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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Schützen antanzte, der den Kosovaren ermordet hatte, war Zeitverschwendung. Aber mit einer konzertierten Aktion gegen ein paar seiner Nachtclubs und Restaurants – da ein hygienischer Mangel, dort ein Schwarzarbeiter, da ein nicht vorschriftsmäßiger Notausgang, dort ein paar unklare Rechnungen – würde Müller unter seinem lila Polyesterhemd stärker zu schwitzen beginnen als von Haus aus und seine Ratten in die Kanäle schicken, wo sich der stinkendste Abschaum sammelte. Ja, Bergmann hatte Müller nie ausstehen können. Und bis jetzt hatte er seine Abneigung auch immer unter dem Harnisch des distanzierten Ermittlers in Ketten gehalten; vielleicht aus dem Diktum heraus, dass er nur die Tat, nie aber den Täter zu verabscheuen hatte; vielleicht auch wegen Schäfers aufbrausendem Naturell, das ohne entsprechenden Ausgleich den Richtern nicht mehr viel zu richten übrig gelassen hätte.
    Die verspätete Morgenbesprechung dauerte keine halbe Stunde. Kovacs und Schreyer waren ohnehin eingedeckt, Leitner würde mit Bergmann die Arbeitskollegen des Kroaten noch einmal aufsuchen, und Strasser war immer noch auf einer Europol-Schulung in Skandinavien, die wer auch immer genehmigt hatte, um den so stark protegierten wie schwachköpfigen Chefinspektor doch noch irgendwo irgendwann als Gruppenleiter durchdrücken zu können. Dass dieses Arschloch nie eine Identitätskrise bekam: Guten Tag, ich bin der Sohn vom Freund von dem Ressortchef, der mit dem Innenminister immer jagen und dann ins Puff geht; wie konnte man damit auf Dauer fertigwerden? Egal, im Gegensatz zum Anlass für Strassers Abwesenheit war diese selbst kein Grund, sich zu ärgern.
    Miro Berkovic hatte, vor seinem Tod durch Verbluten und der anschließenden würdelosen Entsorgung am Gürtel, in einer Übersiedlungs- und Entrümpelungsfirma gearbeitet, die zehn Jahre zuvor von der Stadtverwaltung als Sozialprojekt für Langzeitarbeitslose und Haftentlassene gegründet worden war. Dass das Unternehmen schon nach zwei Jahren Gewinn abwarf, war dem Geschäftsführer zu verdanken, der sich vom Arbeitsmarktservice wenig vorschreiben ließ und seine Leute selbst aussuchte. Einen Job bekam nur, wer ihn wirklich wollte; wer sich trotz des geringen Gehalts nicht zu schade war, so schwere wie sperrige Einbauschränke in den vierten Stock eines liftlosen Altbaus zu schleppen, sich die Ellbogen am Rauputz abzuschrammen, sein Geld im Schweiß seines Angesichts zu verdienen, wie Männer es tun sollten …
    „Und wenn mir einer mit einer Fahne unterkommt, kriegt er genau noch eine Chance, beim zweiten Mal fliegt er!“, beendete der Geschäftsführer zu Bergmanns Erleichterung den Vortrag über seine heroische Mission. Sie waren noch nicht einmal aus dem Wagen gestiegen gewesen, als der Hundertzwanzig-Kilo-Mann schon über den Innenhof gestiefelt war, auf dem Weg zu ihnen zwei junge Glatzköpfe mit schwer tätowierten Oberkörpern zu mehr Tempo angetrieben, nach dem Grund ihres erneuten Auftauchens gefragt hatte und ohne Abwarten einer Antwort zurück in sein Büro gestampft war.
    „Und Miro hat sich immer an die Regeln gehalten …“, wollte Bergmann wissen.
    „Miro war ein Lotto-Fünfer … Sechser gibt’s in dem Geschäft nämlich keine, hähä … der hat gewerkt wie ein Betonmischer, vier Tage Krankenstand in sechs Jahren! … Das ist bei der Post der Monatsschnitt … die Sau, die ihm das angetan hat …“
    „Kommt es eigentlich vor, dass Ihre Arbeiter nach Feierabend eigenständig was dazuverdienen?“
    Der Mann schaute die beiden Polizisten mit zusammengekniffenen Augen an, als könnte er sie erst dadurch verstehen.
    „Ich bin ihr Chef, kein Kindermädchen … wenn wer pfuscht, sein Problem … solange er nicht am Tag danach herhängt …“
    „Wissen Sie, ob Miro gepfuscht hat?“
    „Wird sich kaum ausgegangen sein … der ist ja oft freiwillig bis zehn im Lager zum Aufräumen geblieben … war sein Leben, da bei mir … haben wir darüber nicht schon geredet?“
    „Ja … aber mittlerweile halten wir es für möglich, dass Miro durch einen Unfall gestorben ist …“
    „Was für ein Unfall …“
    „Wissen wir nicht … er ist nur hundert Meter vom AKH entfernt abgelegt worden … wäre doch möglich, dass er sich beim Arbeiten verletzt hat, dass ihn ein Freund oder Kollege ins Krankenhaus bringen wollte, dann ist er im Auto gestorben … und weil irgendwer aus dem Trupp oder alle zusammen keine Lust auf unsere Bekanntschaft gehabt haben, haben sie ihn

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