Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt?«
    »Ja.«
    »Wann war das etwa?«
    »Na, so gegen Mitternacht, würde ich sagen.«
    »Und hat Sie dort jemand gesehen?«
    »In der Pension bestimmt nicht. Ich hatte ja einen Schlüssel für die Vordertür, und an der Rezeption war natürlich keiner mehr.«
    »Natürlich. Und am Freitag?«
    Jetzt ist Siljas Stimme offen höhnisch. Irritiert sieht Menek der Kriminalpolizistin ins Gesicht.
    »Hören Sie mal, ich gebe mir hier alle Mühe, mich zu erinnern, und Sie behandeln mich wie einen Verbrecher. Also wirklich.«
    »Herr Menek, Sie vergeuden nur unsere Zeit. Und Ihre eigene auch. Bitte machen Sie weiter.«
    Anerkennend nickt Bastian der Kollegin zu. So viel Biss hätte er ihr gar nicht zugetraut. Doch der Verdächtige scheint nicht im Geringsten eingeschüchtert zu sein.
    »Ist ja schon gut. Sie stehen beide unter Druck, das kann ich verstehen. Muss nicht ganz angenehm sein, wenn alle nur darauf warten, dass man einen Mörder fängt. Nein, nein, sagen Sie jetzt nichts, ich red ja schon. Also Freitag. Ja, da war ich in diesem Kindergarten in Wenningstedt, das hat sich ein bisschen verzögert, weil die Kindergärtnerin oder Erzieherin, wie das ja heute heißt, unbedingt noch Fotos machen musste. Das war aber nicht wirklich schlimm, ich achte schon drauf, dass die Termine sich nicht so drängen, und bis zum Nachmittagsauftritt in Hörnum hatte ich noch mehr als drei Stunden. Und so groß ist die Insel ja nun auch wieder nicht, da konnte ich sogar noch eine gemütliche Mittagspause einlegen.«
    »Sie waren am Freitagnachmittag in Hörnum?«
    »Ich hatte ein Engagement bei einer privaten Feier, was dagegen? Es war, glaube ich, ein zehnter Geburtstag, und der Junge hatte sich einen Zauberer gewünscht. Ich war sozusagen das Geburtstagsgeschenk.«
    »Von wann bis wann ging die Veranstaltung denn?«
    »Von vier bis fünf etwa. Ich arbeite meist so eine Dreiviertelstunde, länger können sich die Kids nicht konzentrieren. Danach fangen sie nur an, Faxen zu machen, und wollen in meine Requisiten gucken. Außerdem gehen mir dann langsam die Tricks aus.«
    »Herr Menek.« Bastian Kreuzer steht auf und geht direkt auf den Stuhl zu, in dem der Zauberer sitzt. Nur wenige Zentimeter vor ihm bleibt er stehen. »Wir können diese Vernehmung jetzt sehr schnell beenden.«
    »Das ist nur in meinem Sinne, glauben Sie mir.«
    »Okay. Wenn Sie sich jetzt bitte genau erinnern wollen, was Sie getan haben, als sie die Wohnung verlassen haben, in der der Kindergeburtstag gefeiert wurde. Es war doch eine Privatwohnung, oder?«
    »Ja, das war es.«
    Lothar Menek beginnt, sich unruhig auf dem Stuhl zu winden.
    »Was ist? Wissen Sie jetzt noch, was Sie nach ihrem Auftritt getan haben, oder nicht?«
    »Ich weiß es genau, ich fürchte nur, es wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Und?«
    »Ich war einkaufen. Die Saison war zu Ende, erfolgreich zu Ende, das wollte ich feiern, und da dachte ich, dass sie in diesem Supermarkt vielleicht gekühlten Champagner haben. Man hört ja so einiges von Sylt …«
    »Sie meinen jetzt aber nicht den Supermarkt in Hörnum, von dessen Parkplatz das zweite Entführungsopfer verschwunden ist.«
    »Doch. Leider.«
    Bastian Kreuzer beißt die Zähne zusammen und tauscht einen kurzen Blick mit Silja. Es scheint ihm, als sei alle Farbe aus deren Gesicht gewichen. Leise fragt sie den Zauberer: »Und haben Sie etwas von der Entführung mitbekommen?«
    Unruhig rutscht Lothar Menek auf seinem Stuhl herum.
    »Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich stand hinter der Mutter an der Kasse. Ihre kleine Tochter hat ohne Ende geredet, und zwar nur von meiner Vorstellung. Das war zum einen natürlich schmeichelhaft, zum anderen wollte ich aber nicht erkannt werden, so dass ich mich wenn möglich weggedreht habe. Als die Mutter die Kleine rausgeschickt hat, war ich natürlich erleichtert. Und als ich meine Flasche bezahlt habe, stand die Mutter immer noch unten am Fließband und packte ihren Großeinkauf zusammen.«
    »Und Sie sind dann raus auf den Parkplatz gegangen?«
    »Genau. Mein Wagen parkte zum Glück sehr nahe an der Einfahrt. Ich bin rein und weggefahren. Und bevor Sie jetzt fragen: Die Kleine habe ich draußen nicht noch mal gesehen.«
    »Warum haben Sie sich eigentlich nicht als Zeuge gemeldet, wenn Sie den Vorgang doch direkt beobachtet haben?«
    Bastian formuliert die Frage bewusst ungenau, aber Menek lässt sich nicht beirren.
    »Ich habe den ›Vorgang‹ nicht beobachtet. Damit meinen Sie doch die

Weitere Kostenlose Bücher