Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
blicken. Ich war gerade am Überlegen, ob ich noch weiter warten sollte oder ob es sinnlos wäre, als ich hinter mir eine tiefe Stimme wahrnahm.
»So allein im Dunkeln hier? Du wirst noch erfrieren.«
Ruckartig drehte ich mich um, denn dies war die Stimme, auf die ich die letzten Tage so sehnsüchtig gewartet hatte. Ich schaute in zwei wunderschöne hellblaue Augen, die mich anstrahlten. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich aufsprang und Jadon in die Arme eilte.
»Geht es dir gut, ist alles okay mit dir?«, durchlöcherte ich ihn mit Fragen und ohne ihm die Möglichkeit auf eine Antwort zu geben, küsste ich ihn auch schon, was er liebend gerne, wenn auch nach wie vor noch etwas vorsichtig, erwiderte. Nach dieser von mir liebevollen Begrüßung drückte er mich sanft zurück, um mich besser anschauen zu können.
»Alles bestens. Und ja, du hast mir auch sehr gefehlt.« Mit diesen Worten streichelte er mir mit einer Hand über die Wange, zog mich mit der anderen zu sich heran und küsste mich mit purer Leidenschaft. Er holte danach mehrfach tief Luft und schien sich für einen kurzen Moment sehr stark zu konzentrieren, ehe es besser zu werden schien und er sich wieder mir zuwandte. Ich wusste, dass seine Vampirseite, auch wenn sie nicht so stark ausgeprägt war wie bei einem richtigen Vampir, sich gerne dem Duft meines Blutes hingeben würde, doch machte ich mir darüber keine Sorgen oder Gedanken.
»Ich hoffe, du hast hier nicht auf einen anderen Mann gewartet?«, gab er lächelnd von sich.
»Um ehrlich zu sein, habe ich hier tatsächlich auf einen anderen Mann gewartet. Aber nicht so, wie du denkst«, fügte ich schnell hinzu und erzählte ihm daraufhin die Geschichte mit meinen Eltern und ihrem Unfall sowie über den Mann, dem ich hier begegnet bin und sicher war, dass er bei dem Unfall dabei gewesen sein musste.
Während ich ihm aufgeregt alles berichtete, was ich wusste, waren wir zu seinem Auto gegangen und hatten uns reingesetzt. Erst als ich zu Ende erzählt hatte, bemerkte ich, wie mein Körper vor Kälte bereits zu zittern begonnen hatte. Jadon, immer ganz Gentlemen, war dies natürlich nicht entgangen und somit hatte er die Heizung längst aufgedreht, die mich nun langsam wärmen konnte.
»Nun, so wie du den Unfall schilderst, hört es sich für mich verdächtig nach Vampiren an. Aber bevor wir nicht noch mehr Details wissen, ist dies nur eine Vermutung.«
»Mein Gott, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Das würde die Sache mit der herausgerissenen Tür natürlich erklären, oder? Aber sagtest du nicht, dass Vampire ihre Opfer anders beschaffen. Und wenn sie unser Blut wollten, warum haben sie es sich nicht geholt?«
»Dem ist auch so, jedenfalls meistens. Wenn es sie sehr nach Blut dürstet, nehmen sie nichts anderes mehr wahr. Sie befinden sich fast wie in Trance und das nächstbeste Wesen, das ihren Weg kreuzt, ist erst mal gut genug. Aber merkwürdig finde ich diese Vorgehensweise trotzdem. Irgendetwas stimmt da nicht. Es sieht sehr nach Vampiren aus, zumindest auf den ersten Blick für mich, aber schlüssig ist es dennoch nicht.«
Er runzelte die Stirn, während mir bei dieser neuen Möglichkeit heiß und kalt gleichzeitig wurde. Ich musste meine Theorien ganz neu überdenken. Ich hatte nicht an einen Unfall geglaubt, ja, aber auch nicht daran, dass es Vampire hätten sein können. Ich ärgerte mich, dass ich nicht von allein darauf gekommen war, jetzt, wo ich doch von der Existenz dieser Wesen wusste.
Wir fuhren mit seinem Auto zu mir nach Hause und gingen zusammen auf mein Zimmer. Mein Auto, das sich jetzt noch auf dem Parkplatz vor dem Zeitungsverlag befand, wollte er mir später noch schnell vorbeibringen.
»Wenn du willst, kann ich mich ja mal vorsichtig umhören, ob einer von uns noch etwas von damals weiß«, schlug er mir vor. »Danke, das wäre wirklich lieb. Und jetzt lass uns das Thema wechseln.«
Ich wollte an diese neue Möglichkeit erst später nachdenken, da sie mir mehr Angst einjagte, als ich mir eingestand. Und vor allem wollte ich jetzt ausgiebig Zeit mit Jadon verbringen. Später am Abend verabredeten wir uns noch für den morgigen Tag, wo er mich abholen und zu sich nach Hause mitnehmen wollte. Natürlich machte ich mir Gedanken, ob seine Familie mich wohl mögen würde, dies winkte er aber lächelnd ab.
Er hatte mir mein Auto noch am gleichen Abend gebracht, holte mich am nächsten Morgen allerdings von zu Hause ab und nach der letzten Vorlesung an der
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