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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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er mich behandelte. – Und das war gut, denn ich wollte auch gar nicht gehen.
    Ich beobachtete, wie er innerlich mit sich kämpfte, einen Kampf, den ich nicht verstand.
    „ Was siehst du in mir?“, brach es schließlich aus ihm hervor.
    Unsicher, wie ich antworten sollte, betrachtete ich den Erzengel. Er war groß, noch größer als Adam, so dass ich zu ihm aufschauen musste. Sein schönes, markantes Gesicht, welches von dunklen, leicht lockigen, kurzen Haaren umrahmt wurde, wirkte um vieles menschlicher, männlicher, als Adams feingeschnittene, weiche Züge, so dass ich mich kaum darauf konzentrieren konnte, die Antwort auf seine Frage zu finden.
    Unsere Blicke begegneten sich und für einen Moment verlor ich mich in der intelligenten Tiefe seiner jetzt beinahe schwarzen Augen.
    Irritiert schaute ich weg.
    „ Ich sehe, was du wirklich bist, Samiel! Den strahlendsten aller Engel!“, murmelte ich leise und wagte nicht ihn anzusehen, aus Angst, dass Falsche gesagt zu haben.
    Als er nichts erwiderte, sah ich doch hoch, direkt in sein ungläubiges Gesicht. „Das kann nicht sein“, murmelte er leise, meinen Worten zum Trotz. „Die Menschen können mich nicht als Engel sehen, weil ich für sie kein Engel sein soll!“
    Ich hörte seine Worte, aber ich verstand sie nicht. Wie zur Erklärung fuhr er fort: „Ich habe zu Jahve gegen die Erschaffung der Menschen gesprochen.“
    Benommen und verwirrt schloss ich die Augen, ich begriff, was er mir da sagte, aber ich verstand nicht. Verstand so vieles auf einmal nicht mehr.
    Etwas Warmes streifte meine Wange und ich öffnete meine Augen wieder. Samiel nahm seine tröstende Hand wieder weg, der liebevolle und besorgte Ausdruck in seinen Augen faszinierte mich.
    „ Entschuldige, Lilith!“, flüsterte er mit seltsam berührter Stimme und wieder wusste ich nicht, was er meinte. Meinte er die Berührung, die brennenden Fingerspitzen auf meiner Haut oder meinte er seinen letzten Satz?
    „ Wieso hat Jahve euch erschaffen?“ Er blickte mich lange an, als könne er des Rätsels Lösung in meinem Blick finden. Und wir beide wussten, dass es diese Frage war, die ihn hierher gebracht hat, als Ausgestoßenen.
    „ Wieso ...?“, weiter kam ich nicht, denn der Engel hatte meine Frage schon im Voraus erraten.
    „ Ihr seht aus wie wir, aber ihr seid nicht wie wir. Es gibt zwei von euch, ihr habt ein Geschlecht. Ich verstehe nicht, warum Jahve Wesen geschaffen hat, die so aussehen wie Engel, aber nicht über unsere Gaben verfügen. – Und warum es immer zwei gibt. Seid ihr eine Strafe für uns? Eine Versuchung?“, erklärte er sehr ehrlich und ich verstand. Verstand besser, als er es sich vorstellen konnte.
    „ Deswegen bin ich weggelaufen“, flüsterte ich leise, denn ich wollte weder erklären, noch schönreden.
    Unsere Blicke verschmolzen miteinander. „Du bist ein Engel!“, hörte ich mich sagen. – Als ich Protest in seinen dunklen Augen aufflammen sah, bestärkte ich: „Für mich bist du ein Engel!“
    Er begann leicht zu zittern. – Als hätte er Angst vor mir. – Ich begriff, dass ich etwas in ihm geweckt hatte, Gefühle, die er nicht zulassen wollte, die er nicht verstand. Die er für einen Menschen nicht empfinden wollte.
    Die Glut in seinen Augen ließ wilde, unnachgiebige Sehnsucht in mir aufsteigen und nach meinem Herzen greifen. „Warum siehst du mich so an?“, fragte ich leise, als fürchtete ich mich vor der Antwort.
    „ Wie gucke ich denn?“ Seine Stimme war sanft und warm, intimer als seine Worte. Ein Flüstern in der Dunkelheit, das sich langsam um meinen Körper wandte.
    Obwohl sich Samiel nicht bewegt hatte, hatte ich das Gefühl, als würde er mich einkreisen und gefangen setzen.
    „ Wie ein Träumer, der etwas betrachtet, was er sich sehnlichst wünscht, aber nicht haben kann. Niemals.“
    Er schüttelte den Kopf, dann blickte mich an und sein warmer Blick widersprach seinen Worten, als er leise mahnte: „Du solltest nicht hier sein, Lilith!“
    „ Ich weiß!“, sagte ich. Meine Gedanken überschlugen sich und versuchten meine aufrührerischen Gefühle zur Ruhe zu bewegen.
    Samiel kam einen Schritt näher und sah mich mit einem Blick so voller aufgewühlter Zärtlichkeit an, dass ich nicht anders konnte, als ihn zu lieben.
    „ Du solltest nicht bei mir sein!“, flüsterte er warnend und so leise, dass ich seine Worte mehr erahnte, als verstand.
    Mein Mund wurde trocken, als ich den Mut fand, ein: „Ich weiß!“, zu murmeln.
    Dann war er

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