Engelsasche
müssen. Heute überkam ihn der Drang, vor lauter Erleichterung zu grinsen.
„Haben Sie das Geld?“, fragte der Mann mit leicht heiser klingender Stimme.
Richard reichte ihm den Umschlag, die zweite Rate wie abgesprochen, weitere fünfzehntausend in Hundertdollarnoten. Dreißigtausend war eine satte Summe, aber er hatte den Besten gewollt. Wie es aussah, hatte er ihn auch bekommen.
„Danke.“ Er konnte kaum glauben, dass er jemandem dafür dankte, einen Brand gelegt zu haben. Aber seit diesem Abend im Hafen hatte sich alles in seinem Leben verändert.
Der Mann erwiderte nichts, drehte sich einfach um und ging wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. Der Saum seines Trenchcoats flatterte im Wind, als er in einem Wäldchen auf der anderen Straßenseite verschwand.
Es war vorbei. Die Gefahr war beseitigt. Zum ersten Mal seit Wochen konnte er wieder nach vorn blicken, statt ständig an dieVergangenheit denken zu müssen.
Richard atmete erleichtert aus.
Als Maggie das Klopfen hörte, beeilte sie sich zur Tür zu kommen. Das Alarmsystem war eingeschaltet. Trace hatte ihr gezeigt, wie es funktionierte, und ihr versichert, dass niemand unentdeckt ins Haus käme. Sie erwartete keine Besucher. Trace arbeitete im Büro. Sie war mit Rowdy allein im Haus.
Der Hund stand neben ihr. Mit aufgestellten Ohren und die schwarz-weiße Schnauze nach oben gewandt, lauschte er auf die Geräusche von der Veranda. Nicht besonders beunruhigt lugte Maggie durch den Spion, dann juchzte sie erfreut.
Schnell tippte sie den Code der Alarmanlage ein und beeilte sich, die Tür zu öffnen. „Roxanne! Ich kann es kaum glauben, dass du hier bist! Himmel noch mal, als ich heute Morgen angerufen habe, bin ich nicht davon ausgegangen, dass du gleich den nächsten Flieger nimmst und zurückkommst!“
Die große schlanke Brünette kam ins Wohnzimmer und zog Maggie in die Arme. „Machst du Witze? Du rechnest nicht damit, dass ich nach Hause komme, wenn jemand versucht, meine beste Freundin umzubringen?“
Maggie seufzte. „Ich glaube nicht, dass er mich umbringen wollte.“ Sie führte Roxy in die Küche. „Ich war in der Nacht ja nicht mal zu Hause.“ Heute Morgen hatte sie Roxy in New York angerufen. Nach allem, was passiert war, hatte sie das dringende Bedürfnis verspürt, mit der Freundin zu reden.
„Ich habe gesagt, er soll mich in Ruhe lassen, und den Hörer aufgeknallt. Wahrscheinlich ist er deshalb wütend gewesen und wollte mich bestrafen.“
„Dich bestrafen? Du hast doch nichts getan! Ich hoffe, die finden diesen Scheißkerl und einer erschießt ihn.“
Maggie lachte. „Es tut mir leid, wenn du den Eindruck hattest, du müsstest herkommen. Aber ich freue mich so, dass du hier bist.“
Roxy lächelte. „Ich hab dich auch vermisst.“ Sie verdrehte dieblauen Augen und schüttelte ihr weiches dunkles Haar, das sich an den Schultern wellte. „Außerdem habe ich mich gelangweilt. Wie lange kann eine Frau denn shoppen gehen?“
Maggie grinste. Sie fühlte sich so gut wie seit Tagen nicht mehr. „Trace ist gerade im Büro. Wie wäre es mit einem Glas Eistee?“
Ihre Freundin schnaufte. „Also mein Schatz, ich hätte lieber einen Martini. Aber ich nehme an, um diese Tageszeit werde ich mich wohl mit einem Eistee begnügen müssen.“ Während Roxy sich an den Küchentisch mit der Melamin-Platte setzte, füllte Maggie zwei Gläser mit Eiswürfeln und goss den kalten gesüßten Tee aus dem Kühlschrank darauf. Sie trug die beiden Gläser zum Tisch und setzte sich ihrer Freundin gegenüber.
„Ich denke, du solltest mir mal langsam berichten, was eigentlich vor sich geht“, sagte Rox. Sie blickte sich in dem ordentlichen, nostalgisch eingerichteten Raum um. „Es sieht so aus, als hätte sich seit meiner Abreise eine Menge geändert.“
Maggie nahm einen Schluck Tee. „Das kann man so sagen. Ich habe unerwarteten Familienzuwachs bekommen, die erste Etage meines Hauses ist ein rauchender Haufen Müll, und derjenige, der das getan hat, läuft noch irgendwo herum.“ Sie hatte ihr schon am Telefon einiges berichtet, ging aber nun ins Detail. Sie erzählte ihrer Freundin alles über den Stalker, ihre Schwester und den Kleinen, Jason Sommerset und das Feuer.
„Sprichst du von dem Jason Sommerset, dem Sohn von Hewitt Sommerset?“
„Genau von dem. Jason ist ein Bekannter von Trace. Er hat Ashley jetzt unter seine Fittiche genommen. Rox, meine Schwester ist wunderschön. Und sie ist entzückend. Jason scheint total
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