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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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überprüfte – sowie die anschließende kalte Dusche – die auch seine eitle Begeisterung abkühlte – tischten ihm beim Frühstück eine Empfehlung auf, die da hieß: Zurückhaltung. Was er mit Kovacs besprochen hatte, sollte er nicht zum Thema der Morgenbesprechung machen. Nicht bevor die Forensiker einen ersten Bericht geschickt hatten. Der Ablauf von Miro Berkovics Todesnacht mochte durchaus schlüssig sein: Er geht mit einem Kollegen nach der Arbeit auf einen Sliwowitz oder fünf, irgendwann schlägt dieser ihm vor, ihn zu einer total verrückten Veranstaltung zu begleiten, wo sie zudem noch Geld gewinnen könnten. Also auf zum Döblinger Gürtel, klopf, klopf an Müllers Lagerhalle, Codewort Hahnenkamm, sie werden eingelassen, wetten auf einen Hahn oder auch nicht, irgendwann flippt eins der Tiere aus, geht mit seinen Rasierklingensporen auf Berkovic los, dem spritzt das Blut aus dem Oberschenkel wie aus einem Springbrunnen, sein Kollege packt ihn ins Auto, auf halbem Weg ins AKH ist Endstation, der Kollege kriegt die Panik, weil er noch auf Bewährung ist, denkt sich: Scheiß drauf, toter kann der Miro nicht werden, und legt ihn auf dem Grünstreifen neben der Straße ab.
    Doch bei diesem Fall ging es nicht mehr nur um den unglücklichen Tod eines jungen Mannes. Es ging auch darum, ob sie Müller mit den Geschehnissen in seiner Lagerhalle in Verbindung bringen konnten. Bergmann grinste in sich hinein, während er sein Hemd zuknöpfte. Da rissen sich mehrere Dienststellen den Arsch auf, um Müller hochzunehmen, und dann sollten sie ihn wegen Tierquälerei und illegalen Glücksspiels drankriegen? Warum nicht. Al Capone war auch nicht wegen seiner unzähligen Gewaltverbrechen nach Alcatraz übersiedelt, sondern wegen Steuerhinterziehung.
    Abermals war ein Paket für ihn gekommen – diesmal so groß, dass es nicht ins Postfach gepasst hatte und ihm direkt am Empfang gegeben wurde. Er sah auf den Absender und wusste Bescheid: Martin. Hatte ihm wohl die Sachen geschickt, die noch in seiner Wohnung gewesen waren. Bergmann sah den pathetischen Akt geradezu vor sich. Wie sein Exfreund die Zahnbürste, T-Shirts, Hemden, den Schlüssel auf dem Esszimmertisch platzierte, zu jedem Objekt erneut in Tränen ausbrach und ein Glas Rotwein auf ex trank, im Hintergrund in Endlosschleife eines dieser selten erträglichen Herzbruch-Lieder (I can’t live, if living is without you).
    Schon auf dem Weg die Treppen hinauf zerbrach allerdings Bergmanns zynischer Schutzwall. Er schaffte es gerade noch ins Büro, verschloss die Tür hinter sich und brach in Tränen aus. Ein Sturzbach, ein aufgestautes Weinen, das gar nicht mehr aufhören wollte und zum Schluss in ein grenzhysterisches Lach-Schluchzen kippte. Die. Einzigen. Beiden. Männer. Die. Mir. Etwas. Es klopfte. Bergmann ging zum Waschbecken, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und ging mit dem Handtuch zur Tür. Strasser stand davor.
    „Hab mich nur gerade umgezogen“, gab Bergmann eine nicht sehr logische Erklärung für die abgesperrte Tür.
    „Ah, ja … hab gehört, dass du in meiner Abwesenheit zum Gruppenleiter befördert worden bist …“ In seiner Abwesenheit. Als ob Kamp diese Entscheidung getroffen hatte, weil dieser niederösterreichische Dorftrottel gerade nicht da gewesen war. „Gratulation.“
    „Danke … solange Schäfer nicht da ist, muss ja irgendwer die Gruppe führen …“
    „Du glaubst wirklich, dass er zurückkommt?“
    „Strasser … können wir bitte nachher darüber reden, ich muss noch ein paar Sachen vorbereiten für die Morgenbesprechung …“
    „Passt. Also bis nachher … Chef.

14.
    Eine Nacht noch, murmelte er, über seine feuerlose Feuerstelle gebeugt, dann suche ich mir was anderes. Er ließ die beiden Hornsteine aus seinen Händen fallen, die keine zündenden Funken schlagen wollten, und wurde von einem höhnischen Lachanfall geschüttelt. Dann suche ich mir was anderes! Ja, genau. Dieses Zimmer ist unter meiner Würde! Ich reise ab, umgehend! Wenn er schon panisch wurde, sobald er das vertraute Umfeld seiner Lärche verließ. In der Nacht hatte er Geräusche gehört; wie von vorsichtigen Schritten, die aufgrund der Dunkelheit dennoch den einen oder anderen Tritt auf einen dürren Ast nicht vermeiden hatten können. Er war nicht fähig gewesen, zur Waffe zu greifen, die neben seinem Kopf gelegen war. Hatte ganz flach durch den Mund geatmet, um nur ja kein Geräusch zu erzeugen. Kein Dachs, kein Fuchs, kein Rotwild. Ein Bär?

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