Engelsasche
französischen Schloss nachempfunden war, und ging geradewegs auf Hewitts Arbeitszimmer zu. Vor wenigen Tagen war er noch an einem Spätnachmittag hier gewesen, um seinem Auftraggeber die Beweise zu bringen, die er gegen Parker Barrington gesammelt hatte.
Im Arbeitszimmer, einem riesigen, zwei Etagen umfassenden Raum mit schweren Metallkronleuchtern, wimmelte es von Leuten. Das Spurensicherungsteam war noch bei der Arbeit. Auf Hewitts Schreibtisch herrschte Chaos. Eine riesige Blutlache hatte sich dort auf der Ablage ausgebreitet, wo er vornüberbeugt aufgefunden worden war.
„Trace!“
Er erkannte die junge Stimme sofort und drehte sich nach JasonSommerset um, der ihm entgegenkam. Der Vierundzwanzigjährige hatte goldblondes Haar, war attraktiv wie die Sünde und vom Leben verwöhnt. Wirklich erstaunlich, dass er so ein sympathischer Typ geworden war.
„Jason. Es tut mir so leid. Ich mochte Ihren Vater sehr.“
Er sah blass aus, seine Augen waren gerötet. Aber er weinte nicht, er kochte vor Wut. „Dad hat sich nicht umgebracht, Trace. Er war es nicht.“
„Beruhigen Sie sich. Ich glaube auch nicht, dass er es getan hat. Wir haben erst letzte Woche miteinander gesprochen. Er freute sich schon auf die Reise mit Ihnen zusammen auf die Bahamas.“
„Jemand hat ihn umgebracht. Sie wollten es so aussehen lassen, als hätte er selbst abgedrückt. Aber ich bin ganz sicher, dass er es nicht getan hat.“
Trace legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. „Deshalb bin ich hier. Um herauszufinden, was wirklich passiert ist.“
Jason atmete einmal tief durch. „Ich wusste, dass Sie kommen würden. Dad hat Ihnen vertraut, das tue ich auch.“
Trace nickte nur. Sicher hatte Hewitt seinem Sohn nicht verraten, was er über Emilys Ehemann herausgefunden hatte. Jason war intelligent, und er schien das Talent seines Vaters geerbt zu haben, Menschen gut einzuschätzen. Trace fragte sich, ob der Junge sehr überrascht sein würde, wenn er von dem Betrug seines Schwagers erfuhr.
Jemand rief nach Jason, und der junge Mann bedeutete Trace mit einer Geste, dass sie später noch einmal reden würden. Er lief zurück in die Eingangshalle und überließ Trace seiner Aufgabe, wegen der er hergekommen war. Er sah sich erneut im Arbeitszimmer um, auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem, als er Detective Mark Sayers, einen ehemaligen Kommilitonen und langjährigen Freund, entdeckte.
Trace ging zu ihm hinüber. „Hast du einen Moment Zeit?“
Sayers hob den Kopf und sah ihn überrascht an. „Hey, Trace!“ Mark Sayers war etwas kleiner und fülliger als Trace, hatte hellbraunesHaar und haselnussbraune Augen. Bis auf seine obligatorischen billigen Anzüge und sein allgemein etwas zerzaustes Erscheinungsbild war er ein attraktiver Typ.
„Unter anderen Umständen würde ich sagen, nett, dich mal wiederzusehen“, sagte Mark. „Aber dein Timing ist nicht so gut. Ich nehme an, du hast es gehört – Hewitt Sommerset ist tot. Sieht aus, als hätte er sich umgebracht.“
„Ich denke nicht, dass er so was getan hätte.“
Sayers hob die Augenbrauen. „Meinst du? Ich wusste nicht, dass ihr beide befreundet wart.“
„Hauptsächlich waren wir Geschäftspartner. Über die Jahre haben wir uns besser kennengelernt. Du und ich müssen uns unbedingt mal unterhalten.“
Der Detective wirkte augenblicklich interessiert. „Okay.“ Er wandte sich um und ging Trace voraus den Flur entlang, der mit kostbaren Gemälden in schweren Goldrahmen geschmückt war. Er betrat einen der zahlreichen Salons dieses Hauses, ein elegant eingerichteter Raum mit einem pfirsichfarben bezogenen Sofa und grünen Samtvorhängen. Selbst die Fransen des Perserteppichs auf dem polierten Eichenholzboden lagen ordentlich an ihrem Platz.
„Ich nehme an, du hast mit Hewitts Sohn Jason gesprochen“, sagte Trace, nachdem Mark die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
„Wir haben mit ihm geredet. Seine Reaktion ist vollkommen verständlich. Welcher Sohn möchte schon glauben, dass sein Vater sich umgebracht hat.“
„Wann ist es passiert?“
„Gestern Nacht. Hewitt hätte eigentlich verreist sein sollen, aber etwas muss ihn aufgehalten haben. Offensichtlich ist seine Arbeitszimmertür immer verschlossen, wenn er unterwegs ist. Man hat ihn erst heute Nachmittag gefunden.“
„Wie ist es passiert?“
„Achtunddreißiger Kaliber in die Schläfe. Die Pistole ist auf Sommerset registriert. Vorgeblich bewahrte er sie immer in derSchreibtischschublade
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