Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Funktion als Ermittler zu wenige dieser Telefonate geführt hätte – aber zuletzt war eben meist Schäfer gegenübergesessen, hatte blöde Witze gerissen, ihm irgendwelche skurrilen Geschichten aus dem Internet vorgelesen oder ihn schlichtweg in den Volksgarten geschleppt, um ihm die Namen der hundert verschiedenen Rosenzüchtungen vorzulesen. Jetzt war er mit diesem ganzen Scheiß allein, oder fühlte sich zumindest so. Einen heben zu gehen war da nicht die schlechteste Option.
Erste Station war ein Wirtshaus in der Burggasse, wo Bruckner einen Tisch reserviert hatte. Die Speisekarte machte die Entscheidung leicht: fünf Hauptgerichte links und als Stammgast wusste man, dass es keines besorgten Blicks nach rechts bedurfte. Die zwei Flaschen Rot-Cuvée, die Bruckner bestellte, stellten auch gleich klar, dass hier nicht von einem schnellen Imbiss vor dem Nachhauseweg die Rede war. Als die zwei Wiener Schnitzel, Leitners Cordon bleu und Bergmanns Zwiebelrostbraten auf den Tisch kamen, war die zweite Flasche halbleer und der Informationsfluss entsprechend schnell: Lorenz hat mir gesteckt, dass sie Interpol und das FBI eingeschaltet haben. // Ja, sicher! // Im Ernst, der Eisert hat die volle Sekten-, Verschwörungs- und Apokalypsenbibliothek daheim gehabt, da war der Fuchs und seine Bajuwarische Befreiungsarmee ein Schas dagegen. Ich traue mich wetten, das hat was mit 2012 zu tun, Mayakalender, versteht ihr? // Biene Maja? // Ja ja, verarsch mich nur, aber erinnere dich, was los war wegen dem Y2K , wie viele von den Wahnsinnigen sich da verabschieden wollten und Weltuntergang und Pipapo! // Ja, bei den Amis, aber nicht bei uns, wir Österreicher sind zu gemütlich für so was, zum Glück. // Hat der Lorenz was von Hintermännern gesagt? // Eh, eh, top secret, meine Herren! // Also hast du keine Ahnung, du Waschbär. // Die haben sie vermutlich auch nicht. Oder warum bettle ich das FBI an? Damit sie mir nächstes Jahr eine Analyse schicken, warum der das Parlament in die Luft gejagt hat? // Scheiße, das ganze Parlament, weißt du, wie viele Arschlöcher da auf einen Schlag in den Holzpyjama gehen? // Leitner, reiß dich zusammen. // Ich meine ja nur. Bergmann, was sagst du dazu? // Ich habe acht Sprengkapseln gezählt … die baue ich nicht, wenn mir der Sprengstoff fehlt. // Was ich gehört habe, hat der Eisert so ein Selfstorage-Lager gehabt und da haben sie Spuren von ANNM gefunden. // Sagt wer? // He, ich rede keinen Scheiß, Oklahoma City Bombing, sag ich nur, Timothy McVeigh, hat den davor irgendwer ernst genommen? // Leitner, trink nicht so schnell, da geht dir wieder die Fantasie durch. //Aber ganz unrecht hat er nicht, Eisert ist in der ganzen Welt herumgekommen mit seinen Computergeschichten. Und bei so einem brauchst du nicht glauben, dass du seine Mails oder irgendwelche Kontaktleute findest, das sind Spezialisten. // Die haben wir beim BVT auch. // Sicher, aber wir laufen hinterher. // Noch eine Flasche Wein, die Herren? // Sicher, Gefangene werden hier keine gemacht!
Kurz vor vier wankten Bergmann und Leitner aus einem Nachtclub in der Innenstadt.
„Lei-ei-tner … das war verbotene Geschenkannahme, du korrupte Sau!“
„Was … habe ich gefragt um die Witwe Klicko? … Scheiß, der Müller hat’s ja eh …“
„Müller, ja, die Sau … muss ich bezahlen, die Flasche …“
„Ja, Herr Dings, Gruppenleiter … mit den Scheinchen, die sie dir in die Boxershorts gesteckt haben … du geile Sau du, so ein Affentanz an der Stange … Hut ab … hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Herr …“, Leitner stellte sich an eine Hausmauer und öffnete seinen Hosenschlitz.
„Das ist, du Sau … Verunreinigung … mir ist so schlecht …“
„In den Brunnen, Bergmann, in den Brunnen … dann, warte, ich hole eine Münze raus, das bringt uns Glück … oh, der teure Champagner von Herrn Dings, Müller … ja, lass es nur raus, Brüderchen …“
„Rufen Sie mir einen Streifenwagen, Untergebener Leitner! Der Gruppenleiter braucht ein standesgemäßes Ve-hi-kel!“
„Isch mir Befehl … blau wie ein Blaulicht, die Gruppe Bergmann … 133, Polizei …“
Fünf Minuten Slalomgang auf der Kärntner Straße. Behutsames Heranfahren eines Streifenwagens.
„Herr Wachtmeister, hier ist meine … Befähigung … bitte nach Ottakring …“
„Bergmann … du wohnst im Zweiten, mit Verlaub …“
„Ottakring, das ist ein Befehl … ich nächtige bei Major Schäfer, hier sind die Schlüssel … gute Nacht,
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