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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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medizinischer Sicht …“
    „Nun … es war ein Aufwärtstrend erkennbar …“
    Aufwärtstrend? War das hier die Gesundheitsbörse?
    „Inwiefern?“
    „Ich würde sagen: Er hat sich gefestigt … wobei ich mich diesbezüglich auch auf seine eigenen Aussagen verlassen musste, da ich ihn, wie gesagt, nur drei Monate behandelt habe …“
    „Haben Sie ihm Medikamente verschrieben?“
    „Herr Bergmann …“
    „Vertrauensverhältnis, Schweigepflicht, schon klar … aber ich weiß, dass er mit den Medikamenten, die er das letzte Jahr genommen hat, eher sorglos umgegangen ist … und soweit ich mich informiert habe, kann ein plötzliches Absetzen von Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern schwerwiegende Folgen haben: Schwindel, Realitätsverlust, Panikattacken, Suizidgedanken …“, Bergmann hoffte, Wieland mit ein bisschen Fachgeplauder aus der Reserve locken zu können.
    „Nun, so viel darf ich Ihnen wohl sagen: Herr Schäfer hat schon zu Beginn unserer Sitzungen den Entschluss in sich getragen, die Medikamente abzusetzen und seine psychische Konstitution auf anderem Wege zu bessern.“
    „Aha … und der wäre?“
    „Zum einen sich Schritt für Schritt den maximal belastenden Faktoren zu entziehen …“
    „Er wollte kündigen?“
    „À la longue … ja … ich habe diese Option ehrlich gesagt auch für sehr vernünftig gehalten …“
    Bergmann schluckte. Schäfer wollte aus dem Polizeidienst aussteigen? Und hatte ihm nie ein Wort davon gesagt? Natürlich, das intern übliche Ventil, das Vorhalten eines Auswegs: Ich habe die Schnauze voll, lange mache ich das nicht mehr und so weiter. Aber im vollen Ernst, das hätte wohl anders klingen müssen: Bergmann, ich muss Ihnen etwas sagen.
    „Wann … zu welchem Zeitpunkt wollte er denn aufhören, wissen Sie das?“
    „Nun, möglicherweise hat er seine Kündigung auf diese Weise vorgenommen … das wäre doch eine Möglichkeit, oder?“
    „Nein, wäre es nicht … Schäfer ist loyal, er würde mich … er würde seine Familie und seine Kollegen nie derart im Stich lassen … er würde uns zumindest darüber informieren, dass er noch am Leben ist …“
    „Das wissen Sie bestimmt besser als ich … aber – und hier spreche ich aus Erfahrung mit anderen, ähnlich gelagerten Fällen: Sich von etwas oder jemandem zu verabschieden, das einen über Jahre begleitet hat, das zu einem Teil ihres Lebens geworden ist … das schaffen manche nur, indem sie die Verbindung radikal kappen, zumindest für eine gewisse Zeit …“
    „Was ist die andere Möglichkeit? Dass er sich umgebracht hat?“
    „Hm … so tragisch es klingt, ist auch das ein Ausweg, den nicht wenige wählen … leider …“
    Bergmann suchte nach einer Antwort, oder weiteren Fragen, ließ den Blick durch den Raum schweifen, irgendetwas musste er doch mitnehmen können außer Wiederholungen und Bestätigungen.
    „Hat er Ihnen etwas über Seminare erzählt, die er besuchen wollte?“
    „Welcher Art?“
    „Mehr so spiritueller oder esoterischer Natur …“
    „Nicht, dass ich wüsste … eine systemische Aufstellung wollte er machen, ja, das hat er einmal erwähnt …“
    „Bei wem?“
    „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern …“
    „Haben Sie ihm dazu geraten … oder abgeraten?“
    „Weder noch … das ist nicht meine Aufgabe …“
    „Gut … wenn Ihnen noch etwas einfällt … oder wenn er sich vielleicht sogar bei Ihnen meldet …“, Bergmann stand auf und legte Wieland seine Karte auf den Tisch.
    „Sollte er das tatsächlich tun, werde ich ihm sagen, dass Sie sehr besorgt sind und sich über eine Nachricht freuen würden … gern, Chefinspektor Bergmann.“
    Verdammte Wortklauberei, Ausweicherei, Sprachspalterei … gab des denn keine Menschen mehr, die ihm ohne Hintergedanken, Gegenleistungen, Berufung auf Schweigepflicht oder Angst vor Verdächtigungen etwas erzählten? Wo war der Tankwart, der sagte: Ja, klar, an den kann ich mich erinnern. Hat vollgetankt, Salzmandeln, was zu trinken und eine Schachtel Zigaretten gekauft … hat mit Kreditkarte bezahlt, warten Sie, die Quittung habe ich noch hier … Wo die Hausmeisterin, die jeden zu Boden gefallenen Postwurf über den Hof in den Container und jede Beobachtung in ihre Wohnung trug? Nachbarn, Freunde, Familie? Wie konnte ein Mensch einfach verschwinden? Es blieb ihnen wohl nichts übrig: Sie mussten an die Öffentlichkeit gehen. Es brachte nichts mehr, abzuwägen, ob das Mehr an Informationen, das sie erwartete, die

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