Engelsasche
Zeiten der Ritterlichkeit spielte. Vielleicht sieht er sich so.“
„So was wie der Ritter in der glänzenden Rüstung?“ Maggie verdrehte die Augen. „Jetzt mach mal halblang.“
„Könnte doch sein.“
„Das ist ja gruselig“, sagte Ashley, die ebenfalls in die Küche kam.
Trace presste die Lippen zusammen. „Allerdings.“
Es klopfte laut an der Tür, und Maggie fuhr zusammen. Sie schlug sich die Hand vor die Brust und wollte öffnen, aber Trace kam ihr zuvor. Er sah durch den Spion, dann zog er die Tür auf.
„Jason! Was machen Sie denn hier?“
Ein junger Mann kam herein, er war schätzungsweise eins fünfundachtzig groß, blond und sah umwerfend aus.
„Sie waren bei Emily“, sagte er aufgeregt. „Aber meine Schwester wollte mir nicht verraten, worüber Sie gesprochen haben. Jedenfalls ist sie völlig fertig. Ich möchte wissen, was Sie ihr erzählt haben.“
Trace schloss die Tür. „Jetzt beruhigen Sie sich bitte.“
„Ich beruhige mich nicht! Mein Vater ist tot. Ich glaube nicht, dass er sich selbst umgebracht hat, und Sie bestimmt auch nicht. Ich will wissen, was zum Teufel da vor sich geht!“
Trace atmete einmal tief durch. „Sie haben recht. Sie sollten wirklich die Wahrheit erfahren. Ich hätte es Ihnen letzte Woche sagen sollen. Wenn Sie sich beruhigen, können wir gleich jetzt darüber reden.“
Maggie spürte, wie seine Kampflust etwas nachließ. Jetzt schien er erst zu bemerken, welche Szene er hier im Haus anderer Leute heraufbeschworen hatte.
„Tut mir leid“, sagte er.
Trace wandte sich zu Maggie um. „Maggie, das ist Jason Sommerset, Hewitts Sohn. Jason, das ist Maggie O’Connell und dasist ihre Schwester Ashley.“
Jason nickte Maggie zu. „Nett, Sie kennenzulernen.“ Er trug eine perfekt sitzende braune Hose, einen kurzärmeligen burgunderfarbenen Sweater und teure italienische Mokassins. Als er sich an Ashley wandte, bekam er zuerst kein Wort heraus. Ihre Schönheit schien ihn sprachlos zu machen.
„Nett, Sie kennenzulernen, Jason“, sagte sie lächelnd, sodass er Zeit hatte, seine Worte wiederzufinden.
„Ganz meinerseits, Ashley.“
„Woher wussten Sie denn überhaupt, dass ich hier bin?“, wollte Trace wissen.
„Von Annie. Ich habe sie mehr oder weniger zum Reden gezwungen.“
Trace lachte. „Niemand zwingt Annie. Sie war bestimmt der Meinung, dass Sie ein Recht darauf haben, zu erfahren, was los ist.“ Er deutete mit dem Kopf zur Tür. „Wir können uns draußen unterhalten.“ Dann drehte er sich kurz zu Maggie um. „Ihr entschuldigt uns doch einen Moment, oder?“
„Die Terrasse ist sehr gemütlich, und da seid ihr ungestört. Draußen stehen auch Stühle. Ich bringe euch ein Glas Eistee.“
Jason starrte immer noch Ashley an. Sie besaßen beide die gleichen kristallblauen Augen, die sie gerade wie in einem Wettkampf jeweils auf den anderen gerichtet hatten, als ginge es darum, wer als Erster wegsah.
Trace legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. „Kommen Sie. Ich hätte meinem Instinkt trauen und Ihnen gleich sagen sollen, was los ist.“
Traces Bemerkung schien den Bann zu brechen, und Jason wandte sich zu ihm um. „Das wird aber wirklich Zeit.“
Die beiden Männer gingen durch die Glasschiebetür im Wohnzimmer nach draußen auf die Veranda, und Ashley sah ihnen hinterher.
„Wer ist das jetzt genau?“, fragte sie in einem betont desinteressierten Tonfall, der das genaue Gegenteil von Desinteresse verriet.
„Jasons Vater war Hewitt Sommerset, der Gründer von Sommerset Industries .“
„Jason sagte was von seinem Vater … Dass er nicht glaubt, er hätte sich selbst umgebracht. Glaubt Trace, dass er ermordet wurde?“
„Das will er herausfinden.“
Durch die Glastür beobachteten sie, wie Trace und Jason sich an den Gartentisch unter dem Sonnenschirm setzten, den Maggie nach dem Einzug ins Haus gekauft hatte.
„Gut aussehender Typ, was?“, sagte Maggie mit einem Seitenblick auf ihre Schwester.
Ashley zuckte die Schultern. „Die gut aussehenden Typen kenne ich zur Genüge. Die meisten sind es nicht wert.“
Maggie lächelte. „Es sollte aber schon noch ein paar davon geben, die in Ordnung sind.“ Ihr Blick wanderte zu Trace, der auf der Veranda saß, als wäre er hier zu Hause. Wenn er auch nur zur Hälfte so war, wie er schien, musste er zu den Guten gehören.
„Wird wohl so sein“, erwiderte Ashley wenig überzeugt.
„Jason scheint mir sehr nett zu sein.“
„Das scheinen sie alle“, entgegnete
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