Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
eigentlich.«
»Nur bei Vampiren?«, wollte nun Barachiel wissen.
»Ja. Das heißt, nein. Auch bei Arthur, der die Wunde damals versorgt hat.«
»Gut. Weiter.«
»Ja, dann kann ich noch die Anwesenheit allgemein spüren.«
»Erkläre dies doch bitte genauer, oder müssen wir dir alles aus der Nase ziehen«, sagte Barachiel genervt und Jeremiel wies ihn mit einem scharfen Blick an, dies zu unterlassen, woraufhin er entschuldigend mit seinem Kopf nickte.
»Ich spüre in meinem Körper die Anwesenheit von Vampiren, von Slinnern und von Engeln. Ist es so genehm?«
»Sicher. Du machst das sehr gut. Verzeih Barachiel für seine Ungeduld. Du konntest unsere Anwesenheit also spüren, dennoch warst du überrascht, als wir dich grüßten!«
»Ja, aber nur, weil ich die Richtung noch nicht deuten kann. Cyrill meint, mit etwas Übung müsste ich auch das besser in den Griff bekommen.« Jeremiel nickte wissend und schaute mich mit fragenden Augen weiter an.
»Und dann scheine ich wahrscheinlich, also irgendwie, die letzten Bilder und Empfindungen von Verstorbenen zu sehen und zu fühlen.«
»Was?«, riefen Michael und Barachiel wie aus einem Munde und Jeremiel drehte sich ihnen kurz zu, woraufhin sie wieder verstummten.
»Erzähl mir bitte mehr darüber, Enya.«
Also holte ich aus und erzählte ihm die ganze Geschichte mit Alices Verschwinden, meinem Traum über sie, wodurch wir sie fanden und was ich gesehen und gespürt hatte, als ich sie berührte. Als ich zu Ende gesprochen hatte, bemerkte ich einige kleine Tränen, die mir die Wangen herunterkullerten und schnell wischte ich sie ab. Den anderen schien dagegen für kurze Zeit die Sprache wegzubleiben, denn sie nickten nur leicht und ich konnte sehen, wie angestrengt Jeremiel nachdachte, ehe er sich mir wieder ganz zuwandte.
»Bitte zeig uns nun noch deine Flügel.«
Ich war so stolz auf mich, dass ich meine gigantischen wunderschönen Flügel mittlerweile so gut unter Kontrolle hatte. Für mich fühlte es sich an, als wären sie endlich ein Teil von mir, der mir immer gefehlt hatte. Somit war es jetzt auch ein Leichtes für mich, diese hervorzubringen und in voller Pracht vor ihnen zu stehen.
»Meine Güte«, sagten sie und langsam kamen alle drei auf mich zu und umrundeten mich bestaunend. Es wunderte mich schon etwas, denn immerhin war ich ja nicht die Erste mit Engelsflügeln. Dann durfte ich die Flügel auch schon wieder verschwinden lassen.
»Erstaunlich. Für einen Halbengel, wie du es bist, erstaunlich.« Das war alles, was er zu sagen hatte. Die drei erhoben sich plötzlich mit ihren weißen Flügeln und schwebten leicht über mir.
»Und was jetzt? Was heißt das?«, rief ich ihnen fragend zu.
»Ich werde Clayton von dir berichten. Danach werden wir wieder auf dich zurückkommen und du erfährst Weiteres.«
Mit diesem Satz ließen sie mich allein zurück und verschwanden.
Noch ungenauer ging es wohl nicht. Ich war sauer auf diese drei Engel und auf diesen Clayton. Er hätte ja auch gleich mitkommen können. Immerhin habe ich ihnen gerade alles, was mich betrifft, anvertraut. Oder war es vielleicht doch ein Fehler gewesen? Hätte ich das gar nicht machen dürfen? Was ist, wenn dieser Clayton mir nicht wohl gesonnen war ... aber sie schienen durchaus positiv überrascht zu sein, was meine Fähigkeiten anging und ich fühlte mich auch nicht wie in einem Test durchgefallen.
Ich hatte kein gutes Gefühl mehr, was diese ganze Engelssache anging. Eigentlich hatte ich jetzt gar kein Gefühl mehr. Ich wusste nicht, ob es richtig war, ihnen alles zu offenbaren oder nicht. Aber es war passiert und nun konnte ich nicht anders, als abwarten, was kommen würde.
Ich flog durch den bereits einsetzenden Regen zurück zu den Klippen, sammelte meine Tasche auf und ging zurück zu meinem Wagen. Ich konnte es kaum abwarten, den Cartwrights von dem Besuch zu erzählen und war gespannt, wie ihre Meinung dazu sein würde.
12
Entscheidung
Es waren nun schon zwei weitere Tage vergangen und noch immer hatte ich nichts von den Engeln oder von Jadon gehört. Wie so oft ging ich auch heute mit Stewart in Danas Diner und natürlich aßen wir wie immer das Gleiche. Ich biss gerade in meinen Burger, als Stewart mich mit ernster Miene anschaute. Ein für mich völlig unerwartetes Mienenspiel mir gegenüber. Durch seinen Beruf als Polizist hatte ich ihn zwar schon so gesehen, aber noch nie hatte er diesen Blick bei mir angewandt.
»Hör zu, ich denke, wir müssen
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