Engelsasche
vertrauen, und alle Vorsicht fallen lassen.
„Sie ist eine von diesen Frauen“, hatte Mark Sayers gesagt. Von der Sorte, die ständig Aufmerksamkeit fordert, die alles dafür tut, um sie zu bekommen. Aber so hatte sie nicht auf ihn gewirkt. Was nur wieder zeigte, wie schlecht Trace Frauen einschätzen konnte.
Was noch schlimmer war, ein Teil von ihm machte sich Sorgen, dass Sayers sich vielleicht geirrt haben könnte. Vielleicht gab es diesen Stalker tatsächlich. Vielleicht hatte Maggie zumindest in dieser Beziehung die Wahrheit gesagt.
Trace lehnte sich zurück. Er wollte nicht über diese Begegnung mit einer weiteren Frau denken, der er nicht vertrauen konnte. Seine Bürotür wurde geöffnet, und Annie kam herein. Sie wartete nie seine Aufforderung ab.
„Detective Sayers ist hier. Er möchte mit dir über die Informationen reden, die du ihm hast zukommen lassen.“
Trace richtete sich gerade auf. „Schick ihn rein.“
Mark kam ins Büro und schloss die Tür hinter sich. Wie immer war sein hellbraunes Haar etwas zerzaust und sein J.-C.-Penney-Anzug leicht zerknittert.
„Parker hat ein Alibi“, sagte er ohne Einleitung. „Seine Frau behauptet, er wäre den ganzen Abend zu Hause gewesen.“
„Blödsinn.“ Trace stand auf. „Sie deckt ihn. Emily hat sich schon immer von Parker einwickeln lassen.“
„Wir haben immer noch die Anzeige wegen Veruntreuung. Der Bezirksstaatsanwalt ist dran. Er stellt eine Anklageschrift zusammen. Aber er will nichts unternehmen, bevor er nicht alles unter Dach und Fach hat.“
„Ich spreche mit Jason, sage ihm, was los ist. Er soll mit seiner Schwester reden und sie zur Vernunft bringen, damit sie die Wahrheit sagt.“
„Er weiß nichts von dem gestohlenen Geld?“
„Noch nicht“, sagte Trace. „Aber er wird demnächst die Firma übernehmen. Er muss darüber informiert werden.“
„Ist im Moment vielleicht keine gute Idee“, entgegnete Mark. „Es heißt ja, dass der Junge ein ziemlicher Hitzkopf ist. Er könnte zu demselben Schluss kommen wie du und versuchen, selbst was zu unternehmen.“
Trace dachte an den Sohn, der seinen starken Vater vergöttert hatte. „Da könntest du recht haben.“
„Wir sind an dem Fall dran, Trace. Wenn Parker seinen Schwiegervater umgebracht hat, wird er dafür bestraft werden.“
Trace nickte. „Die Beisetzung ist am Mittwoch. Wenn das vorbei ist, werden sich die Dinge etwas beruhigen. Ich werde selbst mit Emily reden, wenn ich ihr mein Beileid ausspreche. Ich werde ganz sicher nicht erwähnen, dass ihr nichtsnutziger Ehemann ein Vermögen von ihrem Vater gestohlen hat.“
Mark lachte. „Klingt gut. Lass mich wissen, wie es gelaufen ist.“
Trace begleitete seinen Freund aus dem Büro bis vor die Tür zu seinem unauffälligen braunen Chevy, der gut zu seinem billigen braunen Anzug passte.
„Was ist denn nun mit der Rothaarigen gewesen?“, erkundigte sich Mark, während er die Wagentür öffnete.
„Keine Ahnung. Sie ist nicht mehr meine Klientin.“
„Weise Entscheidung. Soweit ich weiß, hat sie die Polizei seitdem nicht mehr angerufen.“
„Das ist wohl gut, denke ich.“ Allerdings hatte Maggie ja immer gezögert, die Polizei zu verständigen. Sie ging nicht davon aus, dass ihr dort jemand half, und da hatte sie wohl recht.
Trace gefiel das Gefühl gar nicht, das ihn bei diesem Gedanken befiel.
„Wie gesagt, halte mich auf dem Laufenden.“ Mark schlüpfte hinters Steuer und fuhr vom Parkplatz. Trace ging in sein Bürozurück. Sein junger Mitarbeiter Sol Greenway arbeitete an seinem Schreibtisch in dem durch Glas abgeteilten Büro neben Trace. Sein Kopf war hinter zwei 40-Zoll-Bildschirmen verschwunden. Trace war nicht schlecht im Recherchieren, aber der Junge war besser. Er fand alles heraus, auf legale oder illegale Weise. Trace bemühte sich allerdings, ihn zu Letzterem nicht zu ermutigen.
Meistens jedenfalls.
Die Tür stand offen. Trace trat ein, und Sol blickte zu ihm hoch. „Was gibt’s, Chef?“
„Meinst du, du könntest dir Zugang zu einem alten Jugendstraffall verschaffen?“
Sol grinste. Er strich sich das glatte dunkle Haar aus dem Gesicht. „Aber sicher. Gib mir nur den Namen.“
„Margaret O’Connell. Ich kann dir ihre Adresse und Telefonnummer geben und was auch immer du benötigst.“
„Sollte nicht lange dauern.“ Sol knackte mit den Fingerknöcheln, eine Angewohnheit, die Trace ziemlich nervte. Dann flogen seine Hände wieder über die Tastatur.
Leise vor sich hin fluchend,
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