Ist aber so. Und der Typ, der dir

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