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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Jahre auf dem Buckel. Da sind sogar die Eltern der entführten Mädchen noch zur Schule gegangen. Kannst du also gleich vergessen.«
    »Und bei dir hier im Bad?«
    »Nichts Auffälliges. Aber ich muss natürlich noch die Fingerabdrücke nehmen. Bisher hab ich nur mal geschaut, ob mir was ins Auge springt.« Während Leo Blum beginnt, den Spiegelschrank mit dem feinen Pulver zu bestäuben, redet er weiter. »Und sonst? Irgendwas in den Klamotten?«
    »Muss ich erst mal nachsehen.« Kreuzer öffnet die Türen des klapprigen Kleiderschrankes und wühlt sich durch dessen Inhalt. »Nö, nichts. Außer Motten wahrscheinlich. Ich bin auch gleich fertig, will nur noch die Schuhe checken.«
    In schneller Folge fliegen zwei Paar abgetretene Sneakers, ein Paar Laufschuhe und ein Paar Lederslipper, die auch schon bessere Tage gesehen haben, aus dem Schrankinneren auf die Dielen.
    »Scheint ein Sportschuh-Fan zu sein, dieser Hübner. Wird wahrscheinlich seit Jahren zu keiner offiziellen Veranstaltung mehr eingeladen. Smokingschuhe braucht der bestimmt nicht«, brummt Kreuzer, während er den Raum durchquert und vor dem Schuhhaufen in die Knie geht. Wenig später ruft er mit heiserer Stimme ins Badezimmer: »Sag mal, Leo, kannst du dich an die Abdrücke in der Dünenkuhle erinnern?«
    »Neben den Mädchenkleidern? Meinst du die?«
    »Genau die. Wir haben doch da dieses Foto auf dem Revier.«
    »Das mit dem Knick im Sohlenprofil.«
    »Das mit dem Knick im Sohlenprofil, ganz genau. Und jetzt sieh mal, was ich hier gefunden habe.«
    Mit einem Sprung ist Leo Blum neben Bastian Kreuzer und beugt sich über den Sportschuh in dessen Hand.
    »Hey, Bingo, das ist ja ein Volltreffer.«
    »Du siehst also auch, was ich hier sehe?«
    »Klar. Der Knick im Profil ist doch eindeutig. Das gibt’s nicht zweimal.«
    »Tja, wenn du das auch so siehst, dann haben wir hier wohl das erste handfeste Indiz. Dieser Hübner hat nicht nur eine Liste mit Entführungsorten angelegt, sondern auch die Mädchenklamotten in den Dünen vergraben. Ich fress ’nen Besen, wenn der nicht auch weiß, wo die Lütten sind.«

Montag, 27. Juli, 10.25 Uhr,
Kriminalpolizei Westerland
    »Ich habe Ihnen doch schon tausendmal gesagt, dass ich mit dieser ganzen Scheiße nichts zu tun habe!«
    Um seine Worte zu unterstreichen und seiner unglaublichen Wut ein Ventil zu geben, fegt Fred mit der rechten Hand in großer Geste über den Vernehmungstisch. Der Pappbecher mit dem heißen Kaffee fällt um.
    »Jetzt reißen Sie sich aber mal zusammen.«
    Eine derart kräftige Stimme hätte Fred diesem Sven Winterberg gar nicht zugetraut. Bisher war der schmächtige Bulle erstaunlich ruhig und gelassen, obwohl dieses Gespräch, das offensichtlich eine Vernehmung sein soll, bereits seit mehr als zwei Stunden läuft.
    »Wer hat Ihnen überhaupt das Recht gegeben, mich einfach so mitten in der Nacht zu verhaften?«
    »Wie ich vorhin schon erklärt habe, gehören Sie zum Kreis der Verdächtigen. Da könnte sogar jeder Bürger Sie festhalten, wenn Gefahr im Verzug ist.«
    »Gefahr im Verzug. Sehr witzig. Was soll an einem schlafenden Mann gefährlich sein?«
    »Beispielsweise die Tatsache, dass er einen Inselplan mit den markierten Entführungsorten in der Tasche trägt. Und etlichen anderen Markierungen noch dazu, die möglicherweise auf weitere Entführungen hindeuten.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Das werden wir herausfinden. Und je bereitwilliger Sie uns helfen, desto schneller kommen wir zu einem Ergebnis.«
    »Helfen! Sie sind gut. Können Sie sich vorstellen, wie es mir geht? Ich bin völlig fertig. Mein Kopf platzt, mein Herz rast, ich bin übernächtigt, und dieser Kaffee, mit dem Sie mich seit Stunden abfüllen, hat mich völlig aufgeputscht. Wenn Sie mich jetzt nicht mal in Ruhe lassen, dann breche ich Ihnen hier zusammen.«
    »Wir lassen Sie sofort in Ruhe, wenn Sie uns sagen, wo die Mädchen sind.«
    »Woher zum Teufel soll ich denn das wissen?«
    Winterberg steht auf, zieht aus einem Spender an der Wand einige graugrüne Papiertücher und tupft die Kaffeelache von der Tischplatte.
    »Herr Hübner, wir haben erdrückende Beweise gegen Sie. Nicht nur, dass Sie sich in völlig ungeklärter Absicht nachts in leerstehenden Häusern rumtreiben. Nicht nur, dass Sie sich in unmittelbarer Nähe des ersten Entführungsvorgangs aufgehalten haben. Sondern man hat auch ihre Fußspuren neben der vergrabenen Kleidung des ersten Entführungsopfers gefunden.«
    »Was soll das denn jetzt

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