Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
die Couch. Ich zog die Beine an und verschränkte meine Arme darum.
»Also, dieser Clayton war nicht dabei. Aber unter anderem Jeremiel, der auch die meiste Zeit mit mir gesprochen hat. Ich musste ihnen erzählen, über welche Fähigkeiten ich jetzt verfüge und sie wollten meine Engelsflügel sehen. Mann, die Gesichter hättest du sehen müssen. Jedenfalls ist dann gar nichts passiert. Er meinte nur, sie würden diesem Clayton Bericht erstatten und dann würde ich wieder von ihnen hören.«
»Also abwarten.«
»Also abwarten, ganz genau.«
Wir besprachen mögliche Entscheidungen der Engel und was sie für mich, beziehungsweise uns, bedeuten würden. Dann redeten wir noch über Italien und einige andere Dinge, um uns abzulenken. Es war schon sehr spät und mir fielen fast die Augen zu. Jadon hatte versprochen bei mir zu bleiben und so legte er sich schließlich neben mich in mein Bett und binnen weniger Sekunden war ich in seinen Armen eingeschlafen.
Ich träumte schlecht, immer wieder sah ich blutrote Augen und fühlte einen kurzen heftigen Schmerz am Hals. Ich wachte mit rasendem Herzen auf und fühlte mit meinen Fingern nach meinem Hals, aber alles war in Ordnung. Durch das offen stehende Fenster konnte ich die langsam aufgehende Sonne sehen und eine kühle Brise wehte mir entgegen. Sofort begriff ich, dass ich allein war, aber nach einigen schnellen Herzschlägen beruhigte ich mich wieder. Es kam selten vor, dass er mich nachts allein ließ, aber daran hatte ich mich gewöhnt und fand es auch nicht schlimm.
Ich konnte sowieso nicht mehr einschlafen, also machte ich mich schnell fertig, zog mir zuletzt noch Schuhe und Jacke an und griff nach den Schlüsseln, die ich gestern unachtsam auf den kleinen Telefontisch geworfen hatte. Die Haustür knallte hinter mir ins Schloss, während ich bereits meine Autotür aufmachte und mich hinters Steuer setzte.
Ich brauchte nicht zu klingeln, da Annabelle mir bereits entgegenkam und die Tür öffnete, als ich die drei Stufen zu ihrem Haus mit einem Satz nahm. Meine Narbe schmerzte, wenn Arthur in der Nähe war, aber auch daran hatte ich mich gewöhnt. Nicht aber an das, was mich gleich erwarten sollte.
»Pünktlich auf die Minute.«
»Hallo, Annabelle. Ist Jadon schon da?«
»Ja, und nicht nur er.« Sie schaute mich mit ihren großen Augen an und etwas in ihrem Blick schien mich zu warnen.
Sie führte mich durch den großen breiten Flur ins geräumige Wohnzimmer, wo neben den anderen Cartwrights zwei weitere Gestalten standen und zu warten schienen. Einen von ihnen erkannte ich sofort wieder. Es war Jeremiel und ich war mir ziemlich sicher, dass der andere Clayton sein musste. Von Arthur wusste ich, dass Clayton so eine Art Engelsanführer war und Jeremiel war seine zweite Hand. Zwei wichtige und sehr einflussreiche Geschöpfe, wie er mir immer wieder klar gemacht hatte.
»Hallo, Enya. Gut, dass du jetzt hier bist«, sagte Arthur und deutete auf die beiden Männer neben ihm.
»Jeremiel kennst du ja noch und darf ich dir nun vorstellen: Clayton!«
»Es ist mir eine außerordentliche Freude, dich endlich persönlich kennenzulernen, Enya.« Clayton nickte mir zu und ich tat es ihm gleich.
»Du brauchst nicht nervös zu sein, Enya. Ich wollte dich zum einen natürlich persönlich kennenlernen und zum anderen steht unsere Antwort ja noch aus, auf die du sicherlich schon ungeduldig wartest.«
Auch davor hatte mich Jadon gestern Abend noch gewarnt. Gegenüber diesen Engeln durfte ich weder meine Ungeduld oder Nervosität, geschweige denn Gefühle wie Rache oder Wut zeigen. Also versuchte ich mich wieder in gelernter Position, schaute kurz zu Jadon, der entschuldigend nickte.
»Ich bin nicht nervös und auch nicht ungeduldig. Möglicherweise etwas neugierig«, erwiderte ich betont lässig, ohne zu übertreiben. Dass ich durchaus ungeduldig war und jetzt zudem auch noch nervös wurde, schien keiner von ihnen zu bemerken. Nicht einmal dieser Clayton.
»Wir sind sehr zufrieden mit dir. Auch nach Rücksprache mit Arthur und unserer eigenen Beurteilung sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass du dich bereits sehr gut entwickelt hast und offenbar ist vieles an dir sogar noch ausbaufähig, was aber auch normal ist. So geht es jedem mit neuen Fähigkeiten. Ich gebe zu, wir haben nicht daran geglaubt, zumal du nun zur Hälfte ein Mensch bist und ein Engelseinfluss, wie er bei dir vorhanden ist, schien uns völlig undenkbar. Aber deine Mutter scheint recht zu behalten, dass
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