Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Anhänger getragen? Eisert, Foster, Breiler, Plier, Sie … wer noch? Tannhäuser? … Was ist mit Ihrem Freund aus Tirol, diesem Zacharias Vötter?“
„Tannhäuser? Nein, das ist ein kranker Einzelgänger … und überhaupt: der Vötter Hias? … Was hat der damit zu tun?“
„Das frage ich Sie … wieso haben Sie ihn besucht, kurz bevor Sie in die Schweiz verschwunden sind …“
„Der Hias … mit ihm habe ich mir den Vater von der Marlene geschnappt … die Drecksau …“
„Das war die, die sich aufs Gleis gelegt hat …“
„Ja … wieso wissen Sie das?“
„Ihr Bekannter, Josef Rohrschacher, hat mir davon erzählt …“
„Der Sepp … dass der überhaupt noch genug Gehirnzellen hat, dass er sich daran erinnert …“
„Offensichtlich … also: Was wollten Sie von Vötter?“
„Reden? Einen alten Freund treffen? … Scheiße, Bergmann, ich weiß es nicht … mein Hirn ist wie ein Sieb … da regnet es rein und das Meiste fällt durch … ich will schlafen … eine Woche, einen Monat, den Rest meines Lebens …“
„Könnte Ihnen so passen … ich kann Sie auch dem BVT übergeben … da singen nicht die Vögel im Verhörraum …“
„Phillipe … das muss ein Irrtum sein … der würde nie … das glaube ich nicht …“
„Wer dann? Wer ist der Kopf von dieser Bande? Wer ist der Achte? Einer vom BOG? Jemand aus dem Ausland? Aus Amerika? … Jetzt erinnern Sie sich endlich! … War er in der Schweiz dabei?“
„Vielleicht … vielleicht war es doch Phillipe … oder Eisert … Nein, Sie haben von ihm geredet, vom Erzengel Michael … ich habe ihn nie getroffen … “
„Wem gehört das Auto, mit dem Sie in die Schweiz gefahren sind?“
„Auto? … Woher wissen Sie das schon wieder? … Ich habe geglaubt … stimmt, ich war mit dem Zug unterwegs … aber nur bis Salzburg … da war dieses Mädel mit mir im Abteil … wir haben uns unterhalten … ihr Auto war in Salzburg am Bahnhof, sie wollte nach Montreux und hat mich gefragt, ob ich mit will, dann können wir uns beim Fahren abtauschen …“
„Sie haben eine junge Frau getroffen, die zufällig dorthin wollte, wo Sie mit Plier verabredet waren, und die hat sich außerdem angeboten, Sie mitzunehmen“, wiederholte Bergmann, mehr für sich selbst, weil etwas in seinem Kopf herumspukte, Moleküle in einem Teilchenbeschleuniger, die ihre Struktur und Wechselwirkung noch nicht preiszugeben bereit waren.
„Ja, warum nicht … ich bin ein charmanter, attraktiver Mann …“
„Sie sind ein Vollidiot … wie hat sie geheißen?“
„Mandala, Manana … irgendwas in der Richtung, sicher nicht ihr echter Name … der Nachname war französisch …“
„Wieso ist sie auf dem Video von der Tankstelle nicht zu sehen? Da sind nur Sie drauf …“
„Video? … Ah, eine Überwachungskamera … wo war ich tanken … sie hat geschlafen, auf der Rückbank …“
„So ein Zufall … und wohin …“, Bergmann starrte ein paar Sekunden schweigend vor sich hin, „der Wagen … das war ein dunkelblauer Passat, älteres Modell …“
„Weiß ich nicht mehr … ein Kombi, ja …“
„Und das Mädel: um die fünfundzwanzig, dunkle Haare, sportlich … eins siebzig groß?“
Schäfer sah mit zusammengekniffenen Augen in den Wald, als wäre dort die Buchstabentafel eines Augenarztes angebracht.
„Könnte passen, ja … warum? Kennen Sie die?“
Statt eine Antwort zu geben, nahm Bergmann sein Handy, ging die Anrufliste durch und drückte die Wähltaste. Die Nummer, die Sie gewählt haben …
„Egal“, Bergmann schloss für einen Moment die Augen, atmete geräuschvoll aus und wandte sich Schäfer zu. „Los … wir fahren …“
61.
Was Bergmann – und einige von Schäfers Verwandten, Bekannten, Kollegen et cetera – über den Major meist nur scherzhaft oder wütend oder prophezeiend geäußert hatten, war nun wie selbst erfüllend wahr geworden: Schäfer befand sich in der Obhut des Sozialmedizinischen Zentrums auf der Baumgartner Höhe, 2. Psychiatrische Abteilung. In medizinischer Hinsicht wären die mutmaßlichen Schäden in Schäfers Gehirn bei einem Neurologen mit Schwerpunkt Amnesieerkrankungen besser aufgehoben gewesen; doch Bergmann war mit dem ärztlichen Leiter im Pavillon 16 seit seiner Zeit als Streifenpolizist befreundet und vertraute darauf, dass dieser eine Diagnose und Therapie erstellte, die mit Bergmanns eigenen Vorstellungen in Einklang waren. Will heißen: Der Patient braucht jetzt vor allem viel Ruhe, Besuche
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