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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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bewegte sich gar nichts. Als ob diese SMS nicht bis zum nächsten Tag hätte warten können. Dann würde er jetzt schon die Hauptallee entlang joggen.
    „Wenn ich jetzt Major Schäfer wäre …“, sagte Kovacs vorsichtig.
    „Ja“, murrte Bergmann, stellte das Blaulicht aufs Dach und drehte die Sirene auf.
    Zehn Minuten später bog er vom Gürtel in eine Parallelstraße ab und parkte ein.
    „Da ist erst 132“, sagte Kovacs.
    „Ja … direkt davor werde ich mich hinstellen …“, Bergmann stieg aus, öffnete den Kofferraum, nahm eine Stablampe und eine schwarze Sporttasche heraus.
    „Vielleicht will uns der Müller nur eine Falle stellen.“ Kovacs musste immer wieder ein paar Laufschritte einlegen, um die Schrittlänge ihres dreißig Zentimeter größeren Kollegen ausgleichen zu können. „Wir dringen unbefugt bei ihm ein, er filmt uns dabei …“
    „Ja, der hat sicher nichts Besseres zu tun“, entgegnete Bergmann und bog in die Unterführung ein. Was war ihm eigentlich lieber: Leitners abstruse Beziehungstheorien, Kovacs’ penetrante Kommentare zur aktuellen Lage oder Schreyers Schreckstarre? Gesteh es dir endlich ein, Bergmann: Noch eine Woche ohne Schäfer und du gehst vor die Hunde!
    „Schon lustig“, sagte Kovacs, während ihr Vorgesetzter das Werkzeug aus der Tasche nahm und sich am Schloss der rostigen Flügeltür zu schaffen machte, „da heißt das Untergrund-Bahn und fährt drei Stockwerke über der Erde …“
    „Hm“, machte Bergmann und konnte sich eine Antwort sparen, da gerade eine Zug-Garnitur über ihre Köpfe hinwegdonnerte. Klack, das Türschloss war nicht der Rede wert gewesen, aber für das Vorhängeschloss und die dazugehörige Kette fehlte ihm die Geduld. Kurzauftritt Seitenschneider. Bergmann entfernte das Schloss samt Kette, zog die Tür auf, machte die Lampe an und schob Kovacs hinein.
    Sie standen in einer Halle, so groß, dass das Licht von Bergmanns Lampe die hintersten Winkel nur mehr schwach erleuchtete. Keine Zwischendecke, gut zehn Meter über ihnen sahen sie das mächtige Stahlgerüst, das die U-Bahn-Gleise trug. Die Wände aus unverputzten roten Ziegeln, am Boden gestampfte Erde, in der Luft …
    „Hier stinkt’s“, sagte Bergmann und ließ den Kegel der Taschenlampe über eine Reihe staubbedeckter Autos gleiten – zwei Chevrolets, ein Dodge Pick-up, ein ehemals roter MG –, offensichtlich hatte Müller oder jemand aus seinen Kreisen hier die Objekte einer alten Sammelleidenschaft abgestellt, ganz hinten entdeckten sie unter schwarzen Planen noch einen Jeep aus den Fünfzigern, eine Beiwagenmaschine aus dem Zweiten Weltkrieg und einen ausgeschlachteten Rolls-Royce.
    „Wie in einem Schlachthaus“, flüsterte Kovacs.
    „Was?“
    „Es stinkt ein bisschen wie in einem Schlachthaus …“
    „Da“, Bergmann deutete mit dem Lichtkegel auf einen dunklen, kreisförmigen Fleck, der sich deutlich von der Erde abhob.
    Kovacs kniete nieder und führte ihre Nase dicht über den Boden.
    „Also ich würde sagen: Blut.“
    Bergmann brachte kein Wort heraus. Er wusste nicht, ob Kovacs das Gleiche dachte wie er. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
    „Wo kriegen wir jetzt einen Durchsuchungsbefehl her?“, hörte er sie fragen, ohne jede Erregung in der Stimme. Ja, weitermachen, das musste nicht sein Blut sein, ran an den Staatsanwalt, her mit dem Durchsuchungsbefehl.
    „Gar nicht“, antwortete Bergmann und räusperte sich lautstark, als ob der Staub in der Halle für seine gebrochene Stimme verantwortlich gewesen wäre. „Raus hier“, er leuchtete in Richtung Tür und ließ Kovacs vorausgehen.
    Sei gingen zurück zum Wagen und setzten sich hinein, Bergmann nahm sein Handy und sprach mit jemandem, den Kovacs aus den paar Sätzen, die gewechselt wurden, unmöglich einer bekannten Person oder Position zuordnen konnte.
    „Erklären Sie mir bitte, was wir jetzt machen?“, fragte sie leicht gereizt.
    „Bei der Polizei geht gerade ein Anruf ein. Aus dem Gebäude, in dem wir eben waren, kommen laute Schreie … wir sind zufällig in der Gegend, sehen den Streifenwagen vorfahren, Servus, Kollegen, können wir helfen? Drinnen läuft dann alles so ab wie eben: riecht nach Schlachthaus, Blutfleck, Spur.“
    Kovacs sah Bergmann an, als wartete sie auf den Einsatz des Simultandolmetschers.
    „Aha“, war schließlich ihr einziger Kommentar. Kurz darauf fuhr ein Streifenwagen an ihnen vorbei. Bergmann drehte den Zündschlüssel und folgte ihm. Kaum zwanzig Minuten später

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