Engelsasche
er freundlich und wartete, bis sie nach draußen gestürmt war. Er beobachtete, wie sie in ihren kleinen silberfarbenen BMW einstieg und vom Parkplatz auf die Straße fuhr, bis sie aus seinem Blickwinkel verschwand. Dabei fragte er sich, welcher von ihren zahlreichen Verehrern ihr wohl diesen schicken Sportwagen gekauft hatte.
Trace nahm den Hut ab, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und setzte ihn wieder ein Stück tiefer in die Stirn geschoben auf. Er hatte keine Ahnung, warum seine Exfrau ihn noch ständig nervte. Sie hatten nie richtig zusammengepasst und hätten nie heiraten sollen. Vielleicht waren sie mal scharf aufeinander gewesen, hatten sich aber nie geliebt.
In seinem Leben war er so manches Mal scharf auf eine attraktive Rothaarige gewesen. Kein einziges Mal war das gut ausgegangen.
Trace dachte an Maggie O’Connell und nahm sich fest vor, nicht wieder in dieses Verhaltensmuster zu fallen.
4. KAPITEL
Oben in ihrem Schlafzimmer war es stockdunkel. Nur das nächtliche Zirpen der Grillen und Zikaden drang in den stillen hohen Raum. Maggie warf sich unter ihrer leichten Daunendecke von einer Seite zur anderen. Zu viel ging ihr durch den Kopf, sie kam nicht zur Ruhe. Es fehlten noch Aufnahmen für ihren Bildband. Dann die bevorstehende Ausstellung. Die meisten Bilder waren bereits fertig, aber sie könnte für die Show noch ein paar weitere gebrauchen.
Sie seufzte. Es war noch viel zu erledigen. Abgesehen von der Arbeit sollte sie ihre Sachen endlich auspacken und ihr Haus ein bisschen gemütlicher einrichten. Unten gab es nicht viele Möbel. Hier in ihrem Schlafzimmer standen nur ihr Bett, zwei Nachttische und ein Kleiderschrank. Alles Sachen, die sie schon seit Jahren besaß.
Ein paar Möbelstücke hatte sie in ihrem alten Apartment zurückgelassen. Bis zum Monatsende, wenn der Vertrag auslief, musste sie die hierherbringen. Ein paar Dinge wollte sie unbedingt noch kaufen, und natürlich würde sie einige ihrer Fotos und ein paar Aufnahmen von Ansel Adams aufhängen müssen. Die Wohnung einzurichten gehörte nicht unbedingt zu ihren Prioritäten, aber besser als jetzt sollte es schon aussehen.
Maggie boxte in ihr Kopfkissen, rollte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. Morgen war Samstag. Sie wollte nach Galveston fahren und ein paar Fotos im Hafen machen. Deshalb musste sie früh aufstehen. Was hieß, sie brauchte unbedingt etwas Schlaf.
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen.
Da hörte sie es. Das leise Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Fliesenboden in der Küche. Sie lauschte. War das die Schiebetür zur Terrasse? Hörte sie Schritte unten? Das Herz schlug ihr heftig gegen die Rippen. Ihre Handflächen wurden feucht, sie krallte die Finger in die Daunendecke. Sofort fielen ihr die Zettel ein, und sie fragte sich, ob der Typ verrückt genug wäre, umbei ihr einzubrechen.
Wieder horchte sie angestrengt, überlegte, ob sie die Polizei anrufen sollte. Natürlich würden sie vorbeikommen, auch wenn sie die Anruferin war. Doch während die Sekunden zu Minuten wurden, hörte sie nichts weiter als nur ihren laut hämmernden Puls.
Als alles ruhig war, entspannte sie sich. Sicher hatte sie sich das nur eingebildet. Da war niemand im Haus. Auf Traces Rat hin hatte sie alle Türen und Fenster sorgfältig verschlossen.
Maggie warf einen Blick auf ihren Digitalwecker neben dem Bett. Viertel nach zwei. Einen Moment lag sie noch still da, versuchte irgendwelche außergewöhnlichen Geräusche auszumachen, konnte aber nichts mehr hören. Sie hatte den kleinen Verschlusshebel an ihrer Schlafzimmerklinke gedrückt. Es war kein richtiges Schloss, gab ihr aber trotzdem ein Gefühl der Sicherheit. Zumindest würde sie es sofort merken, wenn jemand die Tür zu öffnen versuchte.
Wieder sah sie zur Uhr, beobachtete, wie die Sekunden weiter vergingen. Um zwei Uhr fünfunddreißig rollte sie sich aus dem Bett. Sie hatte keine außergewöhnlichen Geräusche mehr gehört. Vielleicht war sie ja auch kurz eingeschlafen und es war alles nur ein Traum gewesen. So etwas hatte sie schon einmal erlebt.
Trotzdem musste sie sich vergewissern.
Sie griff nach ihrem blauen Frotteebademantel, der am Fußende ihres Bettes lag, schlüpfte hinein und band den Gürtel fest um die Taille. Nachdem sie schon viele Jahre im heißen Texas lebte, war sie es gewohnt, nackt zu schlafen. Doch für den Notfall hatte sie immer einen Bademantel in greifbarer Nähe. Falls es brannte oder jemand überraschend bei ihr
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