Engelsasche
Carly.
Zumindest glaubte er das.
Sobald Maggie nach Hause kam, rannte sie ins obere Stockwerk, um die geliehenen Sachen auszuziehen. Ashley wartete an der Tür, als sie wieder herunterkam.
„War gestern Nacht alles in Ordnung?“, fragte Maggie. „Du hast nicht angerufen, also nehme ich an, dass nichts passiert ist.“
„Nichts vorgefallen.“ Ihre Schwester grinste wissend. „Hast du dich gestern Nacht amüsiert?“
Maggie musste lächeln. „Es war wirklich unglaublich. Bis auf den Auftritt seiner Exfrau heute Morgen jedenfalls.“
Ashleys Grinsen verschwand. „Trifft er sich immer noch mit ihr?“
„Er sagt, nein. Die Sache ist, Carly ist rothaarig, wie ich.“
„Und …?“
„Am ersten Tag, als ich ihn getroffen habe, sagte die Frau im Café, dass Trace auf Rothaarige steht. Vielleicht ist das der einzige Grund, warum er sich für mich interessiert. Er ist wohl irgendwie besessen in der Richtung.“
„Wenn du blond wärst und er eine blonde Exfrau hätte, würdest du gar keinen Gedanken daran verschwenden.“
Das stimmte. Sofort fühlte sie sich besser. Und Carly sah ihr eigentlich überhaupt nicht ähnlich. Sie war kleiner und kurviger. Auch ihr Haar war heller, mehr ein Kupferton. Carly war hübscher als Maggie, aber das ließ sich nun nicht ändern.
„Vielleicht hast du recht.“ Sie warf einen Blick zum Gästezimmer. „Macht Robbie gerade seinen Mittagsschlaf?“
Ashley nickte. „Hör zu, wir müssen mal was besprechen.“
Maggie machte sich auf den Weg zur Küche. „Okay, dann sprich.“ Ashley folgte ihr. „Ich möchte einen Tee“, sagte Maggie. „Willst du auch einen?“
„Ja, gern.“
Maggie öffnete den Kühlschrank und holte die Karaffe mit dem gesüßten Tee heraus, den sie dort immer vorrätig hatte.
„Da ist noch Schmorfleisch mit Burgundersoße von gestern Abend übrig.“
„Wow, das klingt gut.“ Seit ihre Schwester hier war, hatte Maggie wie eine Fürstin gespeist. Mit so einem Bonus hatte sie gar nicht gerechnet. „Aber ich muss zur Galerie. Heb mir was für ein Sandwich auf, wenn ich später wiederkomme.“
Maggie füllte Eis in zwei Gläser und goss den Tee ein, dann reichte sie Ashley eins. „Also was gibt’s?“
„Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Nicht dass du denkst, dass ich undankbar bin oder so was. Aber ich wohne jetzt hier schon seit zwei Wochen und sitze dir auf der Pelle. Es wird Zeit, dass ich mir einen Job suche. Ich muss Geld verdienen, damit ich für meinen Sohn sorgen kann.“
Maggie nahm einen Schluck Tee, um darüber nachzudenken. Tatsache war, dass sie ihre Schwester und Robbie inzwischen gern bei sich hatte. „Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, ich habe genug Platz hier.“
„Das ist nicht der Punkt. Ich habe mit Mrs Epstein gesprochen. Sie meint, sie hätte dich bisher noch nicht kennengelernt, aber sie ist deine Nachbarin aus dem Haus nebenan. Ich habe sie draußen auf ihrer Terrasse gesehen und bin mit ihr ins Gespräch gekommen. Sie ist wirklich nett, und sie mag Kinder, vor allem so kleine. Ihr Mann ist vor vier Jahren gestorben. Ihre Tochter und ihr Sohn sind beide erwachsen und verheiratet. Sie hat sogar schon zwei Enkelkinder. Ich denke, es wäre wunderbar, wenn sie sich um Robbie kümmern würde, während ich arbeite.“
„Ich sag’s ja nicht gern, aber du hast doch gar keinen Job.“
„Ich weiß, aber es wird Zeit, dass ich mich darum kümmere. Ich bin wirklich eine gute Köchin, Maggie. Noch keine Chefköchin, aber gut genug, um eine Mittagsschicht oder so was in einem Restaurant zu übernehmen. Auf diese Weise wäre ich die meiste Zeit zu Hause, und Mrs Epstein könnte Robbie übernehmen, wenn ich arbeite.“
Das klang vernünftig. Wenn es andersherum gewesen wäre, hätte Maggie auch nicht gewollt, dass eine Verwandte für sie und Robbie sorgte.
„Okay. Warum machen wir es nicht so? Ich höre mich um und bitte Trace, sich auch umzuhören. Wir sehen, ob wir was finden können, ohne dass du Klinken putzen musst.“
„Das wäre super. Ich kann auch in den Zeitungsannoncen suchen, ob jemand eine Küchenhilfe braucht.“
„Na gut. Sieht so aus, als hätten wir einen Plan.“ Aus einem Impuls heraus umarmte Maggie ihre Schwester. „Ich bin so froh, dass du zu mir gekommen bist.“
Ashley erwiderte ihre Umarmung. „Ich auch.“ Sie setzten sich an die Frühstückstheke, und Ashley trank ihren Tee. „Mir ist auch klar, dass du noch nicht so gedacht hast, als ich zuerstvor deiner
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